VISION 20006/2024
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Kämpferin für die Ungeborenen

Artikel drucken Marlies Pal, konsequenter Einsatz für das Leben der ungeborenen Kinder im „Ländle“ (Von Alexa Gaspari)
 
   

Es ist ein etwas ungewöhnliches Interview, das ich heute mit Marlis Pal führe. Wir hatten uns vorher noch nie gesehen, sehen uns aber jetzt über das Handy via „Face Time“. Sie begrüßt mich gleich mit einem herzlichen Lächeln. In dieser letzten Vision-Ausgabe wollte ich unbedingt das Portrait einer Lebensschützerin bringen. Denn Lebensschützer sind, wie ich etwas später mit Marlis feststelle, gleichzeitig auch Menschen, die sich für den Frieden in der Welt engagieren.
Mutter Teresa von Kalkutta hat uns schon vor 36 Jahren am Familienkongress in Wien eindrücklich bewusst gemacht: „Die Abtreibung ist heute zur größten Zerstörerin des Friedens geworden, weil sie die Gegenwart Gottes, das Bild Gottes vernichtet. Denn jedes Kind ist ein Ebenbild Gottes und durch die liebende Hand Gottes erschaffen. Doch wenn eine Mutter ihr eigenes Kind töten kann, was können dann die Anderen anderes tun, als sich gegenseitig umzubringen: Gott aber hat gesagt: Selbst wenn eine Mutter ihr eigenes Kind vergessen könnte. Ich vergesse euch nicht, denn ich habe euch eingezeichnet in meiner Hand.“(1. Ausgabe Vision2000, 1988)
Zu Beginn bitte ich Marlis mir von ihrem Leben zu erzählen und wie es dazu kamm, dass sie sich so für den Lebensschutz einsetzt. Sie ist in Dornbirn geboren. Der Vater ist Alkoholiker, und die Mutter lässt sich aus diesem Grund scheiden, als Marlis 13 Jahre alt ist. „Wir (sie und ihre verstorbene Schwester) sind getauft gewesen, aber der Glaube wurde zu Hause nicht praktiziert. Meinen Mann habe ich mit 15 Jahren kennengelernt: Erst war es nur eine flüchtige Blickbekanntschaft,“ erzählt Marlis. Sie hatte bei dem jungen Slowenen zwar den Wunsch, aber nicht den Mut geweckt, sie näher kennenzulernen. Erst als ein Kollege ihn mit den Worten: „Du hast eh keinen Mut, sie anzusprechen,“ dazu anstachelt, das Mädchen anzureden, gelingt das Projekt. Marlis ist gerade 17,5, als die beiden kirchlich heiraten, obwohl sie dem Glauben keine größere Bedeutung beimessen. Zwei Buben werden 1974 und 1976 geboren. Im Herbst 1978 – sie ist gerade mit dem dritten Kind schwanger und 22 Jahre alt – überredet ihre Mutter sie zu einer Wallfahrt nach Italien. Heute bezeichnet sie das als „heiliges Geschenk“ der Mutter.
In einer Lourdes-Grotte des Ortes bekommt sie „so eine Erkenntnis, dass ich von da an nicht mehr dieselbe war. Mir wurden plötzlich alle meine Sünden bewusst.“ Zwei Stunden sitzt sie dort und beweint diese. So kann es nicht weitergehen, weiß sie nun.
Zu Hause beginnt sie sofort mit dem Beten des Rosenkranzes. Noch zweimal fährt sie nach Re im Piemont. Bei den Gottesdiensten bekommt sie Sehnsucht nach der Kommunion, weiß aber innerlich, dass sie zuerst beichten gehen muss. Ihre Nachbarin nennt ihr einen Priester, bei dem sie eine Lebensbeichte ablegt. „So hat mein Glaubensweg begonnen,“ beschreibt Marlis ihre Bekehrung. Ohne geistliche Begleitung, meint sie heute, hätte sie, die keine Glaubensfundamente hatte, den neuen Weg nicht gehen können.
