Was gibt Hoffnung in diesen Tagen, die von Krisen, Kriegen, Kontroversen auch in der Kirche geprägt sind? Es sind Menschen, die sich auf Christus einlassen und Zeugnis vom Wirken Gottes in unseren Tagen geben können. Der Autor des folgenden Beitrags gehört einer Gemeinschaft an, die missionarisch an Hochschulen tätig ist. Erfüllt vom Wunsch, sich noch mehr in den Dienst der Evangelisierung zu stellen, kehrte er kürzlich von SEEK24, einem Treffen von 19.000 Mitgliedern der Gemeinschaft, nach Österreich zurück.
Das Treffen von FOCUS (Felloship of Catholic University Students – Gemeinschaft katholischer Studenten) in St. Louis, USA, war die beste und beeindruckendste Konferenz, auf der ich jemals gewesen bin. Heuer nahmen über 19.000 junge Menschen, davon mehr als 100 Studenten aus Europa, teil. Auch Kardinal Rainer Maria Woelki und Bischof Stefan Oster kamen angereist, um diese einzigartige Konferenz zu erleben.
Ehepaar Vayda mit seinen vier Töchtern |
Ich hatte das Privileg, viele der Sprecher persönlich kennen zu lernen und war zutiefst beeindruckt von diesen reifen Persönlichkeiten und ihrem fruchtbaren Wirken. Durch sie wird es für mich greifbar, was es heißt, Jesus zu lieben, Ihm nachzufolgen, sich von Ihm durchdringen und umformen zu lassen. Sie haben in mir den festen Entschluss reifen lassen, alles daran zu setzen, in meiner Weise so einen Weg zu gehen. Ich möchte Jesus radikal dienen und werde nicht aufhören, Ihm täglich den ersten Platz in meinem Leben einzuräumen! Mit dieser neu gestärkten Überzeugung gehe ich nun in die nächsten Wochen, Monate und Jahre!
Diese Konferenz zeugte von der Kraft des „kleinen Weges der Evangelisierung“. Er besteht in dem, was Jesus mit Seinen Jüngern gelebt hat: Er hat sie aufgefordert, alles zurückzulassen, um mit Ihm zu gehen. Er hat mit ihnen Seinen Alltag geteilt und Unmengen an Zeit mit ihnen verbracht. Er hat ihnen das Evangelium nicht von einer Kanzel verkündet, sondern es täglich mit ihnen gelebt: Sie hatten ständig Gespräche darüber, was wesentlich im Leben ist und worum es im Himmelreich geht. Er wies sie oft zurecht und offenbarte ihnen, was es heißt, einander zu lieben und zu dienen. Und sie bezeugten Sein missionarisches Wirken, die einfachen Begegnungen mit viel Liebe und die großen Heilungen. Schließlich wurden sie von Ihm selbst auf Mission ausgesandt.
Diesen „kleinen Weg“ wollen wir Missionare gehen.
Wie fruchtbar dieser Dienst sein kann, habe ich an mir erlebt. Am Beginn meines Studiums sprach mich nämlich ein Priester an, der von FOCUS berührt worden war, und lud mich zu einem Gospel Chor ein, den er gegründet hatte, damit Studenten Jesus wieder kennen lernen. Zu diesem Zeitpunkt spielte Glaube keine Rolle in meinem Leben. Doch durch seine Freundschaft fand ich in eine lebendige, christliche Gemeinschaft hinein. In den folgenden Jahren wurde dieser Priester für mich zusätzlich zum Mentor, geistlichen Begleiter und Vorbild. Als ich einmal wirklich am Boden war, war er da und konnte die (unbequeme), aber lebensspendende Wahrheit des Evangeliums in mein Leben hineinsprechen. So durfte ich eine tiefe Bekehrung erfahren.
Seither bin ich auf dem Weg, die Fülle des katholischen Glaubens immer tiefer zu durchdringen und zu leben und habe so eine Freude und so ein Feuer erfahren, dass ich nicht anders konnte, als es weitergeben zu wollen.
Ich bin nun seit sechs Jahren selbst Missionar bei FOCUS und lebe den „kleinen Weg“ intensiv. Dutzende junger Menschen durfte ich kennen und lieben lernen, sie auf einem umwandelnden Weg im Glauben begleiten. Es ist immer wieder unglaublich, wenn junge Leute, die in sich selbst und den Wegen der Welt verstrickt sind, in Christus lebendig werden und dann beginnen, selbst wiederum in andere zu investieren.
Als ich für ein Jahr Missionar in Missouri war, traf ich Jake, einen Studenten. Er war ein durchschnittlicher Typ, der angefangen hatte, sich für den Glauben zu interessieren. Als ich ihn nun vier Jahre später auf der SEEK24 wieder sah, erkannte ich ihn kaum wieder. Er strahlte eine Freude aus, die ich nicht beschreiben kann und war sichtlich auch körperlich aufgeblüht. In seinem Blick lagen eine Klarheit und Offenheit, die nur von Christus kommen können. Aber damit nicht genug, voller Stolz stellte er mir seine Frau vor. Beide sind keine 25 Jahre und nun gemeinsam Missionare. Sie geben die Liebe Christi, die sie erfahren haben an andere junge Menschen weiter!
Der Schlüssel auf diesem Weg ist für mich einerseits das tägliche persönliche Gebet mit der Heiligen Schrift und der regelmäßige Empfang der Sakramente. Andererseits geht es darum, selbst immer von jemandem zu lernen, um anderen etwas von dem weiterzugeben, was ich selbst schon begriffen habe. Tiefe Freundschaften und insbesondere christliche Kleingruppen sind daher seit vielen Jahren fixer Bestandteil meines Lebens.
Auf dem kleinen Weg entsteht Vertrautheit mit Jesus: Nimm dir eine tägliche Gebetszeit, lies in der Bibel, lerne die Schönheit der katholischen Lehre durch Bücher und Vorträge kennen, verabrede dich mit deinem Ehepartner oder Freunden, um über das zu reden, was dich bewegt… Und bitte den Herrn, dir zu zeigen, wen in deinem Umfeld du näher kennen lernen könntest. Lade ihn zu dir nach Hause ein, interessiere dich aufrichtig für ihn – und „sei jederzeit bereit, Rede und Antwort zu stehen, über die Hoffnung, die dich erfüllt!“ (vlg. 1 Petr 3,15)
DI Clemens Vayda, seit 2015 glücklich verheiratet, stolzer Vater von vier Töchtern. Nach dem Elektrotechnik-Studium entschieden sich er und seine Frau, ihre ganze Zeit in das Reich Gottes und ihre Familie zu investieren. Seit 2018 arbeitet Clemens bei FOCUS als Missionar, um andere mit dem „kleinen Weg“ zu berühren und sie zu gewinnen, in die Mission zu investieren. Weitere Infos:
focus.europe@focus.org