VISION 20003/1989
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Hilferuf aus dem Libanon

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Es fällt mir schwer, nach meinem letzten Aufenthalt im Libanon in der Nacht Schlaf zu finden. In Beirut ist die Situation materieil unerträglich geworden: kein Wasser, kein Strom, kein Benzin, kein Telefon. Mein Zimmer war dort seit meinem letzten Aufenthalt zweimal bombardiert worden.

Aber ähnlich geht es der gesamten christlichen Enklave. Tag für Tag liegt sie bis zu den Bergen im Hagel syrischer Geschoße. Dort herrscht ein großes geistiges Elend, das schreckliche Gefühl, von allen verlassen zu sein. Der christliche Libanon - bzw. was davon übrig geblieben ist - stellt eine Enklave von 40 Kilometer Länge und 25 Kilometern Breite dar. Er wird von rundherum angegriffen. Und im Rücken haben die christlichen Libanesen nur das Meer ... Es gibt dort kein Haus, das nicht im Feuerbereich der syrischen Artillerie liegt.

Im Libanon findet kein Religionskrieg statt. Es gibt auch Muslime in der christliche Enklave. Sie haben dort auch ihre Moschee. Mehrmals täglich habe ich den Ruf des Muezzin zum Gebet vernommen.

Seit 1986 reise ich in den Libanon, um Hilfslieferungen zu begleiten. Mit einer Gruppe von 10 jungen Franzosen (Lehrern, Krankenschwestern, Beratern, die ein Jahr lang bleiben) leisten wir humanitäre Hilfe. Vor allem aber versuchen wir, Familien seelisch zu unterstützen.

Täglich gibt es im Libanon - wie auch in anderen Ländern - Märtyrer. Es ist eher ihre Seelenstärke als unsere Hilfsleistungen, die - wenn es der Wille Gottes ist - diesen letzten Rest der Christenheit im Vorderen Orient retten wird.

P. Philippe Tournyol du Clos in “L´ Homme Nouveau” v. 4.6.89

Folgender Ruf hat uns aus dem Libanon erreicht: "Die Zeit drängt. Es geht um Leben oder Tod. Unser Land brennt ... Deshalb, liebe Freunde, flehen wir Euch an, bleibt nicht weiter nur Zuschauer und Zuhörer der Tragödie des Libanon. Handelt im Maß Eurer Möglichkeiten. Tut etwas, damit dieser Appell gehört wird! Ihr könnt beten, demonstrieren oder Mahnwachen halten." Ja, beten wir für diese verfolgten Schwestern und Brüder!

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