Wer weiß heute nicht über Umweltprobleme Bescheid? Waldsterben, Grundwasserverseuchung, Smog sind jedem Schulkind bekannt. Aber wer erlebt diese Bedrohung als Herausforderung, den eigenen Lebensstil zu ändern?
Menschen wenden sich überall auf der Welt von Gott und seinem Wort ab und konstruieren eigenmächtig und ichsüchtig eine Wirklichkeit, in der die Bedürfnisse der Schwachen und Armen ignoriert, die Lebensrechte der nichtmenschlichen Mitgeschöpfe mit Füßen getreten werden.
Auch wir Christen haben uns vielfach unbewußt mit diesem Lebensstil arrangiert, ja sogar - wie andere - von ihm “profitiert”.
Im folgenden möchte ich Kritierien vorstellen, die uns erste Schritte auf dem Weg zu einem neuen, unserer Verantwortung für die Schöpfung entsprechenden Lebensstil nahelegen. Sie orientieren sich an Jesu sorgsamem Umgang mit den Gaben Gottes, wie ihn Johannes (6,12: nach der Speisung der Fünftausend) zum Ausdruck bringt.
1. Sparsamkeit ist in allen Bereichen des täglichen Lebens sinnvoll.
Damit ist nicht gemeint, daß wir noch mehr als bisher “aufs Geld schauen” sollen. Vielmehr wird jeder, der sich mit den Möglichkeiten eines verantwortlichen Umgangs mit der Schöpfung befaßt, rasch erkennen, daß nahezu überall “weniger besser ist”. Es ist gut, sparsam mit Putzmitteln, Waschmitteln, mit Chemikalien aller Art umzugehen; es ist gut, Energie zu sparen; es ist gut, Müllaufkommen zu vermeiden; es ist gut, weniger als bisher mit dem Auto zu fahren...
Wer also einen einfachen Schlüssel zur Bewältigung der Umweltprobleme sucht, wird nur einen einzigen finden: die Sparsamkeit. Sie ermöglicht den Weg in eine materiell bescheidenere und eben deshalb weltweit vorbildliche Lebensform. Sie schenkt uns Freiheit, Freiheit von den Zwängen der Konsum- und Wohlstandswelt, Freiheit vom Druck, viel Geld verdienen zu müssen (um konsumieren zu können) - und damit eine neue Qualität des Lebens.
2. Wir müssen mehr Kenntnisse über den Zusammenhang zwischen unserer derzeitigen Art zu leben und den brisanten Problemen der Umwelt-Krise gewinnen.
Jenseits des einfachen Schlüssels “Sparsamkeit” verlangen die vielfältigen Probleme der ökologischen Krise von uns die Bereitschaft, zuallererst einmal zu erkennen, daß und wie unsere Art zu leben die Schöpfung zerstört. Das betrifft nicht nur die großen Zusammenhänge, sondern mindestens ebenso die “kleinen”: Wie wirken Tenside und Phosphate in Waschmitteln auf die “Umwelt”? Wie wirkt ein Liter Speiseöl, den ich ins WC schütte?
3. Verantwortung für die Schöpfung übernehmen heißt: Unbequemlichkeiten auf sich nehmen.
Allein, sich zu informieren, bedeutet schon, Unbequemlichkeiten auf sich zu nehmen. Erst recht der Versuch, anders zu leben: Wer weiß, daß es vielfach umweltfreundliche Produkte gerade nicht im Supermarkt um die Ecke zu kaufen gibt, wird sich einen Bio-Laden suchen müssen; das wird mit längeren Wegen verbunden sein. Wer weiß, wie sehr das eigene Auto die Umwelt belastet, wird zumindest zunächst nur widerstrebend ein öffentliches Verkehrsmittel benutzen. Unbequemlichkeiten überall - und das in einer Zeit, wo Bequemlichkeit als “Wert” ganz oben rangiert.
4. Verantwortung für die Schöpfung übernehmen heißt: Mehr Zeitaufwand für Alltagsverrichtungen.
Bisher war unsere Haltung zu Haushalts- und Alltagsverrichtungen davon geprägt, ihnen möglichst wenig Platz und Zeit in unserem Leben einzuräumen. Das Notwendigste schien uns der Beachtung nicht wert. Und, indem Industrie und Werbung uns überzeugend glauben machten, sie hätten die richtigen Allzweckmittel für uns bereit, schien die Welt für uns in Ordnung zu sein. Die Krise unserer Zeit hat diese Illusionen zerstört: Alltags- und Haushaltsverrichtungen - das Recht der Notwendigkeit - brauchen vermehrt unsere Aufmerksamkeit.
5. Es gibt keine endgültigen “Superallzwecklösungen”, und es wird sie nie geben.
Ja, und es darf sie auch nicht geben. Denn die Ideologie von der problemlosen “Erledigung” des Notwendigen lebt von der Entwertung des Notwendigen, von der Vorstellung, das Alltägliche sei das Unwichtige, Vernachlässigbare. Diese Fehleinschätzung rächt sich in der Umwelt-Krise.
Also: Wir werden lernen müssen, die Mittel, die wir verwenden, gezielt auf den jeweiligen Zweck abzustimmen. Das heißt nicht, daß wir eine Vielzahl von Spezialmitteln brauchen (für alles eine andere Tube), sondern daß wir uns die für unsere Zwecke geeigneten Mittel auf natürliche Weise selbst herstellen können (siehe die vielseitige Verwendung von Essig und Soda als Reinigungsmittel oder die Methoden der Schädlingsbekämpfung im biologischen Gartenbau).