Bemerkenswert, daß beim Weltjugentreffen in Rom sowohl Papst Johannes Paul II. wie auch Kardinal Christoph Schönborn über das Martyrium gesprochen haben. Paßt diese Rede in ein Fest des Glaubens, bei dem Freude und Hoffnung auf einen neuen Aufbruch der Kirche im Vordergrund stehen?
Ich denke, diese Erwähnung macht zweierlei bewußt: Daß die Entscheidung für Jesus Christus immer schon eine Entscheidung auf Leben und Tod gewesen ist. Unsere Zeit macht da keine Ausnahme, wie die Unzahl von Märtyrern gerade des 20. Jahrhunderts nur allzu deutlich beweist. Als Bürger der Wohlstandsgesellschaft haben wir diese Tatsache vielleicht etwas aus den Augen verloren.
Und noch etwas ist bedenkenswert: Wenn wir heute in einer Welt leben, die nicht mehr unter dem Damokles-Schwert eines Atomkriegs lebt , so sollten wir uns bewußt machen, daß der weitgehend unblutige Zusammenbruch des Kommunismus im Osten nicht zuletzt die Frucht des Opfers einer Unzahl von Märtyrern in diesen Ländern ist. Auch daß wir heute eine ganz erstaunliche Erneuerung der Kirche erleben dürfen, ist eng mit der Tatsache verflochten, daß das 20., wie kein anderes, ein Jahrhundert der Märtyrer war.
All das wollen wir im folgenden Schwerpunkt beleuchten. Dabei dürfen wir Sie, liebe Leser, schon an dieser Stelle auf das hinweisen, was uns bei der Beschäftigung mit dem Thema bewußt geworden ist: Das Zeugnis der Märtyrer sollte uns keinesfalls mit Angst und Schrecken vor dem erfüllen, was möglicherweise auch auf uns zukommen könnte. Es ist vielmehr ein unübersehbarer Hinweis darauf, daß die Nähe Gottes auch unter widrigsten Umständen inneren Frieden zu schenken und Angstlosigkeit zu wirken vermag.
Christof Gaspari