VISION 20003/2024
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Wer Christus wirklich erkennen will, muss beten

Artikel drucken Beten, eine Ãœbung, die heute vielfach zu kurz kommt

In der Hektik des Alltags und überwältigt von der Informationsflut der zahlreichen Medien-Angebote, ist es heute schwierig, Zeit für das Gebet zu finden. Und dabei ist gerade das Beten überlebenswichtig für den Christen, der die Nähe Gottes sucht.

 
 Beten ist das Notwendigste für das
christliche Seelenleben
 

Neulich sagte mir ein junger Mann, er habe in letzter Zeit viel im Internet herumgesurft, weil ihn die Frage interessiert habe: Wer war Jesus Christus?, aber er habe jedes Mal seinen Laptop frustriert zugeklappt, denn auf diese Frage hätten nicht einmal die Theologen eine klare Antwort. Im Gegenteil. „Jeder hat eine andere Meinung, und alle wissen unglaublich gescheit darüber zu schreiben, aber am Schluss ist man verwirrter als am Anfang… Es ist frustrierend… Und so kompliziert soll Religion sein?“
So oder ähnlich ist es schon vielen Menschen ergangen, nicht erst seit dem Internet. Wer ist Jesus Christus? Das ist gewiss eine der wichtigsten Fragen, die man sich im Leben stellen muss. Und wer gibt darauf eine klare Antwort, wenn heute der Glaube von den eigenen Leuten der Kirche nicht nur hinterfragt, sondern zersetzt und aufgelöst wird? Und wer erwartet von einer Kirche noch Wahrheit, die in sich selbst zerstritten und uneins ist und selbst nicht mehr weiss, wozu sie da ist?
Ähnlich wie diesem jungen Mann erging es einem großen, leidenschaftlich nach Wahrheit suchenden Menschen in Rampur, Indien, dem späteren Sadhu Sundar Sing (1889-1920). Ihm war nach langem, leidvollen Ringen im Gebet Christus erschienen, und er wollte dann seinen Glauben an Christus besser kennen lernen. Er suchte Belehrung bei den christlichen Missionaren in seinem Land, fand aber nicht, was er im Tiefsten seines Herzens suchte.
Aufgrund dieser frustrierenden Erfahrung  sagte er später wiederholt: „Ich schicke niemanden zu den Theologen, weil sie oft ihren geistigen Sinn verloren haben … Um geistige Führung zu haben, wendet euch nicht an Rationalis­ten oder an Theologen, die innerlich leer sind, sondern geht zum Wort Gottes, und ihr werdet Kraft erlangen zu den Füßen des Meis­ters … Willst du wissen, wer Christus ist, so lies die Bibel; willst du Ihn aber persönlich kennen lernen, so bete. Das Bibellesen genügt nicht, um Christus zu erkennen.“
Dieser Hinweis ist auch heute genauso aktuell wie damals, ja, noch unvergleichlich mehr. Du kannst Christus nicht wirklich kennen lernen, du kannst nicht allein anhand der Bibel und theologischer Literatur in Sein Geheimnis eindringen, wenn du nicht betest. Christus selbst macht uns darauf aufmerksam, wenn Er sagt: „Niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will“ (Mt 11,27).
Es muss uns offenbart werden. Es muss uns von innen her erschlossen werden. Das Gebet führt zum Innenbereich Gottes. In der Stille, im verweilenden Gebet erwärmt sich das Herz des Menschen in der Liebe, und in ihm wird uns das Licht geschenkt, mit dem wir uns in die Tiefen Gottes hineinbeten dürfen. „Wer mich liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ (Joh 14,21) „Ich werde mich ihm offenbaren!“ Christus selbst wird uns Sein Geheimnis erschließen, Er wird sich uns offenbaren, und wir werden wunderbar erkennen, wer Er ist.
Sundar Sing hat es unermüdlich in seinen Predigten wiederholt: „Wir lernen vieles von Jesus in den Büchern der Bibel, aber wir können Ihn nur erkennen durch das Gebet. Das ist meine eigene Erfahrung. Ich verstand nicht, dass Er in Wahrheit Gott ist, bevor Er durch das Gebet sich mir offenbarte. Da erfuhr ich, dass Er wirklich das ewige Wort ist.“
Der Glaubensabfall, der im Westen seit Jahrzehnten im vol­len Gange ist, und der immer spürbar werdende Hass gegen alles Christliche und Heilige hat einen hauptsächlichen Grund zur Ursache: Es ist das Verblassen des Gebetes in den Menschen, in den Familien, in der Kirche. „Ich habe keine Zeit zum Beten.“ Es ist uns das Feuer des Geistes ausgegangen, das Licht, die Wärme und die Liebe. „Wenn ihr nicht Zeit zum Gebet habt, werdet ihr Christus nicht kennen lernen. Das Gebet allein kann euch Christus sehen lassen, und dann wird Er zu eurer Seele reden.“ (Sundar Singh)
Das Gebet ist die wichtigste Tätigkeit im Leben eines Christen. Alles hängt davon ab: die Lebendigkeit des Glaubens, die Freude und die Hoffnung, die Kraft der Liebe. Ohne Gebet können wir den Himmel nicht erlangen. Darum versucht der Teufel alles, dass wir „keine Zeit“ zum Beten haben. Er gibt uns tausend Gründe ein, dass wir nicht zu beten brauchen. Er lässt die täglichen Sorgen ins Unermessliche wachsen, er gibt uns ein Handy in die Hand, damit wir immer auf dem Laufenden sind, er bombardiert uns mit immer neuen Nachrichten, die wir wissen müssen. Und wieder würde Sundar Sing dazwischenrufen:
„Das Gebet ist das Allernotwendigste für unser geistliches Leben. Wer nicht betet, ist eine Leiche. Durch das Gebet erleben wir das grösste aller Wunder, den Himmel auf Erden.“
Und heute müssen wir leider feststellen, wie recht er hat: Ohne Gebet, ohne betende Familien und eine betende Kirche, ohne betende Theologen, Priester und Seelsorger kommt es zum Licht­erlöschen im Glauben, zur Verdunkelung der Hoffnung, wir erleben zusehends Unsicherheit und Unruhe, Verwirrung, Angst, sittliche Entartung, Verzweiflung.
Wir erleben die Herrschaft der Dämonen. Und es kommt zu Krieg in den Familien, in den Gemeinschaften, zu Krieg unter den Völkern – und es wird immer dunkler und kälter auf unserer Welt…


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