Die europäischen Christen, genau genommen ein Restbestand, erleben heute folgende Herausforderung: Sie müssen ihre Familien inmitten einer Gesellschaft mit einem offensichtlichen (wenn auch nicht immer bewußten) Todestrieb großziehen. Um der Dekadenz rundherum bei der Erziehung ihrer Kinder begegnen zu können, müssen sie als Randgruppe der Gesellschaft ein System entwickeln, das ihr Überleben und ihr spirituelles Wachstum inmitten von entmutigenden, wahrhaft verheerenden Trends ermöglicht.
Wie man an dieses Projekt herangeht? Mit einem scheinbaren Paradoxon: Wir sollen "klug wie die Schlangen" sein und dennoch mit Gelassenheit an unsere Aufgabe herantreten, wissend, daß Gott für uns sorgen wird. In der Spannung dieser beiden Dimensionen seien auch die folgenden Bemerkungen verstanden.
Da ist erstens die Ehe: Christen werden weiterhin sakramental heiraten. Sie müssen lernen, was unbedingte Hingabe wert ist. Das bedeutet, daß Christen ihren Kindern begreiflich machen müssen, warum sie jungfräulich in ihre Ehe gehen sollten. Die Entwertung des Körpers als Spielzeug muß als ungesund, bös und zerstörerisch entlarvt werden. Wer will, kann das heute ja klar erkennen.
Auch geistig muß die Ehe vorbereitet werden, damit sie als die großartige, göttliche Einrichtung erscheint, die sie ist. Idealerweise lernen Kinder das, indem sie es am Leben ihrer Eltern erfahren. Doch auch die theologische Erklärung muß im Zentrum jedes Ehevorbereitungskurses stehen. Das ist möglich. In der Erzdiözese Toronto nehmen 98% der Brautleute an sechs bis acht Wochen langen Brautkursen teil.
Was die Kindererziehung anbelangt, wäre dreierlei zu sagen: Für zuhause gilt erstens, daß zwei besser sind als nur einer. Für die Kindererziehung sind beide Elternteile verantwortlich.
Zweitens gilt es, die Berufungen abzustimmen. Sobald junge Erwachsene begreifen, wie wertvoll ihr Engagement für die Familie ist, und wenn ihnen klar wird, daß man nicht alles auf einmal tun kann, und wenn sie sich dazu entscheiden, ihr Familienleben als Teamarbeit zu betrachten, dann kann die Sache funktionieren.
Und schließlich geht es um die Erziehung im Glauben. Wem es ein Anliegen ist, daß seine Kinder zum Glauben finden, der wird vor allem selbst dafür zu sorgen haben.