Meditation, neues Bewußtsein: Das klingt interessant und bringt in mancher Hinsicht auch etwas. Konsequent beschritten, führt dieser Weg aber in die Irre, wie die Erfahrungen eines Paares zeigen.
Wir sind seit einigen Jahren befreundet, haben viel über unseren Glauben miteinander gesprochen und Erfahrungen ausgetauscht: Unsere Freunde waren früher fernstehend. Getauft schon, und gefirmt - wie eben viele Österreicher. Aber wirklich bestimmend war zumindest für H. der materielle Erfolg, die Karriere. Nach einem Marketing-Studium in Harvard war er auf Erfolgskurs.
Zurück in Österreich lernte er einen Künstler kennen: "Eines Abends haben wir lange miteinander gesprochen, und er hat mich esoterisch geöffnet", erinnert sich H. Eine neue Welt tat sich für ihn auf, jenseits von Geld, Haus und Auto. Er wurde in das "I Ging", eine chinesische Weisheitslehre eingeführt. Sie eröffnet nicht nur Einblicke in die Wandlungen des Lebens, sondern beantwortet mittels Münzwurfs auch Fragen über die jeweilige Lebenssituation. "Von da an wurde alles vom Orakel her bestimmt: mein persönliches, mein familiäres Leben, aber auch meine wirtschaftlichen Entscheidungen." H. meinte, er könne sich in der kosmischen Ordnung wie auf einer Landkarte orientieren.
Seine Frau war schon lange auf der Suche nach Sinnerfüllung, unzufrieden mit dem rein weltlich bezogenen Leben. Der Kirche hatte sie schon lange den Rücken gekehrt. Das Neue, das H. entdeckt hatte, faszinierte auch sie: "Das Meditieren, das Anknüpfen an Transzendentes wurde für mich sehr wichtig. War der Kosmos geordnet? Gab es Gott? Das waren Fragen, die mich schon lange beschäftigt haben. In der Meditation erkannte ich Ordnung."
Auch H. meditierte: "Für mich war alles wie eine Geheimwissenschaft." Und aus deren reichem Angebot schöpften sie nun mit vollen Händen: I Ging, dann Astrologie ("Ich hatte einen eigenen Astrologen in meiner Firma angestellt"), Yoga, Rückführung in frühere Leben ... Es sei normal, daß man früher oder später das ganze Angebot probiert, meint I.: "Man strebt ja nach neuem Bewußtsein. Und das erreicht man über verschiedene Methoden." "Dieser umfassende Zugang hat uns fasziniert. Körper, Seele und Geist, die Gesamtheit des menschlichen Seins beginnt da zu blühen." Welche Faszination für die ehemaligen Materialisten!
Alles schien zunächst faszinierend. Für den beispiellosen Erfolg seines Unternehmens bekam H. Staatspreise: Enorme Expansion, aber auch riesige Verschuldung (in -zig Millionen Höhe). Es läuft zwar alles legal ab - aber an der Hand des Astrologen und des Orakels. "Ich wußte immer die richtige Zeit für Kontakte mit der richtigen Person." Die Firma wuchs und wuchs - aber weit und breit war keine Stabilisierung in Sicht. Sorgen? Ja, aber selten, denn "mein Freund im All" (der durch ein Medium in Trance zu mir sprach) ließ mich wissen, in einem Jahr sei alles bereinigt. Und mit Meditation kam ich innerlich zur Ruhe."
Und die Familie? Zunächst schien die gemeinsame Faszination, die Gemeinschaft mit Menschen der "Neuen Zeit", das Überlegenheitsgefühl, das die neue Einsicht vermittelte, die beiden zu verbinden. "Mir war vor allem wichtig, meinen geistigen Weg zu gehen. Ich habe viel gelesen, meditiert, war auf der Suche nach einer neuen Art des Seins. Selbstverwirklichung war mir wichtig," meint I. heute. Allerdings erkannte sie bald die Gefahr. Da war zunächst das Verhalten von H. im Beruf: maß- und rücksichtslos gebärdete er sich als Übermensch. Schmerzlich erlebte sie auch den Zwiespalt zwischen der Hingabe, die ihre Aufgabe als Mutter verlangte, und dem Aufruf zur Selbstverwirklichung im New Age. Außerdem hatten die Kinder bald die Herrschaft des Orakels satt. "Immer waren Weisheitsbuch und Pendel zwischen ihnen und dem Vater. Er verlor jede Autorität", beschreibt I. die damalige Lage, um zusammenzufassen: "New Age ist familienfeindlich bis zum Exzeß. Jeder geht nur seinen Weg."
Bald war unübersehbar, daß rund um sie bedrohliche Kräfte am Werk waren: eine aussichtslose Geschäftslage, eine zerbrechende Familie, lähmende Unfreiheit, die sich mit dem Morgen tröstete, innere Knechtschaft und Gebundenheit.
I. erkannte die Gefahr. Sie begann, um ihre Familie zu kämpfen. H. wiederum verspürte eher unbewußt die Bedrohung.
Und so zogen sich beide - ohne viel darüber zu reden - aus dem New-Age-Kreis zurück. "Ich habe immer wieder deutlich erfahren: Das ist nicht der richtige Weg. Heute weiß ich, daß ich unbewußt auf der Suche nach einem Du, nach dem persönlichen Gott war. Der unpersönliche, kosmische Geist, die Ordnung waren mir einfach zu wenig", zieht I. Bilanz und H. ergänzt: "Der Geist, den wir erfahren haben, war kalt, elektrisierend, beängstigend - aber trotz alldem wieder faszinierend, weil man Teil hatte an einer anderen Wirklichkeit".
Eine aussichtslos erscheinende Krankheit eines der Kinder machte schließlich den Weg zu einem Neubeginn frei. I. holte - obwohl H. es lächerlich fand - in letzter Verzweiflung eine Nachbarin (diese hatte ein Jahr zuvor zum Glauben gefunden), sie möge für das Kind beten. Und dabei entdeckten sie: Gebet ist eine stärkere Macht als alles, was sie bisher gekannt hatten. Sie erlebten echten Frieden.
Seit damals hat sich ihr Leben verändert. Sie erleben, daß Gott einen Namen hat: Jesus Christus, daß er Geborgenheit schenkt, daß er heilt. Und damit setzt ein langjähriger, oftmals auch schmerzhafter Heilungsprozeß ein. Mit Gottes Hilfe kam H. zwar schlagartig von seinen Götzen Astrologie, Orakel, Pendel los. Dann aber kam die berufliche Krise: "Obwohl weltlich vieles schlechter geworden ist, fühle ich mich frei und bin voll Hoffnung. Jesus hat mich durch all das hindurchgetragen", blickt H. heute zurück.
Heute erkennen beide auch, daß sie sich leichtfertig der Welt der Dämonen geöffnet hatten: "Wenn man den Weg beginnt, weiß man davon nichts. Der aufgeklärte Mensch belächelt Satan und weiß nichts von Jesus Christus, der diesen besiegt hat und der uns konkret heilen und führen will, denn nur Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben."