VISION 20001/1988
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Durch Jesus

Artikel drucken Interview mit Mutter Teresa

Frage: Woran ist die Familie Ihrer Meinung nach heute er­krankt?

Mutter Teresa: Wir leben heute in sehr schwierigen Zei­ten, in denen es viele zerrüttete und unglückliche Familien gibt. Es besteht keine Anteilnahme, kein miteinander Teilen. Die Menschen wissen nicht mehr, was es heißt, einander zu lieben. Nicht die Armut ist an diesem Zustand schuld. Etwas anderes ist in die Familien eingedrun­gen: ein schrecklicher Heißhun­ger, ein Ehrgeiz, eine Sucht nach irgendetwas. Heute verlaufen sich viele junge Menschen auf den Straßen, weil sie die Liebe, das Füreinander-Dasein, die Freude in den Familien entbeh­ren. So suchen sie sehr oft nach Erfüllung außerhalb ihrer Fami­lien. Es gibt so viele Menschen, die nach Liebe hungern. Es sind nicht nur die Kinder, die sich selbst überlassen sind, weil ihre Eltern zu beschäftigt sind. Es sind auch viele alte Menschen, die in den Altersheimen verges­sen wurden, weil ihre Kinder Angst haben, den Eltern zu "geben".

Frage: Womit können wir in dieser zerrissenen Zeit unsere Familien stärken?

Mutter Teresa: Ihr müßt wie­der lernen, in den Familien zu beten. Eine Familie, die mitein­ander betet, hält auch zusam­men. Macht eure Familien zu einem neuen Nazareth.

Frage: Nützt das Gebet nur den Familien oder hat es eine größe­re Wirkung?

Mutter Teresa: Dieses Gebet nützt der ganzen Welt. Denn der Frieden beginnt zu Hause und in unserem eigenen Herzen. Wie können wir Frieden in die Welt bringen, wenn wir keinen Frie­den in uns haben? Nun ist aber die Frucht des Gebets der Glau­be, die Frucht des Glaubens die Liebe, die Frucht der Liebe der Dienst am Nächsten, und die Frucht des Dienens ist der Frie­de. Frieden beginnt also in Deinem eigenen Herzen, durch Deine Hingabe, durch Dein Beispiel, durch die Art, wie Ihr einander in den eigenen Fami­lien Leben spendet. Der Frieden der Welt beginnt beim Frieden in den einzelnen Familien. Sehr oft kennen wir die Proble­me und Sorgen der Menschen draußen, aber nicht die Not, die Ängste und die Einsamkeit un­serer Kinder und Eltern und unserer Kranken und Alten in den eigenen Familien.

Nun sollte aber niemand das Gefühl haben müssen, nicht geliebt, ungewollt zu sein, schon gar nicht in der eigenen Familie. Jedes Kind ist ein Geschenk Gottes, auch ein körperlich oder geistig behindertes Kind. Ich habe einmal eine Mutter mit einem behinderten Kind ken­nengelernt. Sie hatte dieses Kind "Professor of love" ge­nannt, weildieses Kind, wie sie sagte, sie erst richtig zu lieben gelehrt hat.

Durch Eure Familie, durch die Einheit Eurer Familie, durch die Freude aneinander könnt Ihr den anderen beweisen: "Wir lie­ben Gott, und Gott hat uns dazu erschaffen, uns gegenseitig zu lieben". Wenn in den Familien wieder gebetet wird, so werden dort Freude und Frieden einzie­hen.

Frage: Was gefährdet diesen Frieden heutzutage am meisten?

Mutter Teresa: Zur größten Zerstörerin des Friedens ist heute die Abtreibung geworden, weil sie die Gegenwart Gottes, das Bild Gottes vernichtet. Jedes Kind ist ein Ebenbild Gottes und durch die liebende Hand Gottes erschaffen. Doch wenn eine Mutter ihr eigenes Kind töten kann, was können dann die anderen tun, als sich gegenseitig umzubringen. Gott hat aber gesagt:" Selbst wenn eine Mutter ihr Kind vergessen könn­te, ich vergesse Euch nicht, denn ich habe Euch eingeritzt in mei­ne Hand". Denken wir daran, daß Gott jeden von uns von Anfang an geliebt hat und noch immer liebt.

Frage: Wie können wir jungen Menschen helfen, die Liebe Gottes zu begreifen?

Mutter Teresa: Liebe beginnt zu Hause. Jesus hat gesagt: "Liebet einander, so wie ich Euch geliebt habe". Den jungen Menschen muß von ihren El­tern, durch deren liebendes Bei­spiel, durch gegenseitige echte Liebe geholfen werden, lieben zu lernen. Ihr Beispiel wird be­redter sein als ihre Worte. Dann werden die Jungen das für ihr ei­genes Leben in die Realität um­setzen können. Nur Ihr, Mütter und Väter, könnt den Kindern dazu verhelfen, das zu werden, wozu sie von Gott erdacht und erschaffen wurden: nämlich um zu lieben und geliebt zu werden,

Frage: Gibt es Tros tfür jene, die abgetrieben haben?

Mutter Teresa: Abtreibung tötet zwei: das Kind und das Ge­wissen der Mutter. Frauen, die abgetrieben haben, brauchen dringend Vergebung, Wir müs­sen für sie beten, damit sie Gott und ihr Kind um Verzeihung bitten. Erst dann können wir ihnen helfen, Vergebung und Frieden in ihrem Herzen zu fin­den.

Frage: Mutter Teresa, sind Sie niemals müde?

Mutter Teresa: Jesus ist für uns zum Brot des Lebens gewor­den, damit wir leben können. So beginnen wir jeden Tag mit Je­sus. Er ist immer bei uns, und wir können alles, was wir tun, mit Jesus und durch Jesus erreichen.

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