VISION 20001/1988
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Mutter sein macht Freude

Artikel drucken (Elisabeth Motschmann)

Mein Entschluß, "nicht mehr zu arbeiten", löste außerhalb der Familie Befremden aus. In den Augen meiner Kolleginnen hat­te ich damit meine Eigenstän­digkeit, meine Selbstverwirkli­chung und Freiheit aufgegeben. Die drei Ks: Kinder, Küche, Kirche haben für viele junge Frauen eine geradezu abschrec­kende Wirkung bekommen. Stattdessen hat der emanzipato­rische Zeitgeist drei neue Ks auf seine Fahnen geschrieben: Kar­riere, Konferenzen und Kanti­nen. Letztere drei neuen Ks er­freuen sich immer größerer Be­liebtheit.

In der Bundesrepublik Deutsch­land sind bereits 40 Prozent der Mütter von Kindern unter 15 Jahren berufstätig. Eine Unter­suchung von Professor Wassi­lios Fthenakis, Direktor des Staatsinstituts für Frühpädago­gik und Familienforschung be­sagt, daß Kleinkinder durch­schnittlich 206 Minuten mütter­liche Zuwendung täglich be­kommen. Bei den Kindern zwi­schen drei und sechs Jahren geht diese Zeit schon auf 129 Minu­ten täglich zurück. Für ältere Kinder schließlich ist die Mutter nur noch 31 Minuten pro Tag verfügbar.

Da die fehlende Zeit für die Kinder keineswegs von den Vätern ausgeglichen wird, wachsen viele Kinder mit einem zunehmenden Mangel an Zeit und Zärtlichkeit, an Liebe und Zuwendung auf. Das ist der Preis dafür, daß Mutterschaft zur Nebenbeschäftigung ver­kümmert ist.

Mutterschaft wird immer nur als Last, als Einschränkung persön­licher Freiheit, als Berufs- und Karrierehemmnis, als Beein­trächtigung der Lebensqualität, als finanzielle Belastung be­schrieben. So ist es nicht ver­wunderlich, wenn Frauen Angst haben "nur " noch Mutter zu sein.

Diese Entwicklung werden wir nur dadurch ändern können, wenn wir endlich aufhören, negativ über Mutterschaft zu sprechen. Darum möchte man alle Mütter, die glücklich und zufrieden ihr Amt als Mutter ausüben, aufrufen, ihr Schwei­gen zu brechen - und darüber zu reden, wie schön es ist, Zeit zu haben für Kinder.

Wer Kinder als Gabe, als Ge­schenk Gottes versteht, geht anders mit ihnen um. Er wird sie als Kostbarkeit ansehen. Nie­mals wird er sie im Mutterleib töten können.

Frauen, die dem Beruf zuliebe Säuglinge und Kleinkinder morgens zwischen 7 und 8 Uhr in einer Krippe abgeben, brin­gen sich und die Kinder um ein Stück Lebensfreude.

Gibt es wirklich einen schöne­ren Beruf - oder sprechen wir lieber von Berufung - als einem Kind zur Entfaltung all seiner Fähigkeiten zu verhelfen, es zu prägen und zu einem lebens­tüchtigen Menschen zu erzie­hen?

Nichts wünschen sich Kinder mehr als eine anwesende Mut­ter, eine Mutter, die sie lobt für alle Erfolge, die mit ihnen lacht, die ihre Tränen trocknet, sie in ihrem Kummer tröstet und in die Arme nimmt und die mit ihnen betet. Diese Dinge kann man eben nicht wie selbstverständ­lich auf irgendeine Bezugsper­son übertragen.

Schließlich ist es unverantwort­lich, Frauen einzureden, nur ein eigenes "existenzsicherndes Einkommen" befreie sie von der Abhängigkeit vom Mann. Die berufstätige Frau ist keineswegs freier und unabhängier als die nichterwerbstätige Hausfrau.

Im Gegenteil: Das Berufsleben bringt zahlreiche Abhängigkei­ten mit sich und schränkt die zeitliche Freiheit und Unabhän­gigkeit empfindlich ein.

Wir Frauen müssen dringend lernen, all diesen Angstmachern entschieden und engagiert die Stirn zu bieten. Das negative Gerede über die Männer im all­gemeinen und die Ehemänner im besonderen muß endlich aufhören. Alle Frauen, die im guten Miteinander mit Män­nern, ob in der Ehe, ob am Ar­beitsplatz, in der Politik oder der Kirche leben, müssen ihr Schweigen brechen.

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