VISION 20003/2024
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Stark und sanft

Artikel drucken Worte des Papstes über den Heiligen Geist

Der Pfingstbericht (vgl. Apg 2,1-11) zeigt uns zwei Wirkungsbereiche des Heiligen Geistes in der Kirche: in uns und in der Sendung. Dieses Wirken weist zwei Merkmale auf: Kraft und Sanftheit.
Das Wirken des Geistes in uns ist kraftvoll, wie es die Zeichen des Windes und des Feuers versinnbildlichen, die in der Bibel oft mit Gottes Macht in Verbindung gebracht werden (vgl. Ex 19,16-19). Ohne diese Kraft wären wir niemals in der Lage, weder das Böse zu besiegen, noch die Begierden des Fleisches zu überwinden, von denen der heilige Paulus spricht, um diese Triebkräfte der Seele zu besiegen: die Unreinheit [...], den Götzendienst [...], den Streit [...], den Neid (vgl. Gal 5,19-21); mit dem Geist können sie überwunden werden, Er gibt uns dazu die Kraft, denn Er kommt in unser „dürres, starres und kaltes“ Herz (vgl. Sequenz Veni Sancte Spiritus). Diese Triebkräfte zerstören unsere Beziehungen zu anderen und spalten unsere Gemeinschaften und Er kommt in unser Herz und heilt alles.
Das zeigt uns auch Jesus, als er sich, vom Geist bewegt, für vierzig Tage in die Wüste zurückzieht, wo Er versucht werden sollte. Und in dieser Zeit wächst Er auch in Seinem Menschsein, es wird gestärkt und für die Sendung vorbereitet. Gleichzeitig ist das Wirken des Parakleten in uns auch sanft: es ist stark und sanft. Der Wind und das Feuer zerstören weder das, was sie berühren, noch verbrennen sie es: Der Wind erfüllt das Haus, in dem sich die Jünger befinden, und das Feuer lässt sich behutsam, in Form von Feuerzungen, auf dem Haupt eines jeden nieder. Und auch diese Behutsamkeit ist ein Wesensmerkmal des Handelns Gottes, das wir in der Bibel oft finden.
Und es ist schön zu sehen, wie dieselbe kräftige und schwielige Hand, die zuerst die Schollen der Leidenschaften durchpflügt hat, dann behutsam die Setzlinge der Tugend pflanzt, sie „gießt“, „pflegt“ (vgl. Sequenz) und liebevoll beschützt, damit sie wachsen und stärker werden und wir nach der Mühsal des Kampfes gegen das Böse die Süße der Barmherzigkeit und der Gemeinschaft mit Gott verkosten können. So ist auch der Geist: stark, Er gibt uns die Kraft zu siegen, aber Er ist auch zart.  Es ist die Rede von der Salbung des Heiligen Geistes, der Heilige Geist salbt uns, Er ist mit uns. So heißt es in einem schönen Gebet der frühen Kirche: „Deine Sanftmut, o Herr, bleibe bei mir, und ebenso die Früchte deiner Liebe“ (Oden Salomos, 14,6).
Der Heilige Geist, der auf die Jünger herabgekommen ist und ihnen beisteht – das ist der „Paraklet“ –, wirkt, indem Er ihre Herzen verwandelt und sie mit einer „Kühnheit [beseelt], die sie anleitet, anderen ihre Erfahrungen mit Jesus und die Hoffnung, die sie erfüllt, mitzuteilen“ (Johannes Paul II., Enzyklika Redemptoris missio, 24). Das bezeugen später Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat, als man von ihnen verlangt, „(niemals] wieder im Namen Jesu zu verkünden und zu lehren“ (Apg 4,18), und sie dann antworten: „Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben“ (V. 20). Und für diese Antwort haben sie die Kraft des Heiligen Geistes. Und das ist auch für uns wichtig, die wir in Taufe und Firmung den Heiligen Geist empfangen haben. Vom „Abendmahlssaal“ dieser Basilika aus sind wir wie die Apostel ausgesandt, besonders heute, allen das Evangelium zu verkünden und dabei „immer weiter zu gehen, nicht nur im geographischen Sinne, sondern auch dazu, ethnische und religiöse Barrieren zugunsten einer wahrhaft universalen Mission zu überwinden“ (Redemptoris missio, 25). Und dank des Heiligen Geistes können und müssen wir dies mit der gleichen Kraft und der gleichen Sanftheit tun.
Auszug aus der Predigt am Pfingstsonntag 2024.

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