VISION 20002/1988
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Vinzenz von Paul

Artikel drucken Botschaft an uns (Sepp Messner)

Wer war Vinzenz von Paul?

1581 geboren, wird der junge Franzose schon mit 19 Jahren Priester, nur um gut und angesehen leben zu können. Bis zu seinem 30. Lebensjahr setzt er alles auf Karriere, Reichtum und Prestige. Doch jedesmal, wenn sich seine Pläne fast erfüllen, ändert sich die Szene. Türkische Seeräuber kapern das Schiff, auf dem er mitfährt. Er gerät in Sklaverei, kommt wieder frei, leidet nun aber sein Leben lang an Malaria.

Sie zerstört alle seine Hoffnungen. Jetzt erst gibt er seine hochtrabenden Pläne auf, will nur mehr Ruhe. Und da greift Gott ein, denn nun war Vinzenz frei für Neues geworden: In der Begegnung mit Kranken, Krüppeln und Entwurzelten in Spitälern erlebt er seine Bekehrung.

Er beschließt, fortan nur mehr den Armen zu dienen. Der Beruf wird zur Berufung. Vinzenz wird zum Begründer eines allgemeinen planmäßig organisierten christlichen Sozialwesens. Überall ruft er Caritas-Bruderschaften ins Leben, rettet während des 30jährigen Krieges ganze Landstriche vor dem Verhungern, hilft Bettlern, indem er geschützte Werkstätten gründet, baut Häuser für Geisteskranke, Findelkinder und Alte, kümmert sich um Galeerensträflinge, bildet Priester aus.

Er stiftet die Missionsgesellschaft der Lazaristen und errichtet die Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern. 1660 stirbt er als 79jähriger.

Eine Erfahrung

Frankreichs König Ludwig XIII hatte Vinzenz gebeten, seine Priester auch zu den von Seeräubern nach Nordafrika verschleppten Sklaven zu schicken. Einer der daraufhin ausgesandten Missionare hatte dem Heiligen eines Tages seine Schwierigkeiten mit den dort lebenden Christen geklagt. Ihm schrieb Vinzenz folgendes: "Ich möchte Dich bitten, in keiner Weise gegen die Mißstände unter den dortigen Christen vorzugehen. Suche auf freundliche Weise soviel Gutes wie möglich bei den Priestern, Ordensleuten, Kaufleuten und Gefangenen zu wecken. Denn Du mußt befürchten, daß das Elend, das mit ihrer Gefangenschaft gegeben ist, sie zur Verzweiflung treibt, wenn noch Deine Strenge hinzukommt. Du bist nicht so, wie Du meinst, für ihr Heil verantwortlich. Ich habe Dich nur nach Algier geschickt, die Betrübten zu trösten, ihren Leidensmut zu stärken... Es ist nämlich unmöglich, mit der Strenge der Gerechtigkeit diesem Ziel näherzukommen, ohne die Leiden dieser armen Menschen noch zu vermehren und Anlaß zu geben, daß sie die Geduld verlieren, und Du - dich selbst!

Nimm deshalb, bitte, soweit wie möglich Rücksicht auf die menschliche Schwäche. Ich möchte damit nicht sagen, daß man ihre Verwirrungen billigen soll. Ich sage nur, daß die Mittel zur Behebung dieser Mißstände nach Lage der Dinge mild und sanft sein und mit großer Vorsicht angewendet werden müssen. Du wirst die Sklaven, in denen noch ein christlicher Sinn ist, eher ansprechen können, wenn Du mit ihnen leidest, als wenn Du sie barsch zurechtweist."

Anfrage an uns:

Überfordert Ihr nicht auch allzu leicht eure Brüder und Schwestern? Verlangt Ihr nicht von den Menschen in Eurer Umgebung mehr, als sie gerade zu leisten imstande sind:

Von Priestern und Pfarrgemeinderäten (daß sie bereits Heilige, ständig freundlich, hilfsbereit und verfügbar sein müssen), von euren Kindern (daß sie vor allem strebsam, lernwillig und folgsam zu sein haben), von den Politikern (daß sie Muster an Integrität, Selbstlosigkeit, Redegewandtheit sind), von den Betriebsinhabern und Managern (daß sie stets korrekt, gerecht, freundlich zu sein haben)...

Gleiches sagt der heilige Franz von Sales: "Mit einem Tropfen Honig fängt man mehr Fliegen als mit einem Faß Essig". Und: Schaut Euch doch einmal die Enzyklika Eures Papstes "Über das göttliche Erbarmen" an...

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