VISION 20001/1988
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Kirchliche Ehemoral

Artikel drucken (Pater Andreas Laun)

Die Lehre der Kirche über die Empfängnisregelung läßt sich in drei grundlegenden Sätzen darlegen:

- Zur christlich verstandenen Ehe gehört die grundsätzliche Bereitschaft, Kinder zu bekom­men.

- Im Sinne einer echten Gewissensentscheidung haben die Eltern das unvertretbare Recht, die Zahl ihrer Kinder zu bestimmen.

- In der ehelichen Umarmung von Mann und Frau und ihren Sinngehalten erkennen wir die Handschrift Gottes. Weit davon entfernt, ein bloß biologisches Geschehen zu sein, ist die se­xuelle Vereinigung so sehr mit der Würde des Menschen und seiner Gottebenbildlichkeit ver­bunden, daß der Mensch sie nicht verstümmeln, nicht mani­pulieren, nicht nach seinem Willen umformen darf. Das, so scheint mir, ist auch der Sinn der kühnen Worte von Johannes Paul II: "Achtet den von Gott gegebenen Lebenszy­klus! Diese Achtung gehört zu unserer Achtung Gott selbst gegenüber, der Mann und Frau geschaffen hat, nach seinem Abbild, indem er seine eigene lebensspendende Liebe sich widerspiegeln ließ in den Mu­stern ihres Sexualverhaltens." Für den Christen bedeutet das: Er sollte sich nach Kräften bemühen, seine Ehe nach dem Ideal von "Humanae vitae" zu leben und zwar im Sinne jenes heiligen, vertrauenden Gehor­sams, von dem das 2. Vaticanum im Hinblick auf das Lehramt der Kirche spricht.

Wie in vielen Bereichen der Moral, wäre auf dem Gebiet der sexuellen Liebes-Ethik ein bloß mechanisch-blinder Gehorsam ohne jedwedes innere Verstehen nicht nur auf die Dauer kaum lebbar, sondern vor allem ein moralisches Torso. Darum ver­langt ja der Papst auch immer wieder: Vertieft euch in den Sinn und die Gründe dieser Lehre!

Sehr oft stehen Verhütungsmit­tel keineswegs im Dienst eines liebenden Ehepaares, das kei­nen anderen Ausweg findet, sondern sie werden benützt, um bloß sexuellen Ansprüchen Genüge zu tun. Daß Frauen die Verhütungsmittel dann als "Instrument männlicher Aus­beutung" erleben, ist gut zu ver­stehen.

Wir sehen die Betonrinnen, in die wir die Flüsse gelegt haben, und erschrecken über die Che­mikalien, die unsere Welt ver­giften. Wie lange aber wird es noch dauern, bis wir den Leib des Menschen, vor allem den Schoß der Frau wenigstens so achten, wie einen See im Gebir­ge oder eine Bucht am Meer? Wir sagen, der Leib ist eine Schöpfung Gottes und darüber hinaus "Tempel des Heiligen Geistes". Müßten wir dann nicht alle nicht-therapeutischen, ma­nipulativen Eingriffe von ihm fernhalten?

Viele Ehen leiden heute an einer Immunschwäche der Liebe und enden in der Scheidung. Nun hat sich aber, den Erfahrungen von Paul Marx zufolge, das Leben nach den Regeln der natürlichen Empfängnisregelung als fast 100 %igen Schutz vor der Scheidung erwiesen. Wäre da eine Metho­de, die nicht Kinder, sondern Scheidungen verhütet, von un­ermeßlichem Wert?

Der Mensch ist in allen Berei­chen seines Lebens von der Sünde bedroht - auch in seinen sexuellen Beziehungen zum Ehepartner. Auch die Ehe ist nicht die Insel der sexuellen Seligkeit, ein Paradies der Lie­be, in dem der Sündenfall nicht stattgefunden hätte. Die eheli­che Liebe kann z.B von einer Konsumhaltung unterlaufen werden. Dieser Gefährdung ge­genüber sind Zeiten der sexuel­len Enthaltsamkeit eine Hilfe. Sie stehen im Dienst der Liebe. Die künstliche Empfängnisver­hütung spaltet den Menschen in zwei Teile: Den störenden Teil, nämlich die Fruchtbarkeit, schaltet sie aus. Das Wort der "Ganzhingabe" wird zu einer "Teilhingabe", die Liebe des ganzen Menschen zu einer "Teilliebe".

Durch Empfängnisverhütung wird der zärtliche Satz: "Ich lie­be Dich", verändert in: "Ich liebe dich teilweise. Denn deine Weiblichkeit stört mich, weil du schwanger werden könntest." Verhütung verneint die Frucht­barkeit des Partners, zerteilt diesen in einen bejahten und in einen abgelehnten "Teil".

Johannes Paul II spricht von einer Spiritualität des ehelichen Aktes. Wie der Christ beim Empfang der heiligen Komm­union innerlich begreifen soll, wen er empfängt und was diese Vereinigung bedeutet, so sollen die Ehepaare geistig vor Augen haben, was ihre sexuelle Verei­nigung als Ausdruck der frucht­baren Liebe nach den Absichten des Schöpfers ist.

Die Sexualmoral der Kirche ist ein Hoch-Ethos der Liebe. Das heißt: Das Leben nach den Nor­men dieser Ethik ist nicht leicht, aber beglückend.

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