Viele haben sich geweigert, sich dem Kult der Idole des zwanzigsten Jahrhunderts zu beugen. Sie wurden Opfer des Kommunismus, des Nationalsozialismus, der Idolatrie von Staat und Rasse. Viele andere sind in ethnischen Kämpfen und Stammeskriegen gefallen, weil sie eine Logik ablehnten, die dem Evangelium Jesu Christi nicht entsprach. Einige haben den Tod erlitten, weil sie sich den Guten Hirten zum Vorbild nahmen und trotz der Bedrohungen bei ihren Gläubigen bleiben wollten.
Auf allen Kontinenten und während des ganzen 20. Jahrhunderts gab es Menschen, die sich lieber umbringen ließen als ihrer Sendung nicht nachzukommen. Ordensleute haben ihre Weihe bis zum Vergießen des Blutes gelebt. Gläubige Männer und Frauen sind gestorben und haben ihr Dasein aus Liebe zu den Brüdern und Schwestern, besonders zu den Ärmsten und Schwächsten, hingegeben. Nicht wenige Frauen haben ihr Leben verloren, weil sie ihre Würde und ihre Reinheit verteidigten.
“Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewigeLeben" (Joh 12,25). ... Es handelt sich um eine Wahrheit, die die heutige Weltoft schmählich ablehnt und dafür die Eigenliebe zur obersten Norm des Daseins macht. Aber die Glaubenszeugen ... haben nicht auf ihren eigenen Vorteil geschaut; sie haben ihr eigenes Wohl und ihr eigenes Überleben nicht über die Treue zum Evangelium gestellt. Auch in ihrer Schwachheit haben sie dem Bösen tapfer Widerstand geleistet. In ihrer Schwäche strahlte die Kraft des Glaubens und der Gnade des Herrn auf.
Liebe Brüder und Schwestern! Das wertvolle Erbe, das uns diese mutigen Zeugen überliefert haben, ist ein gemeinsames Erbe aller Kirchen und aller kirchlichen Gemeinschaften. Es ist ein Erbe, das lauter spricht als die Faktoren der Trennung. Der Ökumenismus der Märtyrer und der Glaubenszeugen überzeugt am meisten. Er zeigt den Christen des 21. Jahrhunderts den Weg zur Einheit auf.
Auszug aus der Predigt bei der Gedächtnisfeier für die Zeugen des Glaubens im XX. Jahrhundert im Kolosseum am 7.5.2000