Familie gehört eindeutig zu den wunderbarsten Geschenken, die Gott uns Menschen gemacht hat. Damit meine ich jetzt nicht die Art von Familie, wie sie Ursula van der Leyen einmal bezeichnet hat: „Familie ist dort, wo Kinder sind“. Das könnten also auch Schule, Spielplatz, Waisenhaus… sein. Nein, ich meine die Definition, die tausende Jahre hindurch niemand angezweifelt hat: Vater, Mutter und deren Kinder.
Alexa mit ihren Kindern |
Gott hat uns als Mann und als Frau erschaffen und ihnen mit dem Einswerden der Beiden das größte Geschenk ermöglicht: ihr Kind. Ein Geschenk, dessen Zustellung dieser Tage leider nur allzu oft absichtlich verhindert oder schrecklicherweise nach erfolgreicher Zustellung vernichtet wird. Darauf möchte ich hier allerdings nicht weiter eingehen.
Vielmehr möchte ich von den großen Freuden berichten, die wir in den letzten 55 Jahren mit unseren Kindern, den 32 Jahren mit den Enkelkindern und den letzten 3,5 Jahre mit unserem Urenkel erleben durften. Das heißt nicht, dass es da nicht auch stürmische, schwierige Zeiten gab –und hoffentlich nicht wieder geben wird –, in denen der Familienfrieden weit entfernt schien. Betrachte ich aber jetzt unsere Familienfeste – da sind natürlich auch die Schwiegerkinder und die Schwiegerenkelin sowie Schwiegerenkelin in spe dabei –, so bin ich unglaublich froh. Da erleben wir Vertrautheit, dass wir zusammengehören. Es wird viel gelacht und erzählt, Erfolge werden gebührend miteinander gefeiert, Sorgen miteinander getragen… Ja, das ist ein großes, überaus wertvolles Geschenk, in das natürlich alle investieren müssen. Das gilt ja überhaupt für alle gelungenen Beziehungen, auch für jede Ehe.
Es beginnt gleich, wenn das erste Kind auf der Welt ist. Es soll sich von Anfang an von den Eltern (auch von Großeltern usw..) geliebt und umsorgt fühlen. Sein natürliches, blindes Vertrauen in die Familie, vor allem in Mutter und Vater, soll wachsen dürfen. Die Folgen negativer Erfahrungen sind nämlich weitreichend, wie wir in unseren Tagen leider immer wieder auf Grund von nur kurzfristigen Beziehungen, Scheidungen, zu langer Fremdbetreuung usw. sehen müssen.
Ich erinnere mich, dass Christa Meves, die wohl bekannteste Kinder- und Jugendpsychologin und Psychotherapeutin im deutschen Sprachraum, vor Jahren in einem Vortrag berichtet hat, dass schon damals 20% der Fünfjährigen behandlungsbedürftig waren (Verhaltensstörungen, gestörte Nahrungs- und Bindungstriebe, später Suchterkrankungen, Depressionen…)
Ja, eine Familie muss von Anfang an gepflegt werden: Kinder sollen von klein auf und solange sie zu Hause wohnen, erfahren dürfen, dass ihr Heim gewissermaßen ein Hafen ist, wo man immer ankommen kann, eine Tankstelle, wo sie auftanken können, wenn sie Sorgen oder Probleme haben, wo man ihnen zuhört und sie ernst nimmt, sie nicht verurteilt, wenn sie Blödsinn gemacht haben, ein Ort also, wo sie vor allem geliebt werden und der Spruch umgesetzt wird: „Liebe mich am meisten, wenn ich es am wenigsten verdiene.“
Für ein harmonisches Familienleben ist es wichtig, dass schon die Kinder eine gewisse Streitkultur erlernen (nicht unter der Gürtellinie in Wort und Tat treffen, verzeihen und versöhnen lernen…), wobei man ihnen nicht alle Gründe, sich zu ärgern aus dem Weg räumt, und Frust durchaus ab und zu zuzulässt. Das hilft den Kindern später einmal, eigene Entscheidungen zu treffen. Wut muss sich allerdings in Grenzen halten.
Für mich war es immer wunderschön, meinen Kinder selbst das Leben zu erklären, jede ihrer Entwicklungen hautnah mitzuerleben, ihre Freuden, ihren Kummer zu teilen, ihnen die Werte, die uns Eltern wichtig waren in Wort und Tat nahe zu bringen: z.B. durch eigene Geschichten, die einerseits lustig waren, andererseits ihnen auch helfen sollten, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.
Oder ich nahm sie einfach in meinen Alltag mit: Das konnte auch ein Besuch im Gefängnis sein, wo wir einen Jugendlichen, der wie ein Bruder für uns wurde, oder bei vietnamesischen Flüchtlingen mit denen wir – und auch die Kinder – nun seit über 50 Jahren befreundet sind.
In wunderschöner Erinnerung habe ich auch die vielen Urlaube, die wir mit unseren Enkeln seit nunmehr über 25 Jahren machen. Da gab es früher „Weltmeisterschaften“ mit bis zu 12 „Disziplinen“ zu bestreiten. Jetzt, wenn wir auf drei oder vier Tage wegfahren, genießen alle mehr die Gespräche und die Ruhe zwischendurch. Wie sehr freue ich mich bis heute über meine regelmäßigen Mittagessen mit einem oder mehreren Enkeln. Oft sitze ich nur da und höre ihnen entspannt und glücklich zu, wenn sie miteinander lachen oder ihre letzten Erlebnisse austauschen. Ich weiß, das ist nicht selbstverständlich, daher bin ich besonders dankbar.
Natürlich gab es auch schwierige Zeiten mit schweren Erkrankungen. Da erinnere ich mich gerne daran, wenn ich eine solche Phase durchzustehen hatte, wie sehr mir mein Mann, meine Kinder und auch die Enkeln geholfen haben, mich durchzukämpfen.
Der beste Garant für ein schönes Familienleben ist jedenfalls Jesus selbst. Er sollte der Fels sein, auf dem wir unsere Familien bauen. Er schickt uns durch das Gewissen und einen gesunden Hausverstand den Heiligen Geist, der uns helfen möchte, weiter in der Liebe zueinander zu wachsen.
Den Kindern, Enkelkindern den Glauben nahezubringen, gehört wohl zu den schönsten, wichtigsten, aber auch schwierigsten Aufgaben der Eltern. So gern sie als Kleine bei allem mitmachen: Sonntagsmesse, Ministrieren, Kinderchor, Jungschar…, so bedroht kann dies alles später im Leben, vor allem in der Pubertät, werden. Eine Erfahrung, die viele Eltern machen.
Doch auch da gilt: Kein Gebet, kein gutes Wort, kein Kreuzerl auf die Stirn, kein Gutenachtgebet geht verloren. Es ist eine Erfahrung aus meinen zahlreichen Interviews: Viele Menschen, die sich nach ihrer Kindheit von Gott abgewandt hatten, kamen wieder zu Ihm zurück und erinnern sich dann: Da hat die Großmutter immer für mich gebetet, da hatte uns ein lieber Priester besucht, da gab es Momente, in denen ich mich in der Kirche geborgen und geliebt gefühlt habe…