VISION 20002/1988
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England erwartet die Pille

Artikel drucken Und Österreich?

Eine Abtreibungspille wird fast sicher innerhalb der nächsten zwei Jahre in Großbritannien vertrieben werden. Sie ist an 1.000 englischen Frauen getestet worden in einer Serie, die fast abgeschlossen ist. Bisherige Ergebnisse zeigen, daß es sich um eine sichere und wirksame Alternative zur chirurgischen Abtreibung handelt. Sie spielt auch eine wertvolle Rolle bei späten Abtreibungen bis zur 18. Schwangerschaftwoche...

"Die Sicherheit wird durch Vermeidung der mit einer Narkose und einem operativen Eingriff verbundenen Risiken bei Abtreibungen stark erhöht. Selbst die Abtreibungsgegner werden dies begrüßen, hoffe ich", stellt Alan Templeton, Professor für Gynäkologie in Aberdeen, der die britischen Versuche leitet, fest...

Ein Sprecher von Roussell in England teilte mit, daß der Preis für eine einmalige Anwendung voraussichtlich unter 100 Pfund liegen wird."

Sunday Times v. 30.10.1988

Und Österreich?

Dieser Auszug aus "The Sunday Times" zeigt, daß es eine Illusion ist, zu glauben, dieses Produkt sei ein französisches Problem und werde nicht auch früher oder später bei uns zu haben sein. Wir können unsere Grenzen nicht gegen Drogen dicht machen. Umso weniger werden wir imstande sein, massiven wirtschaftlichen Interessen an der Einführung dieser scheinbar so vorteilhaften Pille entgegenzutreten - es sei denn, es gelingt, die öffentliche Meinung rechtzeitig auf die schrecklichen Gefahren, die mit diesem Produkt verbunden sind, aufmerksam zu machen. Die Abtreibungspille stellt auch eine Herausforderung für christliche Stellungnahmen dar. Besteht nicht die Gefahr, daß Argumente zum Zuge kommen, die mit dem kleineren Übel argumentieren? Auch in dem "Sunday Times"-Artikel wird ja der relative Vorteil gegenüber der blutigen Abtreibung im Krankenhaus hervorgekehrt.

Hier bleibt zu bedenken, daß es sich unabhängig von der angewandten Methode um Mord am Kind handelt. Sein derzeitiger Vollzug im Spital und in der Ordination stellen eine größere psychsiche Barriere dar als der Griff nach dem Medikament zuhause. Niemand kann wohl hundertprozentig garantieren, daß er nicht selbst in Versuchung geraten könnte. Umso dringender ist es, diese Versuchung von uns allen fernzuhalten.

Christof Gaspari

 

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