VISION 20006/1989
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Pressesplitter kommentiert

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Europas totes Meer

Die nördliche Adria zwischen Jugoslawien und Italien ist in weiten Teilen ein zweites “ Totes Meer”. Meeresbiologen konnten vor der jugoslawischen Küste in einer Tiefe von 15 Metern nur mehr das völlige Fehlen von Sauerstoff feststellen...

Nach Analysen von Biologen des “Zentrums für Meeresforschung” in Rovinj sei auf einer Fläche von einigen tausend Quadratkilometern jegliches Leben abgestorben. Die Ursache der  Naturkatastrophe ist unklar.

Die Presse v. 12.12.1989

Wirtschaftsboom

Der amerikanische Aufschwung hat beste Chancen, weitere drei Jahre anzudauern. Das ist das Resultat der jüngsten Quartalsumfrage der National Association of Business Economists bei 55 Unternehmensvolkswirten....

Nach provisorischen Daten des Wirtschaftsplanungsamtes in Tokio ist das janpanische Bruttosozialprodukt (BSP) im dritten Quartal auf saison- und preisbereinigter Basis gegenüber dem vorhergehenden Vierteljahr um 2,9% gewachsen... Das Plus war das höchste seit den ersten drei Monaten des Jahres 1973...

Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung erwartet 1990 eine Steigerung der deutschen Industrieproduktion um 3%, nach 4,5% in diesem Jahr; daran seien gleichermaßen das gute In- und Auslandgeschäft beteiligt...

NZZ v. 8.12.1989

Seit Jahren wird auf die eminente Bedrohung der Adria, eines Meeres, das sich relativ schwer regeneriert, hingewiesen. Um kurzfristiger Wirtschaftsinteressen willen wird die Natursubstanz aufgezehrt. Wird erst der Zusammenbruch des Fremdenverkehrs Maßnahmen bewirken? Wir reagieren immer noch am ehesten auf Signale der Wirtschaft. Sie erscheint unserer Gesellschaft immer noch als Heilsbringer, wie die Erfolgsmeldungen aus Japan, den USA und Deutschland zeigen. Wenigstens sollte der derzeitige Wirtschaftsboom zu besonderen Umweltanstrengungen genützt werden.

Zwangsverschickt

Die Zwangsrückführung von rund 40.000 sogenannten “Boat people” aus Hongkong nach Vietnam solle innerhalb “der nächsten 24 Stunden” beginnen. Das Zustandkommen einer entsprechenden Übereinkunft mit London wurde am Montag von einem Beamten des vietnamesischen Außenminsteriums bestätigt und in Hongkong verbreitet. Nach den Worten des britischen Staatsministers müsse die Rückführung gestartet werden, bevor im Februar eine weitere Fluchtwelle beginne. Die britische Regierung ist bereit, Vietnam 620 Dollar für jeden zwangsweise zurückgeführten Flüchtling zu zahlen.

Standard v. 12.12.1989

Dank heftiger Proteste, vor allem der USA, wurde diese Aktion nach "Versendung" der ersten Gruppe abgebrochen. Aber welcher Zynismus kommt hier zum Ausdruck. Die vietnamesischen "boat-people" riskieren immer noch ihr Leben bei der Flucht. Die Weltöffentlichkeit verdrängt Vietnam und die Tragödie seiner Flüchtlinge. Auch Österreich könnte wieder eine großzügige Flüchtlingsaktion starten. Die Lager in Hongkong und Thailand sind übervoll. Die beiden Länder tragen die Hauptlast dieser Flüchtlingstragödie.

So nicht, Herr Professor!

Der Vorstand des Virologischen Instituts in Wien, Univ. Prof. Christian Kunz, forderte kürzlich bei der Pressekonferenz zum “Welt-Aids-Tag”: “Man muß verhüten, daß HIV-positive Kinder auf die Welt kommen... Das Problem der HIV-positiven Kinder, die während der Schwangerschaft angesteckt werden, wird immer größer”, stellte Kunz bei der Presse-Konferenz fest. Das Risiko der Ansteckung des Kindes einer HIV-positiven Mutter - also einer Frau, bei der der Aids-Virus jederzeit ausbrechen kann - liegt zwischen 40 und 60 Prozent... In Österreich wurden bis jetzt 14 Aids-kranke Kinder und Jugendliche bis zum 19. Lebensjahr registriert, von denen vier bereits gestorben sind.

