VISION 20001/1988
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Erziehung gegen den Strom

Artikel drucken (Thomas Langan)

Die europäischen Chris­ten, genau genommen ein Restbestand, erleben heute folgende Heraus­forderung: Sie müssen ihre Fa­milien inmitten einer Gesell­schaft mit einem offensichtli­chen (wenn auch nicht immer bewußten) Todestrieb großzie­hen. Um der Dekadenz rundhe­rum bei der Erziehung ihrer Kinder begegnen zu können, müssen sie als Randgruppe der Gesellschaft ein System entwickeln, das ihr Überleben und ihr spirituelles Wachstum inmit­ten von entmutigenden, wahr­haft verheerenden Trends er­möglicht.

Wie man an dieses Projekt herangeht? Mit einem scheinbaren Paradoxon: Wir sollen "klug wie die Schlangen" sein und dennoch mit Gelassenheit an unsere Aufgabe herantreten, wissend, daß Gott für uns sorgen wird. In der Spannung dieser beiden Dimensionen seien auch die folgenden Bemerkungen verstanden.

Da ist erstens die Ehe: Christen werden weiterhin sakramental heiraten. Sie müssen lernen, was unbedingte Hingabe wert ist. Das bedeutet, daß Christen ih­ren Kindern begreiflich machen müssen, warum sie jungfräulich in ihre Ehe gehen sollten. Die Entwertung des Körpers als Spielzeug muß als ungesund, bös und zerstörerisch entlarvt werden. Wer will, kann das heute ja klar erkennen.

Auch geistig muß die Ehe vor­bereitet werden, damit sie als die großartige, göttliche Einrich­tung erscheint, die sie ist. Idea­lerweise lernen Kinder das, in­dem sie es am Leben ihrer Eltern erfahren. Doch auch die theolo­gische Erklärung muß im Zen­trum jedes Ehevorbereitungs­kurses stehen. Das ist möglich. In der Erzdiözese Toronto neh­men 98% der Brautleute an sechs bis acht Wochen langen Brautkursen teil.

Was die Kindererziehung anbe­langt, wäre dreierlei zu sagen: Für zuhause gilt erstens, daß zwei besser sind als nur einer. Für die Kindererziehung sind beide Elternteile verantwort­lich.

Zweitens gilt es, die Berufungen abzustimmen. Sobald junge Erwachsene begreifen, wie wertvoll ihr Engagement für die Familie ist, und wenn ihnen klar wird, daß man nicht alles auf einmal tun kann, und wenn sie sich dazu entscheiden, ihr Fami­lienleben als Teamarbeit zu be­trachten, dann kann die Sache funktionieren.

Und schließlich geht es um die Erziehung im Glauben. Wem es ein Anliegen ist, daß seine Kin­der zum Glauben finden, der wird vor allem selbst dafür zu sorgen haben.

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