VISION 20002/1990
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Gelebte Feindesliebe

Artikel drucken (Pastor Johannes W. Matutis)

Der krebskranke Ex-SED Chef Honecker findet bei einem Christen Zuflucht. Das finde ich großartig, denn wahre Größe wird im Vergeben, in der Nächstenliebe und in der Barmherzigkeit sichtbar.

Gerade die Familie Holmer litt unter dem SED-Regime Honeckers. Sie wurde jahrelang vom Staatssicherheitsdienst abgehört. Acht ihrer Kinder verweigerte Frau Honecker die Oberschule, das Abitur und das Studium. Und jetzt lebt Frau Honecker, die 26 Jahre lang Ministerin für Volksschulbildung war, bei dieser Familie. Der 18jährige Traugott Holmer, der kein Abitur machen durfte, mußte Tischler lernen und stellte den Honeckers sogar sein Zimmer zur Verfügung. Im Gästezimmer, das die Honeckers jetzt bewohnen, liegen die verschiedenen Bibeln der Familie. Jetzt faltet der einst überzeugte Atheist Honecker beim Tischgebet sogar die Hände. In der Pastorenfamilie wird zu den Mahlzeiten gebetet, eine Bibelstelle gelesen und ein Choral angestimmt.

Vielleicht bekehren sich Herr und Frau Honecker noch zum Christentum.

Johannes W. Matutis, Pastor (Berlin) 

Neue Zürcher Zeitung vom 10.3.1990. Mittlerweile mußte Honecker ins Spital gebracht werden.

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