Die Geschichte beginnt, als die Zwölfjährige nach draußen schaut. In der regnerischen Dunkelheit steht eine Gestalt. Unverwandt blickt sie durchs Fensterglas direkt in ihre Augen. Hastig bläst das Mädchen die Kerze aus und rennt los. Mitgenommen hat sie auch mich…
Denn ab diesem Moment marschieren wir Hand in Hand, stolpern, hasten, stürzen, fliegen durch 1.800 Seiten Abenteuer der „Tintenherz“-Trilogie von Cornelia Funke.
„Ist es nicht zu gruselig?“, frage ich abends meinen Sohn. Der schüttelt überzeugt den Kopf. Er liest und liest, tastet sich Seite für Seite auf das Ende zu. Dieses Ende habe ich schon zu Beginn verraten: Alle Guten werden überleben. Mehr weiß er nicht, und mehr braucht es nicht für ein Kinderherz, um beruhigt einschlafen zu können.
Auch unser erwachsenes Herz lechzt nach dieser simplen Gewissheit wie nach einem kühlen Schluck Wasser an einem schwülen Sommernachmittag. Gott hat ein gutes Ende für mich vorgesehen. Das will ich in meinem Herzen eingebrannt haben, in diesen vorweihnachtlichen Tagen, wo die Dunkelheit alles niederdrückt, und die hellen Stunden stumm vorbeihasten wie ängstliche Hasen auf der Flucht.
Wer Gottes Verheißungen liest, der kann erst einmal durchatmen, innehalten, so wie ich eines Morgens, als ich mit unserem Hund über die Wiese trotte und es plötzlich leid bin, mich gegen diesen Sturm zu stemmen, der mir den Regen dreist ins Gesicht wirft, als wollte er mich verhöhnen und mir ins Ohr säuseln, als wäre ohnehin alles sinnlos, gescheitert, umsonst. Genauso kraftvoll wie der Windstoß hatte ich plötzlich folgendes Wort im Ohr: „Die aber auf den Herrn hoffen, empfangen neue Kraft, wie Adler wachsen ihnen Flügel! Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.“ (Jesaja 40,31)
Gottes Wort ist das einzige Wort, das einen durch stürmische Zeiten trägt. „Je mehr du das Wort Gottes bekennst, desto eher wird sich der Feind von dir zurückziehen“, sagt Joyce Meyer in ihrem Vortrag „Don’t worry, God is in control“. Sie appelliert daran, bei Problemen systematisch vorzugehen: Jene Dinge, die ich regeln kann, soll ich tun, den Rest soll ich Gott anvertrauen.
Gott könne aus allem etwas Gutes machen, womit Satan uns schaden will, betont Meyer. Wir müssen jedoch unsere Sorgen loslassen. „Deine Gespräche müssen mit deinen Gebeten übereinstimmen!“, sagt sie. „Weißt du, wie viele unserer eigenen Gebete wir umbringen? Wir beten für eine Sache, und dann gehen wir zum Telefon und sagen das Gegenteil.“
Das heißt, wir vertrauen Gott, und gleichzeitig unterminieren wir unser Vertrauen, indem wir in einer negativen Einstellung bleiben, anstatt zu sagen: „Ich habe darüber gebetet, und ich glaube, dass Gott das lösen und Seine Antwort zum richtigen Zeitpunkt geben wird.“
Mit diesem kindlichen Vertrauen sollten wir durch diese Weihnachtszeit gehen, wenn uns die Herausforderungen um die Ohren fliegen und wir meinen, unseren Problemen nicht gewachsen zu sein. Egal, was gerade in deinem Leben, passiert: Deine Geschichte ist noch nicht fertig geschrieben. Der Autor deiner Geschichte liebt dich von der Ewigkeit her, und gerade um die Weihnachtszeit hören wir es geballt wie sonst nie: „Fürchte dich nicht!“, „Fürchte dich nicht!“, „Fürchte dich nicht!“
Ist das nicht eine großartige, wunderbare Geschichte, viel abenteuerlicher und zugleich hoffnungsfroher als sämtliche Abenteuerromane dieser Welt? Gott wird ein Baby, verletzlich, angewiesen auf andere. Er ist dir in keiner Sekunde deines Lebens fern. Er macht deine Nächte hell. Er geht mit dir Hand in Hand. Das ist Weihnachten. Wir wissen, wie unsere Geschichte endet. Wovor sollen wir uns fürchten?
Kath.net v. 22.12.23