VISION 20002/1990
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Gott ist größer

Artikel drucken (Franz Dieter Erlach)

Der Mensch des New Age sucht das Göttliche in seinem Inneren, um selbst göttlich zu werden (es ist die uralte Verführung der Schlange: “Ihr werdet sein wie Gott!”). Er ist überzeugt, es gibt im Grunde nur ein Ich, das göttlich-kosmische Über-Bewußtsein, und wenn der Mensch die Türe zu diesem Bewußtsein öffnet, dann ist er eins mit Ihm. Diese Vereinigung und damit die letzte Erfüllung ist für den Einzelmenschen durch Psychotechniken (Musik, Meditation, Drogen usw. ...) erreichbar. Der Christ ist überzeugt, daß Gott zwar in ihm als seinem Tempel “wohnt”, aber dennoch ein “Du” ist, das ihm und seinem Ich gegenübersteht. Das Ich des Menschen ist demjenigen Gottes ähnlich, aber es ist von Gott geschaffen, aus Ihm herausgestellt. "Gott ist größer’’ und der “ganz andere”, und es ist vermessen, Ihm gleich werden zu wollen.

Das Ziel des Menschen ist aus christlicher Sicht wohl die Vereinigung, das Einswerden mit Gott. Der Mensch kann sich dieses Einswerden aber nicht von sich aus nehmen bzw. kaufen wie in einem Psycho-Supermarkt, sondern letztlich nur von Gott als dem unendlich Größeren schenken lassen. Voraussetzung für das “Neu-Geborenwerden” ist die Selbstüberwindung (weil das eigene, sich aufblähende Ich dem göttlichen Ich im Wege steht), wozu Buße und Fasten bewährte Hilfsmittel darstellen. Die allerletzte und entscheidende Voraussetzung ist dazu allerdings die Agape, die selbstlose Liebe!

Franz Dieter Erlach, Auszug aus "Begeisterung" 1/1990

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