Auf leisen Sohlen

Die weltweite New-Age-Bewegung nennt sich einerseits ein "Netzwerk" und andererseits eine "sanfte Verschwörung". Die Maschen dieses Netzes werden immer zahlreicher und immer enger, alles mögliche verfängt sich darin. Da es sich um eine "Verschwörung" han­delt, ist Offenheit nicht unbe­dingt ein Merkmal dieser glo­balen Sekte.

Die Medizin kennt die Epide­mie und die Endemie. Bei einer Epidemie tritt eine Infektions­krankheit in bestimmten Ge­bieten schnell und verheerend auf. Mit Endemie wird eine schleichend und langsam sich ausbreitende, in der Bevölkerung verharrende, jedoch selten sofort tödlich wirkende Infektions­krankheit bezeichnet. Im Ver­gleich mit diesen Begriffen aus der medizinischen Seuchenkun­de könnte man New Age als eine kulturelle Endemie bezeichnen, die das Geistesleben zersetzt. Was New Age als eine endemisierende geistige Krankheit für das Christentum besonders ge­fährlich macht, ist die Lüge, mit der sich dieses "Netzwerk" mit einigen seiner Maschen für "christlich" gibt. Diese Ideologie ist deshalb für den christlichen Glauben eine viel größere Gefahr als beispielsweise der Marxis­mus mit seinem immerhin ehrlichen Atheismus, der heute ohne­hin in seinen letzten Zügen liegt. Die Gottesleugnung des Kommunismus wird von der Gotte­sentstellung des New Age abge­löst.

Wenn New-Age-Anhänger be­haupten, ihre Lehre sei christlich, so gibt es eine Frage, die die Lüge entlarvt: Anerkennt New Age das Kreuz Christi? In keiner Masche der Ideologie ist das Kreuz zu finden, weil New Age eine Liebe ohne Leiden verkün­det. Das Leiden soll um jeden Preis abgeschafft werden und sei es um den Preis der Abschaffung der Leidenden. Wie der Marxis­mus ist New Age eine Selbsterlö­sungsideologie, die auf der Erde ein Paradies einrichten will.

Da der Glaube an keinen Gott beim Marxismus abgewirtschaf­tet hat, versucht es New Age mit einem Glauben an einen selbst­gemachten Gott. Das ist allerdings nicht "new", man denke bloß an das "goldene Kalb" der Israeliten.

Die Kirche bezeichnet die Irrlehren als Häresien. Das Wort kommt vom griechischen Verb hairein, was auswählen, aussuchen heißt. Ein Häretiker ist jemand, der von der Lehre der Kirche jene Teile aussucht, die ihm geeignet scheinen, um sie zur Begründung einer Sekte mit seinen Ideen zu vermischen. Da er mit seine Sekte Erfolg haben will, wählt er nur jene Teile der Lehre aus, die den menschlichen Schwächen entgegenkommen.

New Age ist insofern etwas Neues im Bereich der Sekten, als man diese Ideologie als eine po­tenzierte Sekte, als eine Sekte von Sekten bezeichnen könnte. Es sind da von allen Sekten Teile zu finden, und zwar immer jene, die dem Wassermannzeitalter ins Konzept passen.

Es handelt sich eben um eine "Netzwerk" mit vielen Maschen, die nach Bedarf vermehrt wer­den. Als potenzierte Sekte ist New Age auch nicht zu fassen wie eine gewöhnliche Sekte.

Immer gibt es eine Masche, mit welcher entweder gegen eine Feststellung argumentiert oder durch welche entschlüpft wer­den kann. Um alle zu erfassen, sind die Wassermänner (und Wasserfrauen) bestrebt, allen recht zu geben, für jeden eine Masche zu finden.

Es gibt daher auch Maschen, die sich widersprechen; damit sie sich gegenseitig nicht stö­ren, müssen sie bloß weit ge­nug auseinanderliegen. Eine Vernebelung, die Toleranz ge­nannt wird.

Max Thürkauf, Auszug aus "New Age und die moder­ne Naturwissenschaft", Johannes-Ver­lag Leutcsdorf 1990