Es gab viele Prüfungen. Auch in ihrer Ehe traten Schwierigkeiten auf, da ihr Mann diese Erfahrung ja nicht gemacht hatte. Doch: „Ich bin froh, dass der Herr uns so viel Herzensweite geschenkt hat, dass wir uns in der unterschiedlichen Weise annehmen konnten.“ Der geistliche Berater rät ihr, einer katholischen Organisation beizutreten, wo sie gute Unterstützung auf ihrem Weg zu Gott finden würde. So tritt sie der Legio Mariae bei. Nach dem dritten Sohn wird das Ehepaar mit noch zwei Töchtern beschenkt.
Als sich ein Abtreibungsarzt in Bregenz niederläßt, meint eine Freundin, da müssten sie doch etwas unternehmen. Man könne da doch nicht tatenlos zuschauen. Marlis kann da nur zustimmen. In Salzburg besuchen beide ein Seminar, in dem es um die vielfachen Abtreibungsfolgen bei den Frauen geht. „Da wurde uns erst richtig bewusst, welche schwere Wunden – seelische und körperliche – durch eine Abtreibung bei den Müttern auftreten. Das jahrelange, oft lebenslange Elend dieser Frauen hat mich betroffen gemacht.“ Ein guter Grund zu versuchen, vorgeburtliche Kindstötungen zu verhindern, befinden die Freundinnen.
Was tun? Inspiriert werden sie und die Mitstreiter, die sich beiden bald zugesellen, durch die Aussagen von Monsignore Philip Reilly (Gründer der „Helfer für Gottes kostbare Kinder“, siehe Vision 4/98). Er hatte erkannt, dass man für die Mütter, die aus unterschiedlichsten Gründen ihre Kinder nicht annehmen können oder wollen, nur betend vor den „Orten des Tötens“ stehen sollte.
Reilly forderte „die Menschen auf, Liebe an diese finstersten Orte der Städte zu bringen. Dort für die ungeborenen Babys zu beten, sie mit Liebe in den Himmel zu verabschieden, wenn sie getötet werden oder sie herzlich aufzunehmen, wenn die Mutter sich für das Leben ihres Kindes entscheidet.“ So beginnt Marlis im Jahr 2000 mit acht bis zehn Mitbetern zweimal wöchentlich – am Tag der Beratung der Mütter sowie am Tag der Abtreibungen – vor der Praxis des Arztes zu beten und Faltblätter über die Entwicklung des Kindes im Mutterleib anzubieten. „Das war 1998 eigentlich mein Eintritt in den Lebensschutz,“ erzählt Marlis. Die Gruppe gründet einen Verein, um auch Spenden für die Mütter, die sich in prekären Lagen befinden, sammeln zu können.
War es nicht schwierig zu wissen, wem man so einen Flyer anbieten sollte? „Wir haben mit der Zeit gelernt, wie mit Mosaiksteinchen durch Beobachtung zu erkennen, welche Mutter zur Beratung oder Durchführung einer Abtreibung hineingehen wollte.“ Nahm eine Frau einen Flyer an, wurde sie auch zu einem Gespräch eingeladen. „Frauen waren damals offener, und wenn es zu Gesprächen kam, waren diese meist sehr positiv.“ Und: „Wir haben versucht dem Kind – das nicht für sich selbst sprechen konnte – eine Stimme zu geben, haben erklärt, dass es ein einzigartiger, besonderer Mensch ist.“ Ist das nicht für alle einsichtig? „ Manche haben das annehmen können, aber es konnte schon auch eine Antwort kommen wie: ,Das stimmt nicht, solange ich es nicht spüre, ist es kein Mensch‘.“
Ist da nicht die Frage angebracht, wie es möglich ist, dass es in unserem Land noch Menschen gibt, die nicht wissen, dass in dem Moment der Vereinigung von Eizelle und Samen ein Mensch entsteht, bei dem sogar Augen und Haarfarbe schon festgelegt sind? Und welche Frau, die gerade schwanger geworden ist, sagt nicht: Ich bekomme ein Kind, und nicht etwa: Einstweilen habe ich eine Zygote in mir oder eine Kaulquappe, aber vielleicht wird es ein Mensch. Aber wer es nicht wahrhaben will, für den heißt es schon in der Bibel: „Sie werden sehen und doch nicht erkennen…“
Besonders auf die Probleme der Frauen eingehen konnten die Lebensschützer eigentlich nur bei den Beratungsgesprächen im Vereinsbüro. In den ersten Jahren bekommen sie jährlich etwa 10 Rückmeldungen von Frauen, die ihr Kind dann doch behalten wollen. „Manchmal habe sie angerufen und gesagt, dass sie sich anders entschieden haben. Oder sie sind nach der Besprechung beim Arzt oder auch schon vorher gekommen und haben uns anvertraut, dass sie nicht abtreiben werden.“ Wieviel nicht abgetrieben haben, aber sich nicht mehr gemeldet haben…? Hoffentlich waren es viele. Von über 100 Kindern jedenfalls wissen sie es sicher. Wie wunderbar!
„Heute sind es leider meist nur mehr eines oder zwei! Der Zeitgeist hat alles überrollt,“ meint Marlis traurig. Ich bin erschüttert. Dass nicht alle Frauen Abtreibung als gute Lösung ihres Problems empfinden, haben die Lebenschützer schon damals, als sie vor der Arztpraxis standen, erfahren. Denn „wir bekamen auch Zeugnisse von Frauen, die sich geoutet und bei uns bedankt haben, dass wir uns für die Kinder, aber auch deren Mütter einsetzen, weil sie immer noch an den Folgen der Abtreibung, die sie vor Jahren hatten, leiden würden.“ Das war dann stets ein Ansporn, sich weiter einzusetzen.
Wie vielen Millionen wunderbarer, einzigartiger Menschen wurde bereits brutal das Recht zu leben genommen und dadurch auch die Erfahrung zu lieben und geliebt zu werden, selbst Mutter oder Vater zu werden! Wieviel Freude und Lachen gingen verloren, wie viele Familien und Freundschaften kamen nicht zustande!  Und was ist mit den Geschwistern, den Großeltern, ja mit der ganzen Gesellschaft, denen Brüder, Schwestern, Enkelkinder aber auch Künstler, Wissenschafter, die die Welt hätten positiv verändern können, verloren gegangen sind? Wieviele Frauen konnten nie erleben, welche umwerfend tiefe Freude es bereitet, ein Baby mit seinen strahlenden, vertrauensvollen Augen im Arm zu halten und es ein Leben lang begleiten zu dürfen, weil andere sie zur Abtreibung gezwungen haben?
Ob sie am Abend ein Gespräch mit einer Mutter, die dazu bereit wäre, übernehmen könnte, wird sie eines Tages im Jahr 2001 von einer Mitarbeiterin gefragt. Ja gut, meint Marlis, sie macht das. Es ist eine junge Frau, die mit vielfältigen Problemen – die übrigens jetzt immer häufiger vorkommen – belastet ist. Sie sei mit dem Kind in ihrem Schoß überfordert.
Marlis bietet ihr alle Hilfe und Angebote, die ihr zur Verfügung stehen oder die sie kennt, an. Die junge Mutter schaut jedoch immer nur auf den Boden und reagiert nicht. „Plötzlich ist etwas über mich gekommen, nachdem ich gebetet hatte: ‚Jesus, was kann ich für dieses Kind noch tun, um es zu retten?‘. Und da kommt es aus mir heraus: ‚Würden Sie mir ihr Kind geben?‘. Die junge Frau schaut auf und sagt: ,Ihnen würde ich es geben’.”
Was für ein Moment!, denke ich. Marlis erzählt weiter: „Auf dem Nachhauseweg bekam ich plötzlich große Angst und habe mich gleich am Rosenkranz angehalten.“ Zu Hause berichtet sie gleich ihrem Mann und der jüngs­ten Tochter, die noch zu Hause wohnt, von der Begegnung und von ihrem Angebot. Was werden beide dazu sagen? „Mein Mann meinte, wenn ich es versprochen hätte, so müssten wir das Versprechen auch halten und unsere Tochter, die gerade eine Ausbildung im sozialen Bereich machte, hat gleich gesagt: ‚Mama, das schaffen wir.’ Somit war ich sehr erleichtert.“ Die Freude über diese positiven, großartigen Reaktionen sind Marlis heute noch anzumerken..

