VISION 20002/1988
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Lebensplanung?

Artikel drucken (Ingeborg und Richard Sickinger)

Was die meisten von uns heute prägt, ist das Gefühl, alles planen zu müssen. Dazu gehören die berufliche Laufbahn, die Finanzen - und sogar die Kinder: sie sollen nur dann kommen, wenn sie auch eingeplant sind, meint man. Ansonsten wird verhütet, oder - wenn das mißlingt - abgetrieben, da ungeplant automatisch mit unerwünscht gleichgesetzt wird.

Bei den Schwestern von Mutter Teresa ist das ganz anders: bei ihnen ist einfach jeder Mensch erwünscht und willkommen - auch wenn er "ungeplant” war. "Wir möchten uns aller Menschen annehmen, die unsere Hilfe brauchen", erklärt Schwester Schobha. Sie ist eine der fünf Missionarinnen der Nächstenliebe, die seit drei Jahren in Wien im Einsatz sind: zwischen 100 und 200 Sandler und Obdachlose bekommen jeden Tag dort eine warme Mahlzeit. Bei ihnen ist gerade für diejenigen Platz, für die sich sonst niemand zuständig fühlt.

"Wir teilen aber auch das, woran wir glauben", erzählt eine Schwester, "denn durch den Teller Suppe und die Schale Kaffee bringen wir die Liebe Jesu in ihr Leben. Wir wissen, daß der Mensch nicht nur nach Brot hungert, sondern auch nach Liebe, und danach dürstet, verstanden und gebraucht zu werden." Deshalb finden Einsame und Alleingelassene - darunter viele Jugendliche - dort ebenfalls ein offenes Haus.

Gemeinsam wird auch gebetet: vor dem Essen ein Gesätzchen Rosenkranz, und jeden Abend bei der Anbetung. Auch die wöchentlichen Bibelstunden finden reges Interesse. "Gerade diejenigen, die von der Gesellschaft ausgeschlossen werden, sind oft besonders empfindsam und ansprechbar", erklärt Schwester Shobha.

Der unermüdliche Einsatz der Schwestern wirkt wie ein "Katalysator der Liebe": sie laden die Bedürftigen dieser Stadt ein - in dem Wissen, daß sie damit eigentlich hoffnungslos überfordert sind - und vertrauen darauf, daß andere kommen und helfen möchten. Und es geschieht wirklich: verschiedenste Menschen kommen jeden Tag zusammen, Helfer und solche, die Hilfe brauchen - und jeder fühlt sich bereichert.

Das Angebot der Schwestern der Nächstenliebe, jeden Menschen aufzunehmen, geht aber noch viel weiter: Mutter Teresa hat bei ihrem letzten Besuch in Wien erklärt, daß sie jeder einzelnen Frau, die ein Kind abtreiben lassen will, anbieten möchte: "Gebt mir dieses Kind, ich werde dafür sorgen."

Die Schwestern möchten deshalb schwangeren Frauen, die sich in Schwierigkeiten befinden, ganz konkrete Hilfe anbieten können:

- sie möchten 20-30 Mütter in ihr Haus aufnehmen können, um gemeinsam mit ihnen die schlimmsten Probleme anzugehen;

- sie möchten Frauen, die eine Abtreibung vorhaben, die Möglichkeit nahebringen, ihr Kind zur Adoption freizugeben;

- sie möchten Kinder tagsüber - oder wenn nötig sogar über Jahre - betreuen, um den Müttern einen Teil der Last abzunehmen und ihnen das "Ja" zu erleichtern;

Für all diese Aufgaben benötigen die Schwestern dringend ein Haus in zentraler Lage. Bei den Besuchen in Wien wurde Mutter Teresa von verschiedenen Seiten versprochen, ihr ein Haus zur Verfügung zu stellen - bis jetzt allerdings hat sie noch keines gesehen. Wer Mutter Teresa ernst nimmt, wenn sie sagt: "die Abtreibung stellt heute die größte Bedrohung des Friedens dar, weil mit jedem Kind ein Ebenbild Gottes vemichtet wird", muß sich wünschen, daß hier sofort etwas geschieht!

Die Schwestern bitten für das Anliegen, baldigst ein Haus für ihre Arbeit zu bekommen, um unser Gebet und um konkrete Hinweise.

Ingeborg und Richard Sickinger

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