In diesen 36 Jahren konnte ich rund 220 Gespräche in vier verschiedenen Sprachen mit Menschen aus über 25 Ländern führen, die allerersten am Familienkongress 1988, damals noch nicht schriftlich, sondern nur auf Video.
Ich denke, es war Pater Slavko aus Medjugorje, den ich als erstes vor dem Mikrophon hatte. Auch erinnere ich mich an meine erste Fahrt in die Slowakei 1989, um Dr. Silvester Krcméry zu interviewen: Nach einer Stunde verzweifelten Umherirrens war ich überglücklich, endlich bei ihm gelandet und von ihm liebevoll und väterlich beruhigt worden zu sein. Ein Mann, der nach 13 Jahren Gefangenschaft mit Folter durch die Kommunisten nicht nur seinen Glauben nicht verloren hatte, sondern im Gegenteil dankbar für diese Zeit war, weil sie seinen Glauben gestärkt und seine Liebe zu den Mitmenschen vergrößert hatte.
Mit etlichen Portraitierten sind tiefe Freundschaften – sogar über 1000 km Entfernung – entstanden. Da denke ich an einige meiner leider bereits verstorbenen Freunde: etwa an P. Ubald aus Ruanda, der 84 Angehörige während des Völkermordes verlor und doch später Zeugnis für Vergebung, Versöhnung und gelebte Liebe gegeben hat.
Im Himmel vermute ich auch Mutter Marie Catherine Kingbo (siehe S.12), Missionarin im Niger, mit der mich eine besonders tiefe Freundschaft verbunden hat. Auch Maria Loley, die kürzlich ihren 100. Geburtstag gehabt hätte, war mir eine mütterliche Wegbegleiterin: Sie hat ihr Leben allen schutzbedürftigen Mitmenschen gewidmet und sich auch durch ein Briefbombenattentat nicht davon abhalten lassen. Jedes ihrer Worte war Gold wert.
Dem eben verstorbenen Jakob Weitlaner, dem sanften Mann mit dem großen Herzen, der bei keiner Not nein sagen konnte, bin ich ebenso wie allen anderen, die ich portraitiert habe, dankbar, dass ich lernen durfte, dass für Gott nichts unmöglich ist, so wir Ihm vertrauen.