VISION 20002/1988
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Corragio!

Artikel drucken (Alexa Gaspari)

Carlo Carretto wurde 1910 in Italien geboren. Seine Familie zog dann nach Turin, wo sein Vater Fabriksarbeiter war. Zu Beginn seines Berufslebens war Carlo kurze Zeit Lehrer, obwohl er selbst, wie er mir lachend erzählte, als Kind so selten wie möglich in die Schule gegangen war. Für ihn waren seine Eltern, Freunde, die Arbeit und später die Gemeinschaften seine Schule gewesen.

Bis 1954 war er dann "Chef" der katholischen Aktion Italiens. Auf diese Zeit angesprochen, sagte er später einmal, daß es gefährlich sei, seinen Glauben zum Beruf zu machen. Man riskiere dabei, "viel zu verlieren".

Durch seinen großen Tatendrang geriet er dann auch in Konflikt mit seiner Umgebung. Carretto versuchte in dieser Situation auf Gott zu hören und vernahm den Ruf, in die algerische Wüste zu gehen, um - wie er sagte - seinen "Glauben zu reinigen".

In der Wüste bleibt er zehn Jahre und tritt dort in die Gemeinschaft der "Kleinen Brüder von Charles de Foucauld" ein. Die Wüste wird für ihn zum "Ort des Durchgangs, wo der Auszug aus der Knechtschaft geschieht" und er Gottes Nähe und Liebe erfährt.

Gott schickt ihn dann in die Eremitensiedlung nach Spello in Italien zurück, wo er ein heute vielbesuchtes Gebets- und Meditationszentrum gründet. Hier wird der "Kleine Bruder" Carlo zu einem der großen geistlichen Väter unserer Zeit.

Viele Menschen versuchten ihn hier kennenzulernen, doch nicht immer gelang es ihnen. Pater Franz Edlinger erzählt über seine erste Begegnung mit Carlo: In der Hoffnung ihm zu begegnen, harrten sie damals eine Stunde im Gebet in der Kapelle von Spello aus, bis jener erschien, um ihnen lachend zu bedeuten, nun hätten sie wirklich genug gebetet. Jetzt könnten sie herauskommen. Beim anschließenden gemütlichen Beisammensein erklärte ihnen Carlo schmunzelnd, daß er nur solche Pilger begrüßen käme, die es auch längere Zeit in einer Kapelle aushalten könnten. Bei diesem, wie bei jedem weiteren Abschied rief er ihnen noch etwas nach, was sie nie vergessen haben, und was wir uns alle - vor allem auch Vision 2000 - gut einprägen wollen: "coraggio, fratelli!" - Mut, Brüder! A.G.

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