VISION 20005/2000
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„Viva Cristo Rey!“

Artikel drucken Luis Magana Servin, Märtyrer in Mexiko (Ann Ball)

Im Mai sprach der Papst 25 mexikanische Märtyrer heilig. Bis dahin war den meisten Katholiken nicht bewußt, welch schreckliche Verfolgung die Kirche Mexikos in den Zwanziger und dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts zu erleiden hatte. Gegen die Verfolgung kam es zum Aufstand der Cristeros. Er dauerte 30 Monate, erreichte seine Ziele nicht, leitete aber eine Verhandlungsphase ein.

Luis Magana Servin ist in Arandas, Jalisco, geboren, ein stilles Kind, das wunderschöne Augen hatte. Ein Maler im Ort wählte ihn als Modell für ein Bild des Christuskindes, das heute noch in der Pfarrkirche von Arandas hängt.

Luis wurde die rechte Hand des Vaters im Familienunternehmen, einer Gerberei. Als junger Mann studierte er die Enzyklika “Rerum novarum" und verschrieb sich dem Anliegen, den Arbeitern im Unternehmen soziale Gerechtigkeit und eine gute Behandlung angedeihen zu lassen. Ehemalige Angestellte bezeugen, daß Magan keinen Unterschied zwischen Arm und Reich machte; er begegnete jedem mit derselben freundlichen und respektvollen Art.

... Im Jänner 1926 heiratete er ein Mädchen mit Namen Elvira - von Anfang an eine glückliche Ehe. Ihr erstes Kind, Gilberto, kam 1927 zur Welt. Fünf Monate nach dem Tod ihres Ehemannes, brachte Elvira eine Tochter zur Welt, der sie in Erinnerung an den Vater den Namens Luisa gab.

... Während des Cristero-Konflikts war die Stadt eine der Hochburgen des katholischen Widerstands. Viele Männer schlossen sich der Widerstandsbewegung an. Alte Leute, Frauen und Kinder wurden für Boten- und Nachschubdienste eingesetzt. Luis Magan selbst befürwortete die Gewaltlosigkeit, unterstützte die Cristiada aber geistig und materiell, wie es die meisten der Katholiken in der Gegend auch taten. Er trieb Waffen, Nahrung und anderen wichtigen Nachschub auf und ließ all das den Cristeros zukommen, wohl wissend, welche Gefahr damit verbunden war.

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Als sich der Konflikt zuspitzte, erstellten die Behörden eine Liste von Personen, die verdächtigt wurden, die Cristeros zu unterstützen. Luis Maganas Servins Name stand auf dieser Liste.

Am Morgen des 9. Februars 1928 erschienen von General Martinez gesandte Soldaten in Maganas Heim, um Luis zu verhaften. Als sie ihn nicht antrafen, nahmen sie an seiner Stelle den jüngeren Bruder Delfino mit. Don Raymund, dem Vater, teilten sie mit, daß sie Delfino erschießen würden, sollte sich Luis nicht bis zum Ende des Tages von slebst stellen. Als Luis zum Mittagessen heimkam, traf er seine Frau und seine Eltern in Tränen aufgelöst an. Sie erzählten ihm, was geschehen war. Mit der ihm eigenen Gelassenheit beruhigte er sie. Er würde hingehen und mit General Martinez reden, um Delfinos Freilassung zu erwirken, