VISION 20001/2024
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Gott schenkt Erneuerung – auch durch uns

Artikel drucken (P. Paul Weingartner OCD)

Unser allerbester Beitrag zur Erneuerung der Kirche und Gesellschaft ist unsere vollkommene Hingabe an die Vorsehung Gottes. Diese Hingabe verwirklichen wir in unserem Gehorsam gegenüber dem Heiligen Geist, der uns ohne Unterlass eingehaucht wird, wenn wir uns für Ihn offenhalten. Er schafft die Verbundenheit zwischen Gott und uns und bewirkt, dass wir uns Jesus angleichen. Der Beitrag, den wir leisten, ist das Bemühen, Jesus gut kennenzulernen, um Ihn verstehen und nachahmen zu können.
Als erfahrene Jüngerin Jesu sagte Edith Stein: „Gott verlangt nichts vom Menschen, ohne ihm zugleich die Kraft dafür zu geben.“
Edith Stein ist davon überzeugt, Gott selbst schenkt uns die Fähigkeit zu lieben. Wenn Er erwartet, dass wir lieben, sollen wir wissen, Er verlangt nichts Unmögliches:
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Das gilt ohne Bedingungen und ohne Abstriche. Der Nächste ist nicht der, den ich mag. Es ist ein jeder, der mir nahekommt, ohne Ausnahme. Wieder heißt es: Du kannst, denn du sollst! Es ist der Herr, der es verlangt, und Er verlangt nichts Unmögliches. Ein natürlicher Widerwille wird sich vielleicht noch eine Zeitlang behaupten: Aber er ist kraftlos und vermag das Verhalten nicht zu beeinflussen, das von der übernatürlichen Liebe geleistet wird. In den meisten Fällen wird der natürliche Widerwille bald vor der Übermacht des göttlichen Willens weichen.“
Edith Stein sieht in der Erwartung Gottes an uns Menschen einen Hinweis auf unser Können. Sagt nicht Jesus selbst: Er ist der Weinstock und wir die Rebzweige, durch welche Er Früchte für die Welt bringt? (Joh 15) Wohnt Jesus in uns, dann hat unsere Menschennatur die Bedeutung der Rebe. Auf geheimnisvolle Weise strömt Jesu Leben über in unser Dasein. Konkret erlebbar wird das Teilnehmen am Leben Jesu durch das, was der Heilige Geist in uns bewirkt.
Paulus gibt uns dazu einen schönen Überblick: Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit. (Gal 5, 22f) Wenn Paulus von der „Frucht des Heiligen Geistes“ spricht, meint er nicht unseren Geist, unseren tüchtigen Verstand oder unseren starken Willen, sondern das Wirken des Gottesgeistes.
Nochmals mit dem Bild vom Weinstock gesprochen: Jesus will nicht, dass wir Weinstock „spielen“ und Liebe und alle weiteren Früchte „produzieren“. Nein, wir als Reben nehmen uns selbst vom Weinstock entgegen, wachsen aus ihm heraus, werden von ihm gehalten und genährt. Der Weinstock gibt uns das Leben und bringt durch uns die Früchte für die Welt.
Die Rebe, also wir Christen, kommen von Christus und geben an die Welt weiter, was Christus durch uns der Welt schenken will. Wir leben gleichsam eingespannt zwischen Christus und den Mitmenschen. Das bedeutet für uns Erfüllung und Dienst, Freude und Leiden.
Seien wir ohne Sorge, der Weinstock weiß genau, wo und in welchem Klima er durch uns die besten Früchte bringt. Wo er ist, sind auch wir, und wo wir sind, da ist auch er. Als Reben begegnen wir unserem Nächsten nach dem Motto: Wie Gott mir, so ich dir.

Auszug aus dem Buch Lebenskraft - die von innen kommt. Siehe Besprechung Seite 21.

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