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Der Zehent – ist er noch aktuell?

Artikel drucken Spendenfreudigkeit – ein heikles Thema (Pfarrer Richard Kocher)

Überall wird um Spenden gebeten – und das in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Wonach soll man sich da richten? Vom Zehent ist immer wieder die Rede unter Christen. Wie soll man sich dazu stellen? Im Folgenden ein Gedankenanstoß des Programmdirektors von radio horeb:

 
Pfarrer Richard Kocher  

Beim „Mariathon“, dem Medienereignis des Jahres bei radio horeb, geht es um einen Marathon der Nächstenliebe, besonders für die Länder Afrikas. Unter dem Motto „Unser Auftrag: Afrika 2030" setzen wir uns dafür ein, dass alle Länder südlich der Sahara Radio Maria bekommen. Das ist ein hohes Ziel, das dank Ihrer Spendenbereitschaft aber möglich ist.
Ich hätte nie geglaubt, dass ich einmal in meinem Leben andere Menschen bitten würde, radio horeb und den Mariathon finanziell zu unterstützen. Mit dieser Thematik habe ich mich in meinem eigenen Leben nicht leicht getan, und ich kann jeden verstehen, dem es auch so geht. Beim Geld hört ja bekanntlich der Spaß auf. Schwaben haben in dieser Hinsicht keinen guten Ruf. Ich bin ein gebürtiger Schwabe und habe wohl auch kein „Mutter-Teresa-Gen" in meinem Erbgut. Es war um die Jahrtausendwende, als ein geschätzter Mitbruder mit mir über die Abgabe des Zehnten (vom Netto-Einkommen) sprach. Er begründete dies mit dem Verhalten der Patriarchen Abraham und Jakob, besonders aber mit dem Verweis auf den Propheten Maleachi. Bei ihm wirft Gott seinem Volk vor, dass es Ihn „berauben“ würde durch die Verweigerung der Abgabe des Zehnten und dadurch Fluch auf sich laden würde. „Ja, stellt mich auf die Probe damit (mit dem Zehnten], spricht der Herr der Heerscharen, ob ich euch dann nicht die Schleusen des Himmels öffne und Segen im Übermaß auf euch herabschütte“ (Mal 3, 10).
Die Entrichtung des Zehnten hätte zur Folge, dass eine Heuschreckenplage abgewehrt und die Weinstöcke Frucht tragen würden. Diese Stelle ist auffallend, denn Gott mag es sonst nirgends in der Bibel, von Menschen auf die Probe gestellt zu werden. Hier fordert er dazu auf: Wir sollen die Probe aufs Exempel machen.
Das machte mich damals nachdenklich, aber ich dachte mir, dass es alttestamentlich und nicht mehr für uns gültig sei. Zum anderen überschlug ich, dass diese Abgabe etwa das Doppelte der Kirchensteuer als zusätzlichen Betrag ausmachen würde. Damit war die Sache für mich erledigt, bis ich im Matthäusevangelium las, dass Jesus die Abgabe des Zehnten von Minze, Dill und Kümmel nicht in Frage stellt, wenn zugleich Recht, Barmherzigkeit und Treue damit verbunden ist: „Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen" (Mt 23,23).
Jetzt gab es keine Ausrede mehr für mich und ich tat, wozu ich aufgefordert wurde – mit erstaunlichem Erfolg. Von meinen Eltern hatte ich Geld geerbt, das ich unter Anleitung eines Fachmanns bei der Börse anlegte (nach dem ersten Börsencrash um 2001; vor dem nächsten Crash im Jahr 2008 zog ich es wieder heraus, weil ich mein Elternhaus renovierte). In dieser Zeit hatte sich das angelegte Geld stark vermehrt; dies ist nicht das Ziel der Abgabe des Zehnten, aber manchmal äußert sich Gottes Segen auch so. Ich könnte noch etliche weitere Beispiele dieser Art anführen.
Auch als Radiogemeinschaft haben wir diese Erfahrung beim Mariathon im Jahr 2016 gemacht. Ich gebe offen zu, dass ich bis dahin mit dem Mariathon, der 2013 auf Bitten der Weltfamilie von Radio Maria begonnen hatte, nicht froh war, denn die Kosten für Digitalradio und das Personal waren sehr hoch. Der Mariathon würde zusätzliche Spenden abziehen, so dachte ich in meiner Krämerseele, was teilweise dann auch so eintraf. Als aber nicht nur ich, sondern auch die Mitarbeiter Herz und Geldbeutel für die Anliegen der Muttergottes in Kibeho (ein kirchlich anerkannter Marienerscheinungsort in Ruanda) und die Armen in Afrika öffneten, setzte ein Aufschwung im Radio ein, der innerhalb weniger Jahre das Spendenvolumen verdreifachte. Viele wichtige und leitende Mitarbeiter kamen in dieser Zeit zu radio horeb. Gott lässt sich von uns nicht an Großmut übertreffen!

Der Autor ist Programmdirektor von radio horeb. Sein Beitrag ist ein Auszug aus seinem Vorwort zum Programmheft des Mai-Heftes 2024.Der Autor ist Programmdirektor von radio horeb.


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