VISION 20006/1989
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Argumente wie zur Nazi-Zeit

Artikel drucken (Walter Selb)

Wenn im Augenblick wenig Aussicht besteht, die (Abtreibungs-)Regelung zu ändern, soll man doch in ... (ihr) kein Argument für die Freigabe des Embryos für die Forschung finden. ...(Hier) geht es nur um die “Begehrlichkeit” der Wissenschaft, Experimente am Embryo machen zu können.

Der wunde Punkt der Güterabwägung ist hier die “höherwertige Forschung”. Damit kommt der Jurist zu Erwägungen der Güterabwägung. Es geht im günstigsten Fall also um das Allgemeinwohl der Menschheit, im ungünstigsten Fall nur um die Neugierde der Wissenschaft.

Hier muß ich ganz kurz darauf hinweisen, daß vor kurzem ein Buch erschienen ist (“Versuche mit Menschen”), das vor allem Argumente der Verteidigung der Ärzte im Nürnberger Prozeß auflistet. Viele der heutigen Argumente, das müssen sich Mediziner von heute sagen lassen, sind wortgleich mit denen, die damals gemacht worden sind.

Heute heißt es: “Geben sie mir fünf Embryonen, und ich löse das Krebsproblem”; wer wird dem widerstehen können, war das Argument. Ich habe dem entgegengehalten, daß es beim Nürnberger Ärzteprozeß geheißen hat: “Geben sie mir fünf zum Tode Verurteilte, und ich löse ihnen das Flecktyphusproblem beim Rußlandfeldzug”. Diesen Vergleich kann ich nicht genug betonen.

Walter Selb

Der Autor ist Professor für Römisches Recht an der Universität Wien, sein Beitrag ein Auszug aus "Der Status des Embryos".

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