Kathpress v. 24.11.1989

Wieder einmal wird Tötung als Mittel der “Schadensbehebung” gefordert. Wieder einmal wird ein Problem dramatisiert ("... wird immer größer"), obwohl in ganz Österreich sage und schreibe nicht einmal 14 Fälle registriert worden sind! Denn ein Großteil der 14 erwähnten (zweifellos tragischen Fälle) sind wohl Jugendliche, die sich selbst angesteckt haben, und nicht Kinder Aids-kranker Mütter.

Fernsehen - Sucht und Leiden

Einem Viertel aller Zuseher graut regelmäßig vor dem, was sie im Fernsehen sehen, und sieben von 10 Eltern behaupten, daß sie ab- oder auf einen anderen Kanal wegen des ungeeigneten Programmes umgeschaltet haben.

Eine Untersuchung des Broadcasting Standards Council... ergab: Mehr als 30% nannten schlechten Geschmack im TV als Grund ihres Abscheus, 30% Sex-Szenen, 29% Gewalt und 23% vulgäre Ausdrucksweise...

Daily Telegraph v. 2.11.1989

Zwei von drei Haushalten, die einen Fernseher besitzen, sehen täglich fern. Das FS erreicht also täglich etwa vier Millionen Österreicher. Bei den Kindern beträgt der Prozentsatz 61,5% (das sind 540.000 Kinder), was einen starken Anstieg gegenüber dem Jahr 1988 (damals waren es nur 47%) bedeutet. Dazu muß man bedenken, daß heute von 100 österreichischen Kindern unter 14 Jahren 99 in einem Haushalt mit FS leben.

Soweit die Ergebnisse des ORF-Infratests aus den Monaten Juli/August 89.

Pressedienst Information d. ORF v. 5.9.1989

Die Reichweite des Fernsehens besonders auch unter den Kindern - ist beachtlich, die Gefahr der Gleichschaltung (und nicht nur sie) daher groß. Das ist deswegen bedenklich, weil die Qualität des Gebotenen vielfach unter jeder Kritik ist und nicht einmal dem Geschmack des Publikums entspricht. Sollten die Programmacher nicht daraus Konsequenzen ziehen?

Die 6. Dimension

Ihre “Mystische Reise zur 6. Dimension”... Sie treten mit Ihren Spielpartnern eine Mystische Reise zur 6. Dimension an: Als Adept lassen Sie sich nach Lösung verschiedener Aufgaben und dem Wurf einer magischen 7 in die 1. Dimension abstrahlen, dort durchwandern sie die mystischen Stätten der Welt, sterben, um in der 2. Dimension als Magier wiedergeboren zu werden... Spielrunde für Spielrunde steigen Sie in die nächste Dimension auf, bis Sie in der 6. Dimension dem Magischen Auge gegenüberstehen. Geschieht dies, haben sie gewonnen!

Time-Life Werbebroschüre

New Age wird nun auch von den Großen der Medienbranche propagiert. So bietet der Time-Life Verlag seinen Kunden ein Spiel an, um eine Bandreihe über Mystik g’schmackig zu machen. Nun wird also um Tod und Auferstehung gewürfelt!

Safer-Sex-Studie

Die Universitätsspitäler von Zürich, Bern, Basel, Lausanne und Genf haben eine Studie zum Thema “Safer-Sex” im Rahmen der Aids-Prävention ins Auge gefaßt. Für diese Studie brauchen die Universitätsspitäler insgesamt 1000 Teilnehmer. An dieser Studie können sich HIV-negative Frauen und Männer beteiligen, die wechselnde Partnerschaften haben und möglichst während dreier Jahre mitmachen wollen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen sich regelmäßig HIV-Tests unterziehen und detaillierte Fragen zu ihrer Person und zu ihrem Sexualverhalten beantworten. Strenge Einhaltung des Datenschutzes sei gewährleistet.

Neue Zürcher Zeitung v. 21.10.1989

Nach den Embryos: Kommt nun die verbrauchende Forschung an Jugendlichen?

Tempo, Tempo

John Young, Generaldirektor von Hewlett-Packard, setzt auf Geschwindigkeit: Er kritisiert Amerikas Wirtschaft, weil sie zu langsam in der Umsetzung von Forschung bis zur Produktreife sei. “Wir haben bisher einen wichtigen Erfolgsfaktor ignoriert: die Geschwindigkeit. Unsere Konkurrenten im Ausland haben viel rascher als wir neue Technologien in neue Produkte und Verfahren umgesetzt,” stellt Young fest. Auch andere Unternehmen pushen das Tempo. Man kann von einer richtigen “speed culture” sprechen.

