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Caterina Maria Sudrio

Artikel drucken Botschaft an uns (Von Elmar Lübbers-Paal)
 
Caterina Maria  Sudrio  

Grabfeld G, Stein-Nummer 633 auf dem Friedhof von Vicenza. Hier ruht der Leichnam eines am 26. Juli 2014 mit gerade einmal acht Jahren verstorbenen Mädchens, das im Ruf der Heiligkeit aus der Welt schied und dessen Selig­sprechung erwogen wird. Doch was ist es, dass ein kleines Kind, das doch noch keine großartigen Werke vollbringen konnte, zu einem Vorbild im Glauben macht?
Am 1. Juni 2006 wird Caterina Maria in Benevento geboren. Am Fronleichnamsfest des selben Jahres erfolgt die heilige Taufe der Neugeborenen. Caterina ist das letzte von zehn Kindern des Ehepaares Francesco Sudrio und Maria Rosaria Duraccio. Die Familie zieht um und lebt glücklich in Frigento, das in der Provinz Avellino liegt.
Im Grunde ist die kleine Caterina ein ganz normales Mäd­chen, das gern Süßigkeiten isst, sich schick kleidet und viel Wert auf ihre gepflegten Haare legt, die sie mit Ausdauer bürstet. Mit ihren Schwestern schaut sie gern im Fernsehen Cartoons an, über die sie beherzt lachen kann. Was sie gar nicht mag, ist, wenn sich unter den Geschwistern Streit ergibt. Dann geht sie dazwischen und rügt: „Wir sollen uns nicht streiten. Jesus mag das nicht. Wir müssen einander lieben!“
Caterinas Innenleben ist fröhlich und freundlich. In ihr verbirgt sich eine tiefe Frömmigkeit. Das mag auch daran liegen, dass sie unweit der Wallfahrtskirche Maria vom Guten Rat in Frigento wohnt. Für die dortige Seelsorge ist der Orden der Franziskaner der Immakulata zuständig, zu dem die Familie gute Kontakte pflegt. Die Eltern sind Tertiare des Ordens und drei ältere Schwestern von Caterina werden Franziskanerinnen der Immaculata.
Alles, was mit Jesus, der Kirche und den Heiligen zu tun hat, interessiert das kleine Mädchen. Nach den Heiligen Messen, die in der überlieferten, tridentinischen Form gefeiert werden, hilft sie dem Mesner. Dabei lernt sie akribisch die lateinischen Namen aller Kirchengeräte und -einrichtungen auswendig. Ihre Liebe zu Jesus drückt sich wohl am besten in ihrer innigen Verehrung der heiligen Eucharistie aus. Abends besucht sie die Andachten in der Wallfahrtskirche, da hier der Herr in der Monstranz angebetet und am Ende der Gebetszeit der eucharistische Segen gespendet wird.
Caterina Maria hat einen kin­des­üblichen aufgeweckten und fröhlichen Charakter. Großzügigkeit und Aufmerksamkeit gegenüber anderen Menschen, besonders aber in ihrer Familie, machen das Nesthäkchen zu einem besonders liebenswerten Geschöpf. Mit gerade einmal fünf Jahren bittet das Kind, den eucharistischen Heiland empfangen zu dürfen. Dafür lernt sie fleißig den Katechismus und begnügt sich nicht damit, die Inhalte einfach auswendig zu lernen. Sie läßt sich den Inhalt ausführlich erklären. Nachdem sie den Pater wiederholt darum bittet, er möge doch beim Bischof eine Genehmigung für die frühe Erstkommunion erbitten, wird ihr Wünsch erfüllt. Der Gnadentag ist der erste Weihnachtstag, der 25. Dezember 2011.
Für Caterina steht fest, sie will so oft es nur geht, die heilige Messe besuchen und wöchentlich zur Beichte gehen. Aus Ehrfurcht und auf die Gefahr hin, es könnten bei der Kommunionspendung kleinste Teilchen der konsekrierten Hostie auf den Boden fallen, entscheidet sie sich für die Mundkommunion. Als ihr ein Priester zu erklären versucht, weshalb er die Handkommunion  befürwortet, antwortet die Kleine ganz klar: „Ja, aber Jesus ist Gott.“
In den Sommerferien ist sie jeden Abend bei der eucharistischen Anbetung anzutreffen. Bevor sie in die Kirchenbank geht, erweist sie dem Herrn höchste Ehre, indem sie ganz auf den Kirchenboden niederkniet und mit ihrer Stirn sogar den Boden berührt. Was die anderen Leute denken, ist ihr egal. Sie ist ja nicht der Leute wegen da, sondern um den leibhaftig gegenwärtigen Gott anzubeten. Ihre Lebensfreude drückt sich bei Caterina auch im beherzten Singen aus. Nicht nur im Gottesdienst singt sie gern, auch wenn sie meint, ihren Mitmenschen mit dem Vorsingen eine Freude bereiten zu können, stimmt sie Lieder an.  
Der 1955 gedrehte schwarz-weiß Film „Das Geheimnis des Marcellino“ gehört zu ihren Lieblingsfilmen. Für Caterina sind die Heiligen nicht in weiter Ferne. Sie ruft sie regelmäßig an und spricht mit ihnen, als seien es ihre besten Freunde. Zu ihnen gehören die heilige Josefine Bakhita, der heilige Philip Neri und die selige Karmelitin Maria Josefina von Jesus dem Gekreuzigten.
