Soll man heute überhaupt noch Kinder bekommen? Diese Frage stellen sich viele; Folge eines lebensfeindlichen Klimas in der westlichen Welt. Und dabei: Unser Leben ist ein Geschenk Gottes. Das gilt es, wieder neu zu entdecken und erfahrbar zu machen.
Märsche für das Leben: Kräftige Signale für den Lebensschutz |
Wann, wenn nicht jetzt sofort: Wir können nicht mehr schweigen; setzen wir uns mutiger, vernehmbarer, tatkräftiger für das Leben ein; bauen wir endlich eine Kultur der Liebe, des Lebens auf. Die Abtreibungsregelungen der europäischen Länder haben das Gegenteil von dem bewirkt, was sie eigentlich wollten: nicht weniger Abtreibungen, sondern ein unweigerlich entstandener Grundirrtum macht sich breit: Abtreibung sei erlaubt, ja ein Recht, eine Grundversorgung der Frau; sie bringe Freiheit. Die Folgen sind Tod für unsere Nachkommen, Verrohung und Verlust der Menschlichkeit, Verwirrung in Recht und Moral.
Europas Nein zum Geschenk des Lebens
Bis vor wenigen Jahrzehnten hatte der Schutz des Lebens und auch des Ungeborenen unangefochten oberste Priorität zumindest in den europäischen Gesellschaften. Das Leben der Menschen braucht diesen Schutz, die Unterstützung der anderen Menschen: Ab dem ersten bis zum letzten Augenblick ist das menschliche Leben von den anderen Menschen abhängig. Wo dieser Schutz nicht besteht, sind wir unseres Lebens nicht mehr sicher.
Aber heute ist alles anders: Als erstes Land der Welt nahm Frankreich die „Freiheit zur Abtreibung" als Frauenrecht in die Verfassung auf, mit großer Mehrheit im Parlament beschlossen, umjubelt von Menschen auf der Straße, als „Frankreichs Stolz und universelle Botschaft“, so Präsident Macron.
Kritisch betrachtet sind die dadurch angeblich „befreiten“ Frauen gefangen in einem Netz von Lügen der Abtreibungsbefürworter, die Männer scheinbar verstummt, und die Kinder werden getötet.
Gefangen in einem Netz fataler Lügen
Die Pille wurde zunächst propagiert als Mittel der Unabhängigkeit und Selbstbestimmung der Frau. Heute wird sie von immer mehr Frauen nicht mehr verwendet, um nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen zu müssen, mehr noch, um nicht mittlerweile wissenschaftlich evidente Schäden für ihre Gesundheit zu riskieren. Die künstliche Trennung der Sexualität von der Fruchtbarkeit wurde jedoch Ursprung vieler tödlicher Irrwege.
Die Behauptungen, Frauen hätten durch Abtreibung „Wahlfreiheit“ und ihr „Bauch gehöre ihnen“ sind Behauptungen bzw. Errungenschaft des Feminismus, erhoben von Frauen wie Simone de Beauvoir, die die Frau von den „Ketten der Natur“ und der „Falle der Mutterschaft“ befreien wollte; oder Gertraud Sanger, die postulierte: Durch Sex werde die Menschheit die große geistliche Erleuchtung erlangen… Frauen, fühlt ihr euch ermutigt, gestärkt, in eurer innersten Sehnsucht erkannt?
Jede Frau weiß: ja mein Bauch gehört mir, aber nur solange es ausschließlich um meinen Bauch geht. Ich habe als Frau ja die Wahl, mit einem Mann zu schlafen oder nicht. Wenn ihr Bauch also ihr gehört, wieso verteidigt Frau ihn nicht rechtzeitig?
Wir müssen erkennen: die Trennung von Fruchtbarkeit und Sexualität durch Pille und Co. hat die Wahlfreiheit der Frau in Wahrheit untergraben. Der Druck, zur Verfügung zu stehen, steigt, der Zeitpunkt einer freien Entscheidung wurde in den nicht mehr frei verfügbaren Zeitraum verschoben, wenn das Kind bereits in ihrem Bauch ist. Welche Tragik.
