Der Manipulation paroli bieten
Einer Statistik zufolge glauben mehr als 50 Prozent der Jugendlichen (16-25 Jahre), daß über die Medien der Versuch einer Manipulation unternommen wird, eine Ansicht also so darzustellen, daß eigene Gegenargumente - oft bedingt durch Wissensmangel - keine Kraft und kein Gewicht mehr haben. Einer der Hauptgründe, warum Manipulation überhaupt möglich wird, ist die geistige Trägheit. Sie wird durch den Übergenuß von oberflächlichen, dem Geist der Zeit angepaßten Informationen gefördert.
Wie aber kann man gegen diese Gefahr der Manipulation ankämpfen? Die vielzitierte Phrase, alles kritisch zu hinterfragen, ist deshalb als erster Schritt nicht zielführend, weil für eine kritische Frage wohl auch entsprechendes Wissen erforderlich sein könnte. Das also sollte ich mir aneignen. Beim kritischen Fragen kommt es darauf an, das Problem mit seinem Umfeld zu erfassen und auszuloten, um Zusammenhänge und Querverbindungen, die erst eine erweiterte Perspektive ermöglichen, zu erkennen.
Über allem sollte dauernd das Bewußtsein schweben, daß wir in einer Zeit des Materialismus aufgewachsen sind und in diesem Umfeld weiterleben. Wir leben aber auch in einer Zeit des Spezialistentums. Die massenhaft auftretenden Fachleute verunsichern und machen es fast unmöglich, „kritisch zu hinterfragen". Denn der Experte gibt zu verstehen, daß es so gut wie nichts „dahinter" gebe und ohnedies alles klar sei.
Dann kann man Aussagen von selbsternannten Spezialisten lesen, die etwa lauten: Der „Mensch sei nichts als ein Bündel bedingter Reflexe", die „Liebe ist nichts als ein schlecht unterdrückter Trieb" oder das „Gewissen ist nichts als eine verinnerlichte Gesellschaftsform". Viktor Frankl nennt diese bedauerlichen Anschauungen Subhumanismus.
Diesem Subhumanismus gilt es, paroli zu bieten. In erster Linie wird dies durch eine Ausbildung möglich, die uns befähigt, in unserer säkularisierten Welt allem zum Trotz jene Spuren von Transzendenz zu entdecken, welche größere Zusammenhänge auch jenseits des anerzogenen Materialismus erkennen lassen.
Heinz Neugebauer, A-1100 Wien