Sie hatte schon lange daran gedacht, Zeugnis von der wunderbaren Geburt ihres Sohnes Philipp zu geben. Jetzt, da Vision bald nicht mehr erscheinen würde, nützte sie die Gelegenheit, um in der letzten Ausgabe über das Wunder zu berichten.
Philipp kam gesund zur Welt |
Nachdem wir 2005 glückliche Eltern eines Zwillingspärchens geworden waren, war die Freude groß, als ich im November 2006 wieder schwanger war. Die ersten Wochen verliefen ruhig und ohne Auffälligkeiten, das sollte sich jedoch leider bald ändern.
An einem Abend, saßen wir nach dem Abendgebet noch gemütlich auf der Couch, und ich spürte plötzlich so etwas wie einen kleinen Blasensprung – es war die 16. Schwangerschaftswoche. Erstmal sagte ich nichts zu meinem Mann. Ich hoffte, mir einfach etwas eingebildet zu haben.
Am nächsten Morgen, mein Mann war schon zur Arbeit aufgebrochen, hatte ich im Bett liegend wieder das Gefühl, unkontrolliert Wasser zu verlieren. Ich reagierte mit großer Sorge, rief beim ärztlichen Notdienst an und wurde ins nächste Krankenhaus (Oberndorf) gebracht.
Der Oberarzt konnte mit dem Ultraschallgerät feststellen, dass das Kind lebt, aber eher wenig Fruchtwasser hatte. Man konnte nicht viel machen außer liegen, abwarten und beobachten, was weiter passieren würde. Nach einem Tag im Krankenhaus, meinte der Arzt, dass sich so ein Loch in der Fruchtblase auch wieder von selbst schließen könne. Er machte uns Mut.
Ich hatte das Glück, die Krankensalbung empfangen zu können, wobei der Priester besonders Papst Johannes Paul II. (er war damals noch nicht heilig gesprochen) und Mutter Teresa um ihre Fürsprache anrief.
Nachdem sich scheinbar wieder alles beruhigt hatte, wurde ich entlassen, und für ein paar wenige Tage war unser Leben wieder normal – bis es wieder soweit war: Neuerlich verlor ich Fruchtwasser. Da es schon Abend war, fuhren wir diesmal ins Landeskrankenhaus Salzburg. Dort hatte ich mehrere Ultraschalluntersuchungen mit demselben Ergebnis: Das Baby lebt, ist altersgemäß entwickelt, hat aber zu wenig Fruchtwasser.
Es wurde jedoch angezweifelt, ob es wirklich ein echter Blasensprung war oder ich nicht vielleicht inkontinent bin und einfach den Urin nicht halten kann.
Laut Aussage der Ärzte würde bei einem Blasensprung innerhalb von 24 Stunden eine Infektion eintreten und die Wehen einsetzen, was in weiterer Folge zu einer Fehlgeburt führen würde.
Es wurde der Schluss gezogen, dass das Kind einen Chromosomenschaden habe – das wenige Fruchtwasser würde darauf hindeuten.
Ich blieb drei Tage, ohne das Bett verlassen zu dürfen, im Spital. Da keine Wehen einsetzten und keine erhöhten Infektionswerte auftraten, schien sich die zweite Theorie zu bestätigen.
Trotzdem wollten die Ärzte der Sache genauer auf den Grund gehen. Anhand eines auf einer Einlage aufgebrachten Indikators, der sich bei Fruchtwasser blau, bei Urin grün verfärbt, sollte festgesellt werden, was da wirklich aus mir „herausrann“.
Kurz bevor ich wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden sollte, bestätigte sich: es war Fruchtwasser!
So gingen die Untersuchungen und Gespräche von Neuem los. Schlussendlich meinten mehrere Ärzte unabhängig voneinander: Es lohne sich nicht für dieses Kind zu kämpfen.
Die letzte Untersuchung im Pränataldiagnostikraum bleibt wie ein Alptraum in meinem Gedächtnis eingebrannt. Nach einer sehr langen Untersuchung, bei der jedes Organ abgemessen wurde, meinten zwei Ärzte, das Kind hätte Klumpfüße und mit hoher Wahrscheinlichkeit wegen einer zu kleinen Nebenniere einen Gendefekt. Und weil das Kind trotz Infektion nicht abgestoßen wird, wäre es für mich lebensgefährlich. Deswegen bliebe nur ein Rat übrig: Abtreibung.
So trocken und nüchtern wurde uns das gesagt. Ich dachte erst, ich höre nicht recht und konnte mir nicht vorstellen, dass diese Worte einem Arzt über die Lippen kommen könnten. Es war wie ein Blitz. Diese Ärzte taten mir so leid! Und gleichzeitig merkte ich: wir müssen jetzt selbst mit Gottes Hilfe nach einer Lösung suchen. Von den Ärzten wird sie nicht kommen.
Mein Mann und ich teilten ihnen dann mit, dass eine Abtreibung niemals eine Option für uns wäre. Ich machte den Vorschlag, mich zu Hause hinzulegen und fragte, ob ich wöchentlich zur Untersuchung kommen könne, um die Entwicklung des Kindes „engmaschig“ zu beobachten.
Nicht erfreut, aber doch, erlaubte man uns diese Vorgehensweise.
Das Leben zu Hause musste neu organisiert werden. Dank der Hilfe von Familienhelferinnen der Caritas, die sich tagsüber liebevoll um unsere einjährigen Zwillinge kümmerten, konnte ich die Bettruhe einhalten.
Mein Mann und ich, wir beteten viel und unsere ganze Familie und viele Freunde, Nachbarn und Klöster beteten mit. Wir vertrauten unser Kind ganz Gott an und ließen Ihm über sein Leben volle Freiheit. In jedem Fall sei es gut für das Kind, ob es gleich zu Gott oder zuerst zu uns käme. Wir stellten unseren Wunsch, für dieses Kind zu sorgen unter den Willen unseres liebenden Vaters im Himmel. Unsere liebe Frau von der immerwährenden Hilfe haben wir um ihre Fürsprache angerufen und versprachen – wenn alles gut geht –, dass das Kind (und alle weiteren Kinder, die uns noch geschenkt werden sollten), auch ihren Namen tragen würden.
Die ganze Zeit über wurde ich von meiner Hebamme und einer lieben Ärztin begleitet. Beide machten mir immer wieder Mut und halfen mit Hausmitteln.
Alle paar Tage verlor ich Fruchtwasser, und es waren immer wieder kleinere Wehen zu spüren, aber das Kind blieb, bewegte sich und wuchs.
Wir freuten uns über jeden Tag den wir dazugewannen.
Das erste große Ziel war die 24. Lebenswoche, denn ab da sind die Frühchen lebensfähig. Dieser Tag kam aber nicht so, wie erhofft. An einem Sonntagabend in der 24. Woche begann plötzlich eine starke Blutung, begleitet von heftigen Wehen. Mein Mann brachte mich ins Krankenhaus, dort wurde ich sofort in ein Geburtszimmer gebracht. Man gab mir die Spritze zur Lungenreifung des Kindes. Ich verbrachte dort die Nacht. Blutung und Wehen beruhigten sich, das Kind wurde nicht geboren.
Die Ärzte glaubten, es würde nicht lange bis zu Geburt dauern. So wurde mir strenge Bettruhe verordnet, und ich musste von nun an im Krankenhaus bleiben, da nun das Kind, sollte es zur Welt kommen, lebensfähig war.
So vergingen zwei Wochen, die strenge Bettruhe wurde „gelockert“. Und es vergingen weitere Wochen. In dieser Zeit, wurden unsere Zwillinge abwechselnd von unseren Eltern betreut, mein Mann musste ja arbeiten und täglich in die Steiermark pendeln. Er konnte es jedoch einrichten, dass sie jeden Tag auf einen kurzen Besuch ins Krankenhaus kamen. Dort feierten wir dann auch mit einer Torte ihren 2. Geburtstag.
Die Tage vergingen, und wir waren unendlich dankbar, so weit gekommen zu sein. Es blieb aber eine große Sorge: Wegen des wenigen Fruchtwassers konnte niemand sagen, ob die Lunge des Kindes sich normal entwickelt hatte.
So kam das Ärzteteam eines Morgens in der 30. Woche auf mich zu und forderte mich auf, die Geburt des Kindes einleiten zu lassen. Es gäbe immer noch das Risiko der Infektion, und man wüsste nicht, wie es mit der Lungenentwicklung aussehe.
Ich lehnte ab, aber das reichte nicht. Täglich, manchmal mehrmals pro Tag, fragte mich ein Arzt, ob ich mich schon entschieden hätte, wann sie einleiten könnten. Als letzten Ausweg wandten wir, meine Mann und ich, uns an den Primar und baten ihn um Rat und Hilfe. Er war über die Vorgehensweise der Kollegen überrascht und ordnete an, mich „in Ruhe zu lassen“, bis das Kind von allein geboren wurde. Die Anweisung des Primars wirkte jedenfalls, und es kehrte wieder Ruhe ein.
Auf die Frage, ob ich eine normale Geburt haben könnte, wurde mir gesagt, es würde sicher ein Kaiserschnitt werden. Und ob man das Loch in der Fruchtblase jemals sehen könnte, hieß es: nein. So fügte ich mich und nahm innerlich den bevorstehenden Kaiserschnitt mit dem Gedanken an, dass Gottes Wille das Beste für mich und unser Kind sei.
Unser kleines Kind blieb dann noch viele Tage im Bauch.
Am 18. Juni setzte wieder eine leichte Blutung, begleitet von Wehen, ein. Wieder brachte man uns in einen Geburtsraum und sprach vom bevorstehenden Kaiserschnitt. Trotzdem wurde versucht, die Wehen mit einem wehenhemmenden Mittel zu stoppen, was auch glückte. So wurden wir wieder in unser Zimmer gebracht.
Freitagnacht derselben Woche, am 22. Juni, wurden die Wehen stärker, die Schwester verstärkte die Infusion, ohne Erfolg, bis klar war, jetzt kommt das Kind wirklich! Um 5 Uhr morgens erreichte ich meinen Mann, der rechtzeitig zur Geburt kam.
Um 8:00, sieben Wochen zu früh, erblickte unser Sohn Philipp Maria Johannes Paulus dann das Licht der Welt. Es war eine Freude, ihn schreien zu hören, da wir dadurch wussten, dass seine Lunge funktioniert! Ich war überglücklich! Noch dazu wurde mir das Geschenk einer natürlichen Geburt gemacht! Es war während der Novene zum Fest Unsere Liebe Frau von der immerwährenden Hilfe.
Der Liebe Gott beschenkte uns noch mit einer weiteren Überraschung. Nachdem man unseren kleinen Philipp auf die Neonatologische Station mitgenommen hatte, untersuchte die Hebamme routinemäßig die Plazenta, aufgeregt rief sie den Arzt. Er solle kommen! „Ist das etwa das Loch?“ Nach kurzer Stille, rief er: „Ja, das ist es, sehen Sie, die Narbe rundherum!“ Er schickte die Hebamme, schnell den Fotoapparat zu holen, um es für die Wissenschaft festzuhalten. Dann sagte er feierlich: „Ich kann es euch als Arzt bestätigen: Das ist ein Wunder!“ Es stellte sich heraus, er ist gläubiger Christ.
Philipp benötigte nur ein paar Stunden Unterstützung mit Sauerstoff, seine Lunge war gut entwickelt! Nach dreieinhalb Wochen hatte er endlich den Saugreflex gelernt, nun konnten wir alle glücklich nach Hause gehen.
Heute blicken wir dankbar auf 17 schöne Jahre mit unserem Sohn Philipp zurück. Er macht unsere inzwischen größer gewordene Familie und die Welt reicher und schöner.
Gott ist so gut! Wir wurden Zeuge eines Wunders! Denn für Gott ist nichts unmöglich.