   
Alle zwei Monate Gebetszug zum Maria Stromberg Weg  

Gemeinsam mit der Sozialarbeiterin, die die junge Frau begleitet, werden daraufhin viele Behördenwege erledigt. Auch einen Kurs für Pflegeeltern besucht Marlis mit ihrem Mann. Ihren Halbtagsjob, den sie angenommen hatte, nachdem das jüngste Kind 10 Jahre alt geworden war, gibt sie auf, da sie der Ansicht ist, auch dieses Kind soll den gleichen Start ins Leben bekommen wie ihre leiblichen Kinder: nämlich eine Mutter, die sich selbst um ihr kleines Kind kümmert.
Nach der Geburt im März 2002 muss das Baby noch einen Monat wegen gesundheitlicher Probleme in der Klinik bleiben. Während dieser Zeit geht Marlis jeden Tag die Kleine besuchen. Sie weiß mittlerweile auch, dass Kinder mit diesen speziellen Problemen, besonders viel Körperkontakt und Zärtlichkeit brauchen, um seelisch und körperlich zu gesunden. Gerne kommt sie diesem Bedürfnis nach. Was für ein hingebungsvoller totaler Einsatz! Einmal im Jahr kommt jemand vom Kinderpflegedienst sich erkundigen, ob es Probleme gibt, wie sich das Kind entwickelt usw. Gott sei Dank, es gibt keinerlei Schwierigkeiten. Die Kleine ist ein sehr fröhliches Kind.
Als das Mädchen vier Jahre alt ist, macht die Familie eine Reise nach Medjugorje. Dort fragt das Mäderl die Mutter eines Tages: „Mama, bin ich auch in deinem Bauch gewesen?“ Marlis antwortet: „Du hast es viel besser als andere Kinder. Du hast zwei Mamas: eine, die dir das Leben geschenkt hat ¬ und ich bin deine Mama, die dafür sorgt, dass es dir gut geht.“ Damit war das Thema für das Mädchen erledigt. Hatte sie später irgendwelche Fragen, so hat die Mutter immer ganz ehrlich geantwortet.
Bald nach dieser Reise bekommt Marlis einen Anruf der Behörde, ob sie die Kleine nun adoptieren wolle, die leibliche Mutter hätte kein Interesse und würde sie nun zur Adoption freigeben. Was für eine Frage? „Sie war doch nun schon vier Jahre bei uns. Die hätt‘ ich doch nicht mehr hergegeben!“, lacht die sechsfache Mutter, die ihr Pflegekind damals längst ins Herz geschlossen hat, in der Erinnerung. (Übrigens hat die Adoptivtochter ihre Einwilligung zur Veröffentlichung ihrer Geschichte gegeben.)
Damit aus diesem Mädchen, das einige gesundheitliche Vorschäden hatte, ein glückliches gesundes Kind wird, hat Marlis in all den Jahren immer wieder Heilungsdienste in Anspruch genommen. Ein solches körperliches Leiden der Tochter verschwand im Rahmen von Exerzitien bei der indischen Schwester Margaritha Valappila auf wunderbare Weise bei der Segnung. Zur Gesundung beigetragen hat auch das Reiten sowie die Betreuung und Pflege von Pferden. Nach wie vor liebt die heute 22-Jährige Pferde und ist nun „Pferdewirtin“. Ein Leben mit Pferden. Wie schön!
Als der Abtreibungsarzt in Pension geht, kommt das Land wie es hieß „in große Not“ (!), und Abtreibung wird im November 2023, also vor einem Jahr, in das Bregenzer Krankenhaus verlegt! Das wollen die Lebensschützer nun aber auch nicht einfach so hinnehmen. Da sie aber keine Ahnung haben, an welchen Tagen Beratungen oder Abtreibungen stattfinden, wird mit Mahnwachen begonnen, die – wie wir gemeinsam feststellen – auch als Friedensgebete gesehen werden sollten.
Der Weg zum Spital trägt den Namen einer besonders mutigen Frau: Maria Stromberger, die sich im KZ eindrucksvoll für die Häftlinge eingesetzt hat. Ein guter Ort, um hier Montag, Mittwoch und Freitag für das Überleben der Babys und die Bekehrung der Frauen sowie des zuständigen medizinischen Personals, jeweils eine Stunde zu beten. In ihren Händen haben Marlis und ihre Freunde Rosenkränze und halten Schilder mit positiven, lebensbejahenden Sprüchen wie „Mensch von Anfang an“, „Danke, dass ich leben darf“ oder „Echte Männer stehen zu ihren Kindern“. Das kommt bei den Abtreibungsbefürwortern nicht gut an.
