Patentierter Mensch
Walter Gilberts Unternehmen, “Genom Corporation”, wird einen Katalog aller menschlichen Gene anlegen, wobei voraussichtlich mit der DNS einer, Gebärmutter begonnen wird. Die Informationen würden zusammen mit anderen wichtigen AnaIysen in einer Datenbank gespeichert werden. Dort wären sie für jedermann verfügbar - jedoch gegen Entgelt. Gilbert lehnte es, ab über die voraussichtlichen Tarife Spekulationen anzustel-len.
Kann irgendjemand die Erbinformation des Menschen besitzen? Hat ein Unternehmen, das Gene und Chromosomen entziffert, eine eigentumsartige Kontrolle darüber? Insbesondere: Kann Gilbert wirklich ein Copy-right auf die menschliche Erbinformation in Anspruch nehmen, wie er es mit seinem Unternehmen plant?
(Science Vol. 237 S. 358f)
Die menschliche Erbinformation wird also Gegenstand wirtschaftlicher Spekulation. Einzelne wollen über sie verfügen und nicht zahlungskräftige Interessenten ausschalten. Das wäre der totale Triumph reinen Wirtschaftsdenkens über den Menschen. Die Einräumung von Patenten auf genetisch manipulierte Lebewesen (in den USA möglich) war ein erster Schritt auf diesem Irrweg.
Die Kommission der Europäischen Gemeinschaft (EG) hat ein umstrittenes Forschungsvorhaben aus dem Bereich der Gentechnologie vorerst auf Eis gelegt. Bei dem Programm geht es um die Erforschung des genetischen Bauplans des Menschen... Kritiker sehen in der Genom-Analyse einen Weg zur “genetischen Durchleuchtung des Menschen” mit unabsehbaren Folgen etwa auf dem Arbeitsmarkt, bei der Krankenversicherung oder gegenüber den Behörden für diejenigen, bei denen Schäden festgestellt werden.
(Der Standard v. 5.5.89)
Erfreulich, daß es auch Befürworter eines bedächtigeren Vorgehens in der Gentechnologie, deren Mißbrauchspotential ja enorm ist, gibt.
Freizeitsensation
Wenn es um die Beschreibung des Unfaßbaren geht, scheint Oberhausens Bürgermeister Friedhelm van den Mond nicht um Worte verlegen zu sein: “Leute aus London und Lissabon werden mal eben zu uns rüberkommen, um Minigolfzuspielen und einzukaufen”. Auf dem alten Gelände des Thyssen-Konzerns, direkt am Rhein-Herne-Kanal soll Gigantisches entstehen. Geplant sind vier große Kaufhäuser, 800 Einzelhandelsgeschäfte, fünf Hotels mit insgesamt 5000 Betten, 150 Restaurants und Nachtclubs, 20 Kinos, ein großes Kongreßzentrum, ein Spielkasino - und jede Menge “Freizeitsensationen”: ein Schwimmbad, so groß wie ein Fußballfeld, mit Möglichkeiten zum Hallensurfen, ein Industrie- und Science-fiction-Museum, ein Eisstadion, ein Zoo, ein Fantasy-Park und nicht zuletzt ein künstlicher See mit Riesenschildkröten und Haien zum Bestaunen. Die Investoren der kanadischen “Triple-Five”-Gruppe erwarten 25 Millionen Besucher - 70.000 pro Tag - an die Kassen zu locken. Aus ganz Europa sollen sie kommen, um zwischen drei und fünf Milliarden Mark nach Oberhausen zu spülen.
(Rheinischer Merkur 20/89)
Und das in der Zeit zunehmender Umweltprobleme, des ohnedies überbordenden Luftverkehrs in Europa: Portugiesen sollten im Ruhrgebiet Minigolf spielen und Hemden einkaufen! Ist das alles, was wir der Jugend an faszinierenden Herausforderungen anzubieten haben?
Zu fett
Die Amerikaner essen zu fett, was Herz- und zahlreiche andere Erkrankungen bewirkt. Das stellte eine Untersuchungskommission des “National Research Council" fest. Ein erfolgversprechender Weg, dieses Problem zu lösen, besteht in der Senkung des Fettanteils bei Schlachtvieh durch Züchtung, geänderte Fütterung und genetische Eingriffe. Die Kommission regt den Einsatz von biotechnisch erzeugten Wachstumshormonen an. Damit würde das Muskelwachstum wirksam gesteigert und die Fetterzeugung verringert. Dieses Wachstumshormon sollte den Nährwert des Rindfleischs nicht beeinträchtigen. Allerdings müsse man die zu erwartende Ablehnung des Konsumenten, der wohl kaum hormonbehandeltes Fleisch schätzt, überwinden...