Fortune v. 13.2.1989

In absehbarer Zeit wird es Bauteile geben, in denen Licht mit Licht geschaltet wird. Ein Computer aus solchen photonischen Bauelementen würde etwa eintausendmal schneller arbeiten als derzeit verfügbare Höchstleistungsrechner.

Weltwoche 331/89

Beschleunigung auf allen Ebenen: In der Technik, der Wirtschaft - und im politischen Geschehen. Auch unser Privatleben leidet zunehmend darunter: Mit hängender Zunge haben wir die "stillste Zeit des Jahres" wieder einmal "überstanden". Wie lange werden wir das aushalten?

Hitparade der achtziger Jahre

Eine in Frankreich veröffentlichte Umfrage nannte den sowietischen Staats- und Parteichef Gorbatschow und den polnischen Arbeiterführer Walesa (je 38 Prozent) vor dem Papst (24 Prozent) als die herausragendsten Männer der “achtziger Jahre”. Bei den Frauen führt die britische Premierministerin Thatcher (44 Prozent) vor der Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa (40 Prozent).

Salzburger Nachrichten vom 24. Nov. 1989

Erfreulich, daß drei engagierte Christen so im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen. Es wäre schön, kämen sie in den deutschsprachigen Medienebenso gut weg.

Bunte Lebenshilfe

Das “Jennifer-Fieber” grassiert - die neue Sehnsucht des alten Mannes nach dem jungen Mädchen. Und umgekehrt. Denn das Fieber steckt an. Junge Frauen, manche noch nicht erblüht, erobern sich gemachte Männer. Sie überspringen mit ihren schnellen Herzen einfach eine Generation... Die US-Autorin Barbara Gordon, 52, hat die Bibel dieser schönen Krankheit geschrieben... Der gemachte Mann ist von großem Reiz für neugierige Mädchen, die es eilig haben und ein paar Etappen überspringen wollen: die Zwei-Zimmer-Wohnung, den VW Polo, den Bausparvertrag...

Bunte 48/1989

“Für manche Frauen ist eine Scheidung heute immer noch eine Katastrophe. Für immer mehr Frauen aber ist sie der Schritt in ein neues Glück. Sie tauschen den ungeliebten Ehemann ein in Geld und Freiheit. Was für ein schöner, neuer Anfang.”

Bunte 36/1989

Und dabei ist die" Bunte" noch eine der" seriösesten" deutschsprachigen Illustrierten!

Embryo-Verwertung

An der Frage, ob Zellen menschlicher Embryos zu Versuchen verwendet werden dürfen, deren Ziel es ist, heute noch unheilbare Krankheiten zu heilen, ist in Dänemark ein Streit zwischen Forschern und Politikern entbrannt. Während Mediziner darauf drängen, die Erlaubnis für ihre Experimente zu erhalten, sträuben sich Politiker dagegen. Das “Zentrale wissenschaftsethische Komitee”, ein interdisziplinäres Aufsichtsorgan, hat ein Forschungsprojekt am Neurobiologischen Institut der Universität Aarhus gutgeheißen, bei dem Gehirnzellen von abgetriebenen Embryos auf Ratten transplantiert werden....

Als das Projekt in Aarhus bekannt wurde, forderten Politiker eine Denkpause, während die Forscher von “Hysterie” sprechen und ungeduldig die Erlaubnis für eine Fortsetzung ihrer Arbeit verlangen... Embryozellen seien weitaus widerstandsfähiger als jene erwachsener Menschen, begründet der Biochemiker Julio Celis das Interesse an den Embryos als Zellenspender. Das Gewebe würde nur dann entnommen, wenn die Frau dazu ihr Einverständnis gebe, sagt Povl Riis, Vorsitzender des wissenschaftlichen Komitees. Für unethisch hielte Riis es erst, wenn Frauen nur mit dem Ziel schwanger würden, durch eine Abtreibung die benötigten Zellen zu beschaffen.

“Jährlich werden in Dänemark 20.000 Abtreibungen vorgenommen, ohne daß jemand von Ethik spricht”, prangert dessen Stellvertreterin im wissenschaftsethischen Komitee, Ellen Skou, die “hysterische Debatte” an...

Presse v. 6.11.1989

Sind wir uns bewußt, welche tiefe Bresche die Abtreibung in unsere Wertordnung - vor allem die vieler Ärzte - geschlagen hat? So wird nun der Mensch zum Rohstoff der Forschung.

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