VISION 20001/1988
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"Mutter" kann durch nichts ersetzt werden

Artikel drucken (Christa Meves)

Der Begriff der "Rolle" impliziert mehrere verfügbare Identitäten vonseiten des Rollenträgers. Die häufige Verwendung dieses Begriffes zeigt, wie stark das Menschenbild des Abendlandes von der Utopie des an sich gleichen "Menschenmaterials" geprägt ist. Mutterschaft ist eben gerade keine Rolle! Nach vielen internationalen Arbeiten hat jüngst eine Untersuchung des psychosomatischen Instituts Mannheim bestätigt, daß sich einVorschulkind nur dann zu einem seelisch gesunden Erwachsenen entwickeln kann, wenn ihm eine zuverlässige positive Bezugsperson konstant zur Seite steht. Das Betonen gleichberechtigter Elternrollen im Frühstadium des Kindes hingegen ist eine bedenkliche Ideologie, weil die biologischen Bereitschaften und Qualitäten der Mutter außer acht gelassen werden.

Das zwanzigjährige Experiment mit der Kollektivierung von Säuglingen, Krabbel- und Kleinkindern im Westen und das siebzigjährige Erziehungsexperiment der 90%igen Enthäuslichung junger Mütter im Osten haben nicht seelische Erstarkung der jungen Generation gezeitigt, sondern eine bedenkliche seelische Schwächung.

Auch Gorbatschow sieht so schwerwiegende Probleme wie Alkoholsucht, Arbeitsscheu und Eheunfähigkeit in seinem Buch sehr realistisch: "Wir haben erkannt, daß vieie unserer Probleme im Verhalten vieler Kinder und Jugendlicher zum Teil durch die Lockerung der familiären Bindungen und die Vernachlässigung der familiären Verantwortung verursacht werden .... Eine der dringendsten sozialen Aufgaben ... ist es, das Wohlergehen der Familie zu verbessern. "

Rollenideologie und Frühkollektivierung der Kinder haben seelische Erkrankungen der durch Rollenträger erzogenen Erwachsenen zur Folge.

Die zur Zeit so häufigen neurotischen Depressionen und neurotische Verwahrlosung sind eher durch zu frühen und durch zu häufigen außerfamiliären Rollenwechsel und durch unnatürliche Pflegeformen heraufbeschworen worden als durch innerfamiliären Rollentausch.

Zu den Kennzeichen schwerer seelischer Behinderung zählen Diebstahlsdelikte, Konzentrationsschwäche und Kontaktschwierigkeiten. Außerdem sind depressive Jugendliche generell suchtgefährdet und oft unfähig, eine eheliche Bindung auf Lebenszeit einzugehen.

Aus diesen Erfahrungen müssen folgende Schlüsse gezogen werden: Das Kind ist darauf angewiesen, sich an liebevolle, ihn persönlich dauerhaft betreuende Personen zu binden, wenn sich in ihm Gefühle von Geborgenheit, Sicherheit und Vertrauen in das Leben entwickeln sollen. Von derartiger Gestimmtheit hängen weitgehend Liebes- und durchhaltende Leistungsfähigkeit sowie seelische Widerstandskraft im Erwachsenenalter ab.

Nach wissenschaftlichem und nach christlichem Menschenbild ist der einzelne Mensch nicht wahllos austauschbar. Jeder einzelne hat seinen Lebensauftrag, der neu und unverwechselbar ist, weil Gott immer neue einmalige Personen schafft.

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