VISION 20001/2024
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Gelebter Glaube erneuert die Kirche

Artikel drucken (Herbert Madinger †)

Wer kann dieser tödlich verwundeten Welt helfen? Wer führt sie zum Frieden, zur Liebe und Selbstzucht? Nicht die Politiker, nicht die Wissenschaft und Wirtschaft, nicht der Marxismus kann helfen. Sondern im Wesentlichen die Kirche. Denn die Probleme der Welt sind an ihrer Wurzel geistiger Natur. ,,Die Kirche ist die unzerstörbare Keimzelle der Einheit, der Hoffnung und des Heiles“, so sagt das Konzil.
Aber die Kirche ist derzeit selber in einer fundamentalen Krise. Denn das Fundament der Kirche wird brüchig, wenn man das Evangelium nicht lebt. Wer das Evangelium lebt, der findet immer tiefer zum Glauben: „Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht (Joh 3, 21), „Wenn ihr in meinem Wort bleibt ... werdet ihr die Wahrheit erkennen (Joh 8,31f). Aber im Verlauf der Neuzeit hat sich der Mensch immer mehr zum Zentrum des Lebens gemacht und Gott aus dem Zentrum verdrängt und das Evangelium immer weniger gelebt. Da begann der große Zweifel an Gott und am Wort Gottes. (…)
Die Zweifler werfen Jesus vor, Er habe sich in grundlegenden Dingen geirrt: in der Naherwartung des Weltendes, in der maßlos übertriebenen Macht des Bösen, im katastrophalen Weltende, in der Darstellung jenes Richter-Gottes, der alle menschliche Freiheit erdrosselt. Die Zweifler sagen ganz offen: ,Wir denken heute ganz anders über Gott, Welt, Mensch und Zukunft.“ Sie halten das Evangelium für eine Sammlung von Mythen und Legenden, die nur wenig mit der tatsächlich geschehenen Geschichte zu tun haben.
Das Schlimmste ist die Zwei-Deutigkeit, das Ja und Nein zugleich, denn das ist der Tod der Wahrheit. Nur wenige maßgebliche Christen sagen ganz offen, dass sie an die Gottheit Christi nicht mehr glauben. (Dieses ehrliche Nein hört man eher unter den Evangelischen, aber selten unter den Katholiken.) Die Zwei-fler sagen meist Ja und Nein zugleich: Sie bekennen ihren Glauben an die Gottheit Christi, entwerten aber zugleich die biblischen Grundlagen des Glaubens (Enthistorisierung und Entmythologisierung des Evangeliums, Zweifel am Wunder, an den Selbstaussagen Christi, an den Auferstehungs-Berichten, an der apokalyptischen Schau der Welt); sie verkünden die Absolutheit Christi (,,Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“), reihen aber das Christentum in die Weltreligionen ein und Christus in ein Pantheon der Götter; sie verwenden schillernde Worte und Bekenntnisformeln, in die jeder hineindeuten kann, was er will, den Glauben an die Gottheit Christi oder den Un-Glauben. Die Christen sind verwirrt, wenn sie heute zum Tisch des Herrn eingeladen werden, aber zugleich hören: Christus habe keine Kirche gründen wollen, keinen Taufbefehl gegeben, keine neue Liturgie gestiftet, keine Eucharistiefeier eingesetzt, kein besonderes Priestertum gewollt, keine eigene Moral verkündet. Die Erneuerung der Kirche gelingt nur vom Fundament her, vom gelebten Evangelium. Nur der gelebte Glaube kann die Kirche wieder stark machen und heilkräftig für die Welt. Hilf mit, die Menschen zum gelebten Glauben zu führen!
Der Glaube ist ein „Schauen“ des unsichtbaren Gottes. Gott gibt uns ein inneres Licht, das jeden Menschen erleuchtet. Aber nur die Beter wissen um dieses innere Glaubenslicht aus ur­eigenster Erfahrung. Sie kennen das Antlitz Gottes, das ihnen im Gebet aufleuchtet. Hab Mut, Freund, und beginne tiefinnig zu beten! Nimm Dir Zeit und Muße für dieses Gott-Schauen, Tag um Tag. Aber Du brauchst Demut dazu. Denn Du darfst nicht beten, um das Licht zu schauen, sondern um Gott zu finden. Suche Ihn aus innerstem Herzen, dann wird Er sich Dir offenbaren: ,,Ich preise dich, Vater, weil du all das den Kleinen offenbart hast!“ (Mt 11,25) Nur eine betende Christenheit wird wieder zur starken Kirche.

Herbert Madinger (1922-2010),  einer der großen Missionare in Österreich, Gründer der Kath. Glaubens­information. Der Text ist ein Auszug aus die Zeichen dieser Zeit, Teil 2, Kath. Glaubensinformation, Kirchenplatz 1, A-2625 Schwarzau/Stf

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