VISION 20003/2024
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Liebe Leser

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Sie halten wieder eine „Doppelnummer“ in Händen. Das heißt: Unsere nächste Ausgabe erscheint nicht wie üblich in zwei Monaten, sondern erst Ende September. Wir legen eine Sommerpause ein – altersbedingt.
Heute möchte ich auf ein Thema eingehen, das in letzter Zeit mehrfach in Leserreaktionen angeschnitten worden ist: unsere Einstellung zu päpstlichen Äußerungen. Auch diesmal gibt es dazu Kommentare. Und unlängst hat sogar ein Leser gekündigt, weil wir einen papstkritischen Leserbrief unkommentiert veröffentlicht haben.
Diesbezüglich möchte ich festhalten: Wenn wir Leserbriefe veröffentlichen, bedeutet das nicht, dass wir uns mit deren Inhalt identifizieren. Das ist die gängige Praxis im Medienbereich. Die Leser sollen die Möglichkeit haben, ihre Meinung zu unserem Angebot zu äußern. Solange dies in einer angemessenen Form geschieht, ist auch Kritik willkommen.
Nun aber zur angeschnittenen Problematik: Als katholische Christen sind wir angehalten, die Lehren unserer Hirten zu hören und ihre Wegweisungen anzunehmen. Die Hirten wiederum sind nicht frei in ihren Lehräußerungen. Sie sind an die Offenbarung und die in der Tradition der Kirche weitergegebenen Lehren gebunden. Sie können nicht heute gutheißen, was bisher als sündhaft gegolten hat. Sich ein Urteil darüber zu bilden, ob dies bei einer gegebenen Äußerung der Fall ist, steht dem katholischen Christen sehr wohl zu.
Von diesem Recht machen auch wir Gebrauch, wenn Äußerungen aus Rom kommen. Im konkreten Fall ist dies mit der Erklärung Fiducia Supplicans geschehen. Mit unserer Kritik stehen wir keineswegs allein da. Ganze Bischofskonferenzen und der ganze afrikanische Episkopat haben dieses Dokument kritisiert und seine Umsetzung abgelehnt, weil es ihrer Meinung nach einen Bruch mit der bisherigen Lehre der Kirche darstellt.
„Irreguläre Beziehungen“ zu segnen, ist nämlich kein Akt der Barmherzigkeit, wie häufig behauptet wird. Es führt vielmehr in die Irre, denn es vermittelt den Gesegneten den Eindruck, auf einem annehmbaren Weg zu sein, obwohl sie in einer Situation leben, in der Umkehr geboten wäre. Insofern tut man den Betroffenen nichts Gutes. Der Hinweis, dass Gott zu allen barmherzig ist, trifft da nicht den Kern der Problematik. Seine Barmherzigkeit kommt bei allen zum Tragen, die ihre Irrwege erkennen und bereit zur Umkehr sind.
Mit unserer Kritik wollen wir keineswegs den Petrus-Dienst in Frage stellen. Gerade weil wir von seiner Bedeutung überzeugt sind, setzen wir uns mit der Art seiner Ausübung auseinander und lassen Papst Franziskus in jeder Ausgabe zu Wort kommen, was wiederum andere unserer Leser irritiert.
In unserer verwirrten Zeit den Kurs richtig zu halten, ist schwierig geworden. Damit wir diesen Dienst leisten können,  bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihr Gebet.
Im Namen aller Mitarbeiter  wünsche ich Ihnen einen erholsamen und gesegneten Sommer.
Christof Gaspari 

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