Aufkommende Kopfschmerzen im Juli 2012 verschweigt Caterina zunächst, weil sie die Eltern nicht beunruhigen möchte. Als diese von den anhaltenden Schmerzen ihres Kindes erfahren, konsultieren sie Ärzte. Neun Monate nach ihrer Erstkommunion, am 25. September wird Caterina ins Krankenhaus eingewiesen. Die durchgeführten Tests bringen das schockierende Ergebnis: Hirntumor, ein metastasierender Krebs! Würde man nichts unternehmen, hätte das Mädchen nur noch wenige Tage zu leben, so die Ärzte. Sofort wird die kleine Patientin in ein größeres Krankenhaus in Neapel verlegt. Noch bevor das Kind den OP-Saal erreicht, fällt sie ins Koma. Caterina wird durch das rasche Herausziehen von Flüssigkeit im Kopf zunächst gerettet. Bis zum Beginn der Chemotherapie, um den Gehirntumor zu reduzieren, darf das Kind nach Hause, um im Kreise seiner Geschwister sein zu können.
Die Strahlentherapie wird im Krankenhaus in Aviano durchgeführt, wo Caterina drei Monate bleibt. Äußerlich gelassen nimmt das Kind vor Therapiebeginn das Abrasieren ihrer Haare in Kauf und äußert scheinbar amüsiert: „Ich rasiere meine Haare wie Papa!“
Im Januar 2013 wird in Neapel eine Operation zur Tumorentfernung vorgenommen. Nach drei Monaten in einem sterilen  Raum wird Caterina zweimal einer Knochenmarktransplantation unterzogen. Im Krankenhaus knüpft das Mädchen schnell Freundschaft mit Ärzten und Krankenschwestern. Caterinas tief verankerte Freude teilt sie auch mit ihren Mitpatienten. So darf sie auf Bitten hin mit der Schwester zusammen die Medikamente austragen.
Für die ebenfalls sehr jungen Kranken wird sie zur „kleinen Krankenschwester“ und tat­säch­lich stattet man Caterina mit einem kleinen weißen Kittel aus.
Unter ihren Mitpatienten ist sie die Freudenbringerin. Jedem tritt sie mit einem Lächeln gegenüber und hat stets ein ermutigendes Wort auf den Lippen. Braucht jemand Hilfe, ist sie zur Stelle. Caterina wird zum kleinen Engel der Kinderstation. Fragt man sie, ob sie denn leide, antwortet sie: „Ja, ich leide viel, aber wir müssen den Willen Gottes akzeptieren.“ Als ihr jemand vorschlägt, ihr Leiden mitzutragen, bekräftigt sie: „Ja, aber wir bieten Jesus alles, der Muttergottes und Gott!“
Im Juli 2013 wird Caterina als geheilt aus der Klinik entlassen. Nach wenigen Monaten aber kommen wieder Krankheitsanzeichen. Der Tumor ist wieder da! Die Ärzte können nichts mehr tun. Mit Vater, Mutter und einer Schwester fährt Caterina am 8. Dezember nach Lourdes und wird innerlich gestärkt. Kurz darauf darf sie Papst Franziskus in einer Privataudienz besuchen. Der Heilige Vater ist für sie Christus auf Erden. Zur Audienz müssen im Vatikan Treppen erklommen werden. Als ihre Mutter sieht, wie sich Caterina damit abmüht, schlägt sie ihr vor, sie an die Hand zu nehmen, um ihr zu helfen. Sie lehnt ab und ermutigt sich, indem sie leise ihre Lieder singt, wie „Ich habe mein Leben wie Maria hingegeben“, „Jesus kam um Freude zu bringen“…
Bei der Audienz zeigt sie dem Papst ein Gebetsbildchen mit dem Jesuskind darauf. Franziskus meint, es sei ein Geschenk für ihn und nimmt das Bild an sich. Blitzschnell reagiert Caterina, zieht es aus seiner Hand und drückt es fest an ihre Brust. Sie wollte ja nur, dass der Papst es segne, nicht aber einstecke. Franziskus reagiert mit einem Lächeln auf ihre spontane Reaktion.
Wieder zu Hause bittet sie darum, das Sakrament der Firmung empfangen zu dürfen, schließlich wolle sie „ein Soldat Christi“ werden. Die Genehmigung des Bischofs erfolgt und so wird der erste  Fastensonntag, der 9. März 2014, zu einem Freudentag für die Schwerkranke.
Wochen später verschlechtert sich Caterinas Gesundheitszustand zusehends. Gebete zu sagen, fällt ihr schwer und wird gar unmöglich. Ihr Vater bittet sie, doch auch um ihre eigene Heilung zu beten, worauf sie antwortet: „Ich werde nicht geheilt. Ich habe nun noch 100 Tage!“
Einige Tage später bittet sie ihren Vater: „Papa, sag Mama, dass sie nicht zu weinen braucht, wenn ich in den Himmel gehe ...“ Am Morgen des 25. Juli fällt Caterina in ein Koma. Herbeigerufene Ärzte wundern sich, dass sie spontan daraus erwacht, kommuniziert und isst. Am nächsten Morgen hat sich ihr Gesundheitszustand dramatisch verschlechtert. Ihre Familie versammelt sich ums Bett und singt ihre Lieblingslieder. Es ist 9 Uhr, am Festtag der Großeltern Jesu, Joachim und Anna, der 26. Juli, als Caterina das letzte mal die Augen öffnet und zum Himmel schaut.

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