Alexandre war 15 Jahre alt, hatte strahlende schwarze Augen und sehr kurzes Haar. Er klopfte an die Tür der Pfarre und bat einige Wochen später um die Taufe. „Wie bist du dazu gekommen?“, fragte ich. Es war eine schöne Geschichte.
Mit seiner Mutter hatte Alexandre am vergangenen Allerheiligen einen Ausflug nach Mailand gemacht. Nach der Besichtigung des Doms saßen beide auf einer Bank in der Mitte des Kirchenschiffs. Der Junge betrachtete die schlanken Säulen des Doms, die Gewölbe, die bunten Glasfenster ... und plötzlich erstarrte er.
Er habe an nichts Besonderes gedacht, sagte er hinterher, er habe einfach schweigend dagesessen und geschaut. Seine Mutter beobachtete ihn überrascht. Wenn sie eine Kirche entdeckten, blieb sie normalerweise, um ein wenig zu beten, und Alexandre ging spazieren, um frische Luft zu schnappen. Doch an diesem Tag blieb er auf seinem Sitz sitzen, regungslos.
Es dauerte längere Zeit, bis Mutter und Sohn aufstanden und wortlos von der heiligen Stätte weg gingen. Die Tage vergingen. Der Italienaufenthalt endete, und der Schulbetrieb wurde wieder aufgenommen.
Aber Alexandre fühlte weiterhin etwas, das er weder definieren noch ausdrücken konnte. Jetzt war immer etwas über ihm, etwas Hohes, etwas Großartiges, immer gegenwärtig. „Was war das für ein Ding?“, fragte ich. „Ich weiß es nicht“, antwortete der Teenager. Mit seinen Händen zeichnete er einen weiten Raum über seinem Kopf.
„Es war etwas, das mich umgab, etwas, das mich fast überwältigte. Und dieses Ding schien mir zu sagen, was ich tun sollte. „Mit diesem Ding über mir konnte ich mich zum Beispiel nicht mehr ärgern, obwohl ich mich normalerweise schnell aufrege“, erzählte er mir lächelnd. Dieses Ding hat mir eine Art Frieden gebracht.
Es drängte mich, geduldig zu sein. Also habe ich versucht, dieses Ding loszuwerden. Ich sagte mir: „Ich möchte nicht an Gott glauben! Es ist lächerlich, an Gott zu glauben! Ich möchte kein gläubiger Mensch werden! Aber dieses Ding, das größer war als ich, blieb bestehen. Ich konnte dem nicht entkommen.“
Ich hörte gebannt zu. Dann habe ich im Psalm 138 nachgeschlagen: „Herr, Du hast mich erforscht und du kennst mich! Du umschließt mich von allen Seiten und legst Deine Hand auf mich. Zu wunderbar ist für mich dieses Wissen, zu hoch, ich kann es nicht begreifen. Wohin könnte ich fliehen vor Deinem Geist, wohin mich vor Deinem Angesicht flüchten?“
„Genau, das ist es!“, rief Alexandre. Ich hatte vermutet, dass dieses Ding Gott war. Deshalb bin ich zur Seelsorge gekommen: um herauszufinden, wer dieser Gott ist, und um Ihm zu sagen, dass ich richtig zugehört habe.“
Er fuhr mit seiner Geschichte fort: „Nach dem Treffen am Abend gab es Anbetung. Und es war erstaunlich. Dieses etwas Hohe war nicht nur über mir. Es war auch vor mir, in dieser kleinen weißen Scheibe. In dieser weißen Scheibe spürte ich eine Kraft, eine unbändige Macht, die mich anstrahlte, ja, aber auch bis zum Ende des Universums strahlte.“
Wie wunderbar war es, durch diesen kleinen Jungen von Gott belehrt zu werden. Ja, seine Worte erklärten perfekt die Eucharistie: eine weiße Scheibe, die so mächtig ist, dass sie auf uns und bis an die Enden der Erde strahlt... Der Heilige Geist hatte dieser Seele dieses Geheimnis eingehaucht. Ich wurde plötzlich Zeuge, dass Er nie aufhört, in der Welt zu wirken, um das Licht Christi anzuziehen.
Die Autorin unterrichtet Theologie am Collège des Bernardins. Ihr Beitrag ist Famille Chrétienne v. 9.-15.3.24 entnommen