Anfangs konnte man die Beter von den Fenstern der Gynäkologie aus, wo die Abtreibungen stattfinden, sehen. Um das zu verhindern, wurde eine hohe und lange Thujenhecke gepflanzt! Es werden auch Gegendemonstrationen – also gegen die Lebensschützer – organisiert. Sie werden von den Mainstream Medien mit ausführlichen Interviews unterstützt. Da heißt es dann z.B., die Beter würden „psychische Gewalt“ (so die Vizebürgermeisterin von Bregenz) auf die Frauen und das medizinische Personal ausüben. Und eine Pro-Choice Vertreterin spricht in die Kamera, es gehe bei der Abtreibung um eine „Gesundheitsleistung“, deren Kosten der Staat übernehmen müsse. „Gesundheitsleistung“ – unglaublich. Von wessen Gesundheit ist hier die Rede? Wohl kaum die des Kindes – das wäre blanker Hohn. Und angesichts der Tatsache, dass viele Frauen nach einer Abtreibung mit psychischen sowie physischen Problemen zu kämpfen haben, kann wohl auch nicht die Gesundheit der Mütter gemeint sein.
Lautstark werden auch Bannmeilen verlangt, um in Einrichtungen, in denen Kindstötungen vorgenommen werden, ungestört agieren zu können. Wie hält man solche Angriffe und Feindseligkeiten aus, wenn man doch nur mit Gebet Kinder schützen will und Frauen unterstützen möchte, ihre Kinder zu behalten? „Ich habe mir die Herzenshaltung angewöhnt, den Feinden zu vergeben und mich um Verständnis zu bemühen, denn sie scheinen wirklich nicht zu wissen, was bei diesem Geschehen vor sich geht.“
So wird also die Gruppe der Beter von den abtreibungswilligen Frauen, deren Sympatisanten sowie den Medien, für ihr Beten vor dem Krankenhaus geschmäht und beschimpft. Aber sie stehen trotzdem gerade für sie und für ihre Kinder dort. Ich verstehe auch: Wenn auch nur ein Kind durch diesen Gebetseinsatz gerettet wird, so sind die Bemühungen, aber auch das Ertragen der Beschimpfungen es wert.
Zu den angebotenen Beratungsgesprächenn die auch im Internet inseriert sind, kommen leider nicht mehr viele Schwangere, bedauert Marlis und erzählt: „Letzte Woche war eine da, die so 100% überzeugt war, dass sie das Kind nicht haben möchte.“ Warum sie trotzdem zur Beratung gekommen sei?, frage ich gleich nach. „Sie hat offenbar gedacht, sie könne bei uns die Pille Mifegyne bekommen. Sie hat sich die Beratung angehört, für das Gespräch bedankt und ist gegangen. Ich glaube aber nicht, dass ich sie erreicht habe.“
Wie bitter, ja schrecklich muss das für eine engagierte Lebensschützerin sein, wenn sie sich nach einem solchem Gesprächsausgang denken uss, dass dieses Kind, das da ihr gegenüber im Bauch der Mutter ganz lebendig war und dessen Leben sie retten wollte, nun wahrscheinlich einem tödlichem Schicksal entgegen geht. Wie reagieren Mütter, denen man vorschlägt, ihr Kind zur Adoption freizugeben, frage ich. Das wäre doch eine gute Lösung. Doch Marlis meint: „Geht gar nicht gut. Das habe ich früher vorgeschlagen. Das war dann ungefähr so: ,Wollen Sie ihr Kind nicht zur Adoption freigeben?’, habe ich gefragt. Da wurde mir verärgert geantwortet: ‚Was fällt Ihnen ein?! Ich werde doch nicht mein Kind hergeben?‘ ‚Ja und was ist das jetzt was Sie vorhaben?‘ (abtreiben!). ‚ Das ist ganz etwas anderes….‘ hieß es dann.“ Adoption ist also kein Thema.
Und, so frage ich weiter: „Wenn man den Müttern – denn das sind sie ja ab Beginn der Schwangerschaft – sagt, dass das was sie planen schlicht und ergreifend Mord an ihrem eigenen Kind ist?“ Marlis meint, eigentlich wüssten das die Frauen. Sie, die Lebenschützer, verwenden jedoch bewusst die Bezeichnung ‚Mörderin‘ nicht. „Wir fragen die Frauen nur ob sie wissen, dass bei der Abtreibung ihr Kind stirbt? Wir haben uns überlegt, dass wir die Wahrheit ansprechen, aber in einer angemessenen Sprache. Es muss aber klar herauskommen, was gemeint ist.“
Dennnoch wird Lebensschützern – egal ob in Wien oder in Bregenz –trotzdem fälschlicherweise oft öffentlich vorgeworfen, betroffene Frauen so bezeichnet zu haben. Übrigens: Tötet eine Mutter – aus welchen Gründen auch immer – ihr Neugeborenes ein paar Wochen oder Monate nach der Geburt, so ist die Empörung in der Gesellschaft groß und diese Frau riskiert für Jahre ins Gefängnis zu wandern. Ist das nicht eine Doppelmoral?
Weniger Hemmungen mit der Benennung des Geschehens hatte unlängst Papst Franziskus als er in einem Interview, wie schon mehrmals zuvor, die Abtreibungswilligen Ärzte als „Auftragsmörder“ bezeichnete. Besonders schwer verständlich für Marlis ist, dass sich unter den abtreibungswilligen Frauen auch solche sind, die sich als praktizierende Katholiken verstehen. Da fragt sie dann doch, ob sie an den Schöpfergott glauben, und ob ihnen bewusst ist, dass dieses Kind in ihrem Schoß das größte Geschenk Gottes ist?
Obwohl es nun viel schwieriger geworden ist, gab es in letzter Zeit doch zwei Zeugnisse, die den Betern Mut gemacht haben. So erzählte etwa eine Mutter: „Ich war froh, dass ihr damals vor der Arztpraxis gestanden seid und mir diesen Flyer gegeben habt, dadurch habe ich mich für mein Kind entschieden und das war die beste Entscheidung meines Lebens. Ich habe jetzt ein drei Monate altes Baby.“ Und: „Eine andere erzählte einem unserer Mitbeter, als er betend vor dem Krankenhaus stand, dass sie sich wegen unseres Gebets vor der Klinik vor 11 Jahren für ihr Kind entschieden hatte. So wussten wir nun auch von diesen zwei Kindern, dass sie leben dürfen.“
Ein Geschenk für die unermüdlichen, tapferen Beter, vor denen ich wirklich größte Hochachtung habe. „Das ist meine Motivation. Wir wissen ja nicht welche Frauen, trotz allem da drinnen im Krankenhaus ja zu ihrem Kind sagen. Ob das nun Frucht des Gebets ist, weiß nur der liebe Gott. Das ist auch nicht maßgebend. Entscheidend ist, dass wir Zeugnis geben und wie Maria und Johannes unter dem Kreuz stehen,“ betont Marlis. „Und es geht ja auch um die Bekehrung der Verantwortlichen im Krankenhaus, denn die wissen wirklich, was sie tun.“
Was rät Marlis, wie wir im Alltag mit diesem Thema umgehen sollten? Sie empfiehlt allen bei Diskussionen zu diesem Thema immer eine klare Meinung zu beziehen. „Sei wachsam, schau, dass du zum Lebensschützer wirst, wenn die Rede von Abtreibung ist.“… „Wir müssen das Böse erkennen und nicht nachgeben, denn Jesus hat das Böse schon besiegt.“
Gratulieren wollen wir dem Ehepaar Pal zu ihrer goldenen Hochzeit, die sie heuer im Mai gefeiert haben. Von Gott im sakramentalen Bund gestärkt und geführt haben die Eheleute – wie Marlis als Zeugnis bekräftigt – „Hochs und Tiefs durchleben dürfen und sind gestärkt daraus hervorgegangen, denn Gott hält alles in Händen und wir sollen und dürfen mitwirken.“ Danke für dieses Zeugnis für das Leben.




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