(Science Vol. 240 S. 240)
Gilt also plötzlich nicht mehr die Philosophie: “Der Kunde ist König”? Und wenn schon Beeinflussung des Kundenverhaltens - warum nicht einfach die Eßgewohnheiten ändern statt Hormone g’schmackig zu machen. Aber dann könnte man ja die neuen, teuer erforschten Gentechniken nicht einsetzen!
Krebsrisiko
Frauen, die empfängnisverhütende Pillen in den 60er Jahren einnahmen, haben ein fünfmal höheres Risiko, vor dem Wechsel Brustkrebs zu bekommen, als der Durchschnitt. Das ergab eine schwedische Untersuchung, die Dr. Halkan Olsson in Südschweden, wo die Pille in den 60er Jahren unter Teenagern weit verbreitet war, durchgeführt hat.
Obwohl sie ihre Ergebnisse als alarmierend bezeichnen, weisen die schwedischen Forscher doch auch darauf hin, daß sich die Pillen seit ihrer Einführung bedeutend geändert haben und daß die neuen Pillen das Brustkrebsrisiko nicht erhöhen dürften. Trotz der neuen Ergebnisse bleiben einige skeptisch. Ein von der US-Food and Drug Administration eingesetzes Experten-Gremium hielt fest, daß die Berichte über den Zusammenhang zwischen Pillen-Einnahme und Brustkrebs immer noch nicht schlüssig seien. Die Ärzte betonen, man müsse die möglichen Gefahren der Pille auch ihren Vorteilengegenüberstellen.
Obwohl die Studie kein endgültiges Urteil über die Pille ist, stellte Dr. Olsson jedoch fest: “Wir haben keine andere Erkärung für die Zunahme an Brustkrebs bei jungen Frauen.”
(International Herald Tribune v. 24.5.89)
Es mehren sich die Meldungen über die negativen Folgen der künstlichen Verhütungsmittel - auch in Medien, die der Verhütungspraxis keineswegs feindlich gegenüberstehen. Daß langfristige Nebenwirkungen einer Dauereinnahme von wirkungsvollen Präparaten eintreten würden, war eigentlich zu erwarten. Verständlich ist auch, daß sich die Pillen-Lobby gegen solche Ergebnisse wehrt und den Wert solcher Untersuchungen relativiert. Das war bisher immer noch die Reaktion auf das Aufdecken von Gefährdungen - auch auf dem Umweltsektor.
90% abgetrieben
Gemäß einem Artikel, der in den “Moscow News” erschien, enden in der Sowjetunion 90% aller Erstschwangerschaften mit einer Abtreibung, wobei jährlich Hunderte von Frauen sterben. Eine Moskauerin, die vor kurzem abtreiben ließ, berichtete, daß diese Eingriffe so sehr Routine geworden seien, daß die Frauen wie auf dem Fließband operiert würden... Aus offiziellen Statistiken geht hervor, daß in der Sowjetunion jährlich 8 Millionen Schwangerschaften abgebrochen werden. Dies ist wahrscheinlich die höchste Rate der Welt.
(Aus “Echo der Liebe” 4/89)
Hier sollte ernst gemeinte ‘“Perestroika” ansetzen.
Armenien
Der Leiter der Hilfsmission der griechisch-orthodoxen Kirche in Sowjet-Armenien, der Athener Hilfsbischof Chrysostomos, hat seine Bewunderung für das dort nach dem Erdbeben von Mutter Teresa vollbrachte Werk ausgesprochen: “Mutter Teresa habe ich beim gemeinsamen Einsatz in einem Kinderspital kennengelernt. Heute, drei Monate nach den verheerenden Erdstößen, ist das Problem der verstümmelten Kinder besonders groß: Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren, ohne Beine, Arme, taub, erblindet, und die meisten von ihnen obendrein Waisen. Das war für mich eine Konfrontation mit namenlosem Elend. Aber auch mit der Hoffnung, die stärker als jede Verzweiflung ist, in der Person von Mutter Teresa. Sie hat in Armenien Einmaliges geleistet!” |
(“Osservatore Romano” v. 12.5.89)
Wer denkt heute noch an die Erdbeben-Katastrophe, die für einige Tage und Wochen die Welt bewegt hat? Längst sind die Medien zu neuen Schlagzeilen übergegangen. Gott sei Dank gibt es Menschen, die nach einer Katastrophe nicht gleich vergessen, sondern wirklich helfen.
Glücklicher
Ist das “Heimchen am Herd” im Grunde glücklicher als die Karrierefrau? Eine wissenschaftliche Studie, die auf Daten aus Oberösterreich und Salzburg basiert, läßt jedenfalls diesen Schluß zu. 34 Paare hatten im Rahmen der Studie 28 Tage lang genau Protokoll darüber zu führen, ob sie sich zum Zeitpunkt der jeweiligen Tagebucheintragung “gut” oder “schlecht” fühlten. Dabei zeigte sich, daß berufstätige Frauen und Mütter deutlich seltener für sich ein “gutes Befinden” ins Tagebuch schreiben als die Nur-Hausfrauen. Dazu die Studie: ”Daß sich berufstätige Frauen schlechter fühlen sollten als Hausfrauen, widerspricht ganz und gar gängigen Vorstellungen sowohl von der beklagenswerten Rolle der Hausfrau als auch von der befreienden und befriedigenderen Situation berufstätiger Ehefrauen.”
(Salzburger Nachrichten v. 29.5.89)
Die Doppelbelastung zehrt an der Substanz der Frauen. Da zeigen alle Untersuchungen über Zeitbudgets. Niemand hat so wenig Freizeit wie berufstätige Frauen. Zu dieser Beobachtung passen auch Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage in Österreich: 86% der Hausfrauen sind mit ihrem Status zufrieden und 78% der Befragten meinten, für alle Beteiligten sei es besser, wenn der Mann berufstätig sei und die Frau zuhause bleibe (auch 62% der weiblichen Berufstätigen waren dieser Ansicht).
"Religion Aktuell"
Noch mehr umfassende Informationen präsentieren sowie vermehrt Hintergründe aufzeigen und Zusammenhänge darstellen - so lautet das neue Konzept für die Informationssendung der ORF-Hauptabteilung Religion im Radio. Mit diesem Konzept erhält die wöchentliche Sendung auch einen neuen Titel: Ab 5.6. heißt sie "Religion aktuell" anstatt wie bisher "Aktuelles aus der Christenheit".
Wie diese Änderung andeutet, soll nun auch über aktuelle Themen aus anderen großen Weltreligionen, wie dem Judentum und dem Islam, berichtet werden.
(Kathpress v. 30.5.89)
So ersetzt langsam aber sicher der allgemeine Begriff Religion die spezifische Bezeichnung christlich. Vordergründig geschieht das im Dienst einer Horizonterweiterung. Gleichzeitig wird damit aber die Botschaft Christi relativiert - als eine Religion unter vielen gleichwertigen, als eine, die derzeit eben in Europa noch am weitesten verbreitet ist.
Gleichgestellt
In Dänemark werden homosexualle Paare künftig Ehepaaren rechtlich gleichgestellt sein. Die Regierung erließ am Freitag ein Gesetz, nach dem die gleichgeschlechtlichen Partner hinsichtlich Erbschaft, Steuern, Rentenansprüchen und Besitzverteilung dieselben Rechte haben wie in einer herkömmlichen Ehe. Sie dürfen allerdings keine Kinder adoptieren.
(Salzburger Nachrichten v. 29.5.89)
Und in Österreich übernimmt Unterrichtsministerin Hilde Hawlich den Ehrenschutz über einen Homosexuellen-Kongreß, um damit "bewußt ein Signal" zu setzen. Haben wir mit einer ähnlichen Entwicklung zu rechnen?
Wüstenexpansion
Ein Drittel der Landoberfläche der Erde ist von der Ausbreitung der Wüsten bedroht, ohne daß die betroffenen Regierungen zu ernsthaften Gegenmaßnahmen entschlossen wären. Dies stellte der Direktor des Umweltprogramms der UNO, Mostafa Tolba, fest. Nach seinen Worten werden Jahr für Jahr weltweit 21 Millionen Hektar Ackerland unfruchtbar, während weitere sechs Millionen Hektar sich in Wüste verwandeln. Als Hauptursachen der Wüstenexpansion nannte er zu starke landwirtschaftliche Beanspruchung der Böden, Entwaldung und unzureichende Bewässerung.
(Salzburger Nachrichten v. 29.5.89)
In den Medien werden solche Meldungen oft als Gruselstories verkauft. Die Reaktion ist dann Angst und Resignation. Eigentlich ginge es aber um die Anfrage an uns: Was trägt unser Lebensstil zu diesen Verheerungen bei? Und: Was können wir tun? Siehe dazu den Artikel "Umweltsanierung geht uns alle an"
Wenn Sie an einem dieser Themen Interesse haben, teilen Sie es uns bitte als Anregung für zukünftige Schwerpunkte mit.