Im Mai vergangenen Jahres starb wenig beachtet Erik von Kuehnelt-Leddihn. Kurz vor seinem Tod hatte er noch die Druckfahnen für seine Memoiren, “Weltweite Kirche", gelesen. In diesem 600 Seiten starken Werk beschreibt der Autor sein abenteuerliches Leben, das ihn durch sechs Kontinente und in über 100 Länder geführt hat.
In Österreich geboren, zog der Autor in jungen Jahren in die USA, wo er als Hochschulprofessor wirken sollte. Mit 38 Jahren brach er auch dort seine Zelte ab, um als katholischer Privatgelehrter durch verschiedene Länder zu ziehen. Sein Hauptinteresse galt dabei immer der Kirche Jesu Christi, die er in allen Kontinenten, in ihrer je eigenen Ausdrucksform kennenlernte.
Als streitbarer Katholik führte er viele Gespräche mit Päpsten, Politikern, Botschaftern und Professoren. Seine Bekanntschaft machten so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Henry Kissinger, Friedrich Hajek, Hans Urs von Balthasar, die Brüder Rahner, Kardinal Spellmann oder Dom Helder Camara.
Seine Reisen waren nie ganz ungefährlich - so besuchte er Spanien in der Zeit des Bürgerkrieges oder die Sowjetunion während ihrer totalitären Epoche. Er lernte die Untergrundkirche im Osten ebenso kennen, wie das Südafrika der Apartheid oder die Militärregierungen Südamerikas.
Einige seiner Ausführungen mögen beim Leser Widerspruch hervorrufen, etwa die Beschreibung Chiles zur Zeit General Pinochets. Doch muß man dem Autor zugute halten, daß kaum ein europäischer Journalist einen so tiefen Einblick in den Hintergrund mancher Konflikte hatte, wie von Kuehnelt-Leddihn. Der deutsche Schriftsteller Ernst Jünger nannte den Autor eine einsame Stechpalme, die tief im Humus des alten Österreich verwurzelt ist.
Seine Ausführungen tragen den Charakter einer modernen Apostelgeschichte. Sie vermitteln dem Leser viel Interessantes und Facettenreiches über Geschichte, Geographie und die religiöse Situation in den verschiedenen Ländern. In seinem Buch wird die Größe und Weite einer weltumspannenden Gemeinschaft von Kirche sichtbar, die der Autor uns in ihrer Buntheit vor Augen stellt. Die Tageszeitung “Die Presse" schrieb zu seinem 85. Geburtstag: “Der alte Löwe brüllt noch. Seine Bildung ist phänomenal, seine Logik verblüffend, seine Vielseitigkeit bewundernswert, seine vitale Fähigkeit ... beeindruckt nicht minder als sein Humor".
Wer das einkilogrammschwere Werk bestellt, begibt sich mit dem Autor auf eine ungeahnte Entdeckungsreise, die seinen katholischen Horizont erweitern wird.
Christoph Hurnaus
“Weltweite Kirche", Erik von Kuehnelt-Leddihn, Preis: ÖS 382.-