Die Behauptung, dass das Leben des Menschen nicht mit der Befruchtung beginne, ist wissenschaftlich nicht mehr haltbar. Wer einmal das Herz des Kindes im Ultraschall schlagen gesehen hat, weiß das sowieso. Es ist deutlich wahrnehmbar und: Wie schmerzlich ist doch der Verlust des Staunens vor dem Wunder des neuen Lebens!
Verwerflich auch die Lüge, dass eine Abtreibung für die Frau selbst ohne Folgen bleibe. Hormonell, physisch und psychisch sind negative Folgen die Regel. Lebenslang, Generationen übergreifend gibt es da „Leichen im Keller“ einer Familie, die nicht nur die Frau selbst, sondern auch das betroffene Familiensystem und alle Beteiligten nachhaltig und äußerst schwer beeinflussbar stören.
Die Forderung der sexuellen Revolution: „die Frau soll Sex haben können wie ein Mann“, verfälscht die große Wahrheit, dass die Ergänzungsbedürftigkeit und Andersartigkeit die besten Wege aus dem engen, kleinen Ich sind. Außerdem: Sex „hat“ man nicht, man lebt ihn als Teil einer Liebes-Beziehung, man gibt sich hin und empfängt aus Liebe; ganzheitlich, mit Leib, Seele und Geist – gerade als Frau.
Und: Entstehungsort des Lebens ist und bleibt der Bauch der Frau. Ihr Leben verändert sich radikal ab dem Moment der Befruchtung. Sie ist nicht mehr allein Herrin ihres Lebens, sondern Hüterin eines neuen, von ihr unabhängigen, ihren Mann quasi beinhaltenden Menschen. Diese Tatsachen können zumindest gedanklich nicht ausgeschaltet werden. Das ist nicht die Freiheit, die ich mir bei der Liebe wünsche, da schwingt Angst mit, Abhängigkeit von Verhütungsmitteln usw. Das beeinflusst vor allem das Fühlen der Frau.
Eine große Wurzellüge ist die überall vorgezeigte Haltung, Sex sei (wichtiger als) Liebe; Sex allein erstrebenswert und gesund. Wie sehr geht das an erfüllter Liebe, an der tiefsten Sehnsucht des Menschen nach Angenommensein und bedingungsloser, exklusiver Liebe und Selbstüberschreitung vorbei, wie sehr an der Würde, als Person beteiligt und nicht als Werkzeug missbraucht zu sein.
Ja zum Kind, zur Mutter- und Vaterschaft
Eine Schwangerschaft ist eine riesige Herausforderung, zuerst einmal für die Frau. Zu dem Leben des Kindes bewusst ja zu sagen. Und das kostet: Hingabe, sich selbst zurückzunehmen, Kraft und Zeit einzusetzen, nicht mehr alles tun zu können, am Anfang 100 Prozent Verantwortung übernehmen zu müssen…. Aber ein Nein kostet noch mehr: ein ganzes Leben – allerdings das des Kindes, was zunehmend verschwiegen wird. Und dabei ist es äußerst beglückend und sinnstiftend, Mutter zu sein! Ein Weg des Wachstums der Liebesfähigkeit.
Väter erleben alles von außen. Bei ihnen geht es um die Annahme der Vaterschaft, damit die Annahme der Geliebten als Mutter der gemeinsamen Frucht der Liebe; ein großer Schritt, zu dem man sich entscheiden muss. Auch Männer erleben dadurch beglückendes Wachstum ihrer Liebesfähigkeit und Sinnerfahrung.
Mutter- und Vaterwerden, in den meisten Ländern der Welt immer noch das Ziel des Menschen schlechthin, geschieht nur in der gegenseitigen Hingabe und Annahme. Wir brauchen einander, wir brauchen auch die Gegengeschlechtlichkeit. Dazu kommt: Wir sind aus einer Größe geboren, die Vater und Mutter übersteigt.
Adam, wo bist du?
Oft sind es die Väter, die die Frauen in die Abtreibung eines ungewollten Kindes drängen, viel zu wenige melden sich „pro life“ zu Wort. Auf der anderen Seite: Wo bleibt der Aufschrei der Väter, ihr Anspruch auf Vaterschaft gegenüber dem „Recht“ auf Abtreibung der Frau? Haben sie vielleicht Angst, auf „Sex-haben“ verzichten zu müssen?
Neben der akzeptierten Mutterschaft ist gerade die angenommene Vaterschaft ein existenziell wichtiger Faktor in der menschlichen Gesellschaft. Wo sie fehlt, wird es ungemütlich, lebensfeindlich, nicht nur in der Familie. Es braucht auch Politiker, die sich wie Familienväter um die Gesellschaft kümmern, Männer, die in der Arbeitswelt ihr „Haus“ mit Moral und Anstand so lenken, dass es für alle „Kinder“ und Mitbewohner gedeihlich ist.
Für eine neue „Kultur des Lebens“
Völlig übergangen wird auf dem entarteten Schlachtfeld der Abtreibung der wichtigste Betroffene: das Kind. Die Abhängigkeit des Kindes ist 100-prozentig, es ist ausgeliefert, hat keinen Handlungsspielraum, keine Stimme. Es braucht uns, um zu überleben. Können, ja dürfen wir uns aus dieser Verantwortung, die in Wahrheit ein Geschenk ist, entziehen? Wieso haben wir verlernt, die Tatsache, „guter Hoffnung zu sein“ als Geschenk, als eine größte und tiefste Erfüllung des Lebenssinnes zu sehen, Kinder als unsere Zukunft?
Was wir also endlich brauchen, ist eine neue „Kultur des Lebens“, eine Willkommenskultur für das Leben, eine Kultur der Liebe. Wir sind dazu da, fruchtbar zu sein, unser Leben zur Weitergabe der Liebe und des Lebens zu nutzen. Und der Schöpfer wollte die Weitergabe des menschlichen Lebens an Liebe binden: kein Kind soll ohne Liebe entstehen. Seit der sexuellen Revolution und den Möglichkeiten der künstlichen Verhütung bzw. Abtreibung sagen wir de facto Nein zu dieser Verknüpfung: Wir wollen Liebe getrennt von der Weitergabe des Lebens, reduziert, jederzeit und frei bestimmbar, vor allem von Lust und Bindungslosigkeit begleitet. Was für ein Denkfehler, was für ein Missverständnis! Was für ein nicht wieder gut zu machender Schritt in Richtung Egoismus, Lieblosigkeit und Lebensfeindlichkeit! Das Nein zur Liebe, wie sie gedacht ist, ist tödlich.
Unsere Fruchtbarkeit ist in Wahrheit das Licht, das die sexuelle Beziehung erhellt, so der amerikanische Autor Christopher West. Unser Leben ist mit der Liebe verknüpft, die fruchtbar ist. Von der Annahme dieses Geschenkes hängen wir, hängt unser Fortbestand und Glück wesentlich ab. Dazu müssen wir uns mit uns selbst, mit unserer Beschaffenheit, am besten mit Gottes Plan für uns auseinandersetzen, uns studieren.
Die katholische Lehre über den Menschen und seine Sexualität enthält die Wahrheit, nach der wir uns alle sehnen: Unsere Berufung ist es, Gottes Liebe, die uns ins Leben gerufen hat, weiterzugeben. Liebe zu erlernen, die (wirklich) frei, treu, bedingungslos und fruchtbar ist. Und in diese Schule der Liebe dürfen wir selbst und auch mit unseren Kindern gehen. Und übernehmen wir alle zusammen die große Verantwortung, das Leben als Geschenk anzunehmen und liebevoll weiterzugeben. Das Leben ist ein soziales Projekt, das uns alle angeht. Der Mensch ist abhängig; nur die Liebe kann diese Abhängigkeit und Verantwortung in Freiheit verwandeln.