Ich war eine Leihmutter. Ich habe es gemacht, weil wir dringend Geld brauchten.
Ich bin 33 Jahre, habe zwei Kinder und war bis zu dem Tag, als ich mich für diesen wahnwitzigen Entschluß, Leihmutter zu sein, mit einem fabelhaften Mann verheiratet,
Der Frauenarzt, bei dem ich schon öfter zu Vorsorgeuntersuchungen war, hat mir bei jedem Besuch versucht, die Sache schmackhafter zu machen, bis ich bei 25.000 DM zusagte. Absolute Geheimhaltung sei Bedingung. Mein Mann war nicht so sehr von der Idee begeistert. Aber bei 25.000 Mark und dem Gedanken, daß wir dringend Geld brauchten, war er nach viel Zureden dann doch bereit mitzumachen.
Die folgenden Untersuchungen in einer Klinik- stets waren mehrere Personen direkt dabei - waren für mich sehr schlimm. Ich habe mich so richtig verkauft gefühlt...
Nach etwa vier Wochen wurde mir dann ein befruchtetes Ei eingesetzt.
Nach drei Tagen konnte ich die Klinik, Gott sei Dank, verlassen. Mir war hundeelend.
Erst mußte ich alle acht Tage, später alle 14 Tage zur Routineuntersuchung audiesen Gaffstuhl.
Als mir das zu bunt wurde und ich dem Arzt sagte, daß ich mir allmählich wie ein Versuchskaninchen vorkäme und nicht mehr bereit sei, mich ständig untersuchen zu lassen, gab man mir zu verstehen, daß, wenn dem Embryo etwas passieren würde, ich keinen Pfennig Geld mehr bekäme.
Mein Mann hat sich während dieser Zeit immer mehr von mir zurückgezogen. Er blieb erst Tage weg, dann sogar mal eine ganze Woche, bis er mir eines Tages sagte, er habe eine andere, nicht so eine Hure wie mich, die sich von jedem Weißkittel anfassen läßt...
Inzwischen ist das Baby auf der Welt, meine Kinder bei der Großmutter, mein Mann bei einer anderen, ich in einer anderen Stadt, weil die Nachbarn einen Bogen um mich machten.
Und der Whisky ist zu meinem Lieblingsgesöff geworden.
Auszug aus Emma 4/85