VISION 20005/2024
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Die Welt braucht Menschen, die Frieden stiften

Artikel drucken Mitten in einer Zeit zunehmender Gewalt und Friedlosigkeit (Christof Gaspari)

Wir Österreicher sind wirklich verwöhnt: Seit bald 80 Jahren haben wir in Frieden leben dürfen ohne kriegerische Aus­einandersetzungen. Viele Gene­rationen vor uns hatten nicht diesen Segen. Nach dem Ende des Kalten Krieges er­wach­te die Hoffnung, jetzt breche der große Frieden in Europa an.

Und dabei: Seit 2,5 Jahren dauert mittlerweile der Ukraine-Krieg, diese Tragödie, schon an. Immer mehr Länder beteiligen sich indirekt an dem Konflikt, insbesondere durch Waffenlieferungen an die Kriegsparteien. Die Rüstungsindustrie boomt, weil überall Aufrüstung auf dem Programm steht. Die Sorge, der Krieg könnte sich ausweiten, geht um. In den Medien wird uns fortgesetzt suggeriert, in der Ukraine gehe es, um das Überleben der westlichen Werte. Sie seien vom Machtrausch des russischen Diktators Wladimir Putin bedroht. Gut und Böse stünden im Kampf gegeneinander.
Ähnlich das Bild, wenn wir auf den zweiten, mittlerweile fast ein Jahr dauernden Krieg im Gaza-Streifen zwischen Israel und den Hamas schauen. Nach dem schrecklichen Überfall der Hamas-Kämpfer in Israel und der Entführung von Geiseln kam es zu israelischen Vergeltungsmaßnahmen, die nun bald schon ins zweite Jahr gehen und enorme Opfer unter der Zivilbevölkerung fordern. Auch hier wird – je nach Gesichtspunkt – ein Kampf zwischen Gut und Böse postuliert. Und wieder handelt es sich um einen Konflikt, der sich sehr leicht ausweiten könnte.
In beiden Fällen scheitern Friedensbemühungen oder werden torpediert. Und dabei: Wie viel Leid ist allein durch diese Kriege schon entstanden, wie viele Todesopfer, wie viele schwer Verwundete, für ihr Leben bleibend geschädigte Menschen, wie viel Zerstörung, wie viel Leid, wie viel Entmutigung – und wie viel Hass!
Genau vor dieser Haltung gilt es, sich zu schützen. Als Christen sind wir nicht aufgerufen, Partei zu ergreifen, sondern das Geschehen vor Gott zu tragen und für alle Beteiligten zu beten und uns davor zu hüten, uns von der Angst lähmen zu lassen, diese Kriege könnten sich ausweiten – obwohl das durchaus möglich ist.
Vielmehr sollten wir uns dem Krieg zuwenden, der mitten unter uns ausgefochten wird: Denn hier im Westen sind wir ja durchaus auch nicht die Guten, die Makellosen. Blicken wir uns doch nur um: In Frankreich wurde das Recht auf Abtreibung in der Verfassung verankert, in den USA hat die demokratische Kandidatin für das Amt des US-Präsidenten das Recht auf Abtreibung als oberstes Ziel auf ihre Fahnen geschrieben. Und bei uns hier in Österreich fordert der Gesundheits(!)-Minister die Streichung der Abtreibung aus dem Strafrecht. Auch wir leben also im Krieg, im Tod bringenden Kampf gegen die ungeborenen Kinder.
Um das Ausmaß dieser Katastrophe zu ermessen, sei an die Worte der heiligen Mutter Teresa bei ihrer Nobelpreis-Rede im Oktober 1979 erinnert. Damals sprach sie klar aus, was wir leicht aus den Augen verlieren.
„Ich habe eine Überzeugung, die ich Ihnen allen mitteilen möchte: Der größte Zerstörer des Friedens ist heute der Schrei des unschuldigen, ungeborenen Kindes. Wenn eine Mutter ihr eigenes Kind in ihrem eigenen Schoß ermorden kann, was für ein schlimmeres Verbrechen gibt es dann noch, als wenn wir uns gegenseitig umbringen? Sogar in der Heiligen Schrift steht: ,Selbst wenn die Mutter ihr Kind vergessen könnte, ich vergesse dich nicht.’ Aber heute werden Millionen ungeborener Kinder getötet, und wir sagen nichts. In den Zeitungen lesen wir dieses und jenes, aber niemand spricht von den Millionen von Kleinen, die empfangen wurden mit der gleichen Liebe wie Sie und ich, mit dem Leben Gottes. Und wir sagen nichts, wir sind stumm. Für mich sind die Nationen, die Abtreibung legalisiert haben, die ärmsten Länder.“
Bedenkt man, dass weltweit jährlich 50 bis 70 Millionen Kinder im Mutterleib grausam zerstückelt und umgebracht, ihre Leiber und Gliedmaßen für kosmetische Produkte oder für die Forschung missbraucht werden, so wird deutlich, wie tief der Unfrieden schon überall Wurzeln geschlagen hat. Wir führen Krieg in unseren scheinbar friedlichen Ländern und merken es nicht, weil wir ihn verdrängen, achselzuckend wegschauen.
Dabei muss uns klar sein: Diese Gräueltaten gehen nicht spurlos an uns vorbei. Eine dunkle Wolke der Schuld schafft Unfrieden zwischen den Menschen, verändert das Klima unserer Gesellschaft.
Wenn wir nun also fragen, was wir für den Frieden in der Welt tun können, so erscheint mir naheliegend, sich dieser Quelle des Unfriedens hier bei uns zuzuwenden. Hier kann jeder etwas beitragen: sich nicht wegducken, sondern Stellung beziehen, wenn das Thema angeschnitten wird, Initiativen unterstützen, die für den Schutz der Ungeborenen eintreten, das persönliche Umfeld zur Kinderfreudigkeit ermutigen – und viel für eine Umkehr der Herzen beten. Denn der Friede beginnt in unseren Herzen. Er ist in letzter Konsequenz ein Geschenk Gottes:
„Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch.“ (Joh 14,27) So spricht der Herr Jesus in Seinen Abschiedsreden. Er hinterlässt uns einen anderen Frieden als den, den wir menschlich verwirklichen können. Er ist anders als nur das Fehlen von Konflikten, Auseinandersetzungen, Feindschaften… Was aber ist sein Geheimnis?
Er ist jene innere Ruhe, die auch unter widrigen äußeren Umständen tragfähig ist. Es ist die Gewissheit von Gott gehalten zu werden – auch dann, wenn menschlich gesehen alles den Bach hinuntergeht. Es ist die Haltung der Märtyrer, die alles auf das Wort setzen, das beim heiligen Paulus nachzulesen ist: „Wir wissen, dass Gott bei denen, die Ihn lieben, alles zum Guten führt…“ (Röm 8,28) Wohlgemerkt: Gott führt alles zum Guten! Wer zu dieser Gewissheit findet, kann wahrhaft in Frieden leben. Er vertraut darauf, dass der Herr in Seinem Leben am Werk ist, dass für ihn Gutes und Widriges zum Heil wird – Letzteres auf eine Weise, die nicht unmittelbar einsichtig erscheint. Denn der allmächtige Gott wirkt geheimnisvoll jenseits unseres Schaffens.
Darauf zu vertrauen, fällt uns Menschen heute schwer, da wir weitgehend ausgeblendet haben, dass Gott ein, ja der entscheidende Akteur in der Geschichte ist. Uns kommt eher der Gedanke: Wie kann Gott all die Schrecklichkeiten, mit denen wir konfrontiert sind, zulassen? So verständlich diese Reaktion auch sein mag, sie ist nicht christlich. Denn der Christ setzt alles auf den Gott, der uns in Jesus gesagt hat: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werde ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.“ (Mt 11,28ff)
Diese Worte anzunehmen und im eigenen Leben wirksam werden zu lassen, ist der Weg zum Frieden, den die Welt nicht geben kann, den sie aber unbe­wusst ersehnt. (Siehe den Bonhoeffer-Text im Kasten.) Was dieses Gehaltensein bewirken kann, bezeugt Tatjana Goritschewa, eine atheistische Russin, die in der Sowjetunion zum Glauben fand: „Wir schenken den relativen Dingen, dem eigenen Schutz und einem ruhigen Leben keine Aufmerksamkeit. Wir verlieren alles --- und doch war ich glücklich. Sich von allem absagen, macht man nicht in Traurigkeit, sondern mit Freude.
Die verfolgten Christen in Russland sind die glücklichsten Menschen, die ich überhaupt gesehen habe; sie sind zwar arm und schwach, aber von großer Kraft und Herrlichkeit erfüllt.“
Wer sich auf diesen Weg begibt, wird den Frieden, der ihm zuteil wird, auch ausstrahlen und damit verbreiten können. Das ist der Dienst, den wir Christen der Welt schuldig sind. Und dass sich für diesen Dienst zu öffnen, dazu beiträgt, dass Kriege aufgehalten oder beendet werden können, ist eine zentrale Botschaft der Gottesmutter, der Königin des Friedens, in Medjugorje, da sie nicht müde wird, zum Gebet einzuladen: „Betet, betet, betet…“


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