VISION 20006/1989
« zum Inhalt Schwerpunkt

Gott hat mit jedem einen Plan

Artikel drucken (Christof Gaspari)

“Donum vitae”, das Dokument der Kongregation für die Glaubenslehre, ist wegen seines strikten Verbots jeglicher künstlicher Befruchtung zum Teil heftig kritisiert worden - auch innerhalb der Kirche.

Ein Blick auf die negativen Begleiterscheinungen der IVF müßte genügen, diese Einwände zu entkräften. Geschäftemacherei und Leichtfertigkeit gehören zur IVF wie zur Abtreibung, entspringen beide ja der Vorstellung, man dürfe (unter Umständen) über Menschen verfügen. Hier sollte rechtzeitig ein Riegel vorgeschoben werden. Es ist an der Zeit, ein Verbot der IVF (die Materie ist gesetzlich noch nicht geregelt) zu fordern.

Aber ich will mich nicht in der defensiven Argumentation verlieren. Geht es doch darum, die negative Abgrenzung in Sachen künstlicher Befruchtung zu ergänzen. Sollte man kinderlosen Ehepaaren nicht auch folgendes zu bedenken geben? “Wenn ihr trotz sehnlichsten Wunsches keine Kinder bekommt, dann quält euch nicht! Gott zeigt euch einen Weg, die Fruchtbarkeit eurer Ehe anders zu leben als mit eigenen Kindern.”

Denn Gott ist niemals ratlos. Er wendet jede unserer Lebenssituationen für seinen besonderen Plan mit uns. Diesen erkennen wir meist nur mühsam und undeutlich. Wir können aber lernen, die auf uns zukommenden Ereignisse als Wegweiser Gottes zu sehen.

Klarerweise wird das nur jenen einleuchten, die daran glauben, daß der Herr unseren Weg begleitet, daß Er nicht nur am Anfang der Welt tätig geworden ist. “Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, daß ihr zu essen habt...”, so steht es im 6. Kapitel bei Matthäus. Liegt da nicht der Schluß nahe, daß wir uns auch um Nachkommenschaft nicht ängstlich sorgen sollten? Seinen Jüngern trägt Jesus auf, zuerst das Reich Gottes zu suchen. Sie dürfen überzeugt sein, daß sie dann alles andere hinzubekommen.

Sicher, als Vater von zwei Kindern anderen Kinderlosigkeit als Willen Gottes zu verkaufen, kann mir leicht als pharisäische Belehrung ausgelegt werden. Das wäre schlimm, denn es ist keineswegs mein Anliegen, jede menschliche Not als Willen Gottes heiligzusprechen, als Trostpflaster gewissermaßen.

Es geht mir vielmehr um die Abkehr vom heutigen Verständnis, der Mensch müsse alles selbst in die Hand nehmen. Ist es nicht eine Erleichterung zu denken: Gott wendet unsere Unvollkommenheit und das, was geschehen ist (ob wir nun daran schuld sind oder nicht) zum Heil, wenn wir Ihn nach Seinem Willen fragen und Ihn wirken lassen - auf eigenmächtige Eingriffe verzichtend.

Das ist kein resignierender Fatalismus. Wer sich auf dieses Abenteuer mit Gott einläßt, wird aus seinen eigenen Plänen und Vorstellungen herausgerufen, um Neuland zu betreten. So erging es Abraham, Mose, dem heiligen Franz von Assisi...

Für kinderlose Ehepaare kann dies Ausbruch aus Verzagtheit, aus gestreßten sexuellen Beziehungen, aus Fixiertheit auf eigene Nachkommen bedeuten. Es kann heißen, daß sie elternlose Kinder annehmen, sich um Jugendliche kümmern, die bei ihren eigenen Eltern keinen Halt finden. Oder es kann Einsatz für die Gemeinschaft bedeuten in einem Maß, das Eltern überfordert. Fehlen nicht an allen Ecken und Enden gerade heute solche Menschen?

Christof Gaspari

© 1999-2024 Vision2000 | Sitz: Hohe Wand-Straße 28/6, 2344 Maria Enzersdorf, Österreich | Mail: vision2000@aon.at | Tel: +43 (0) 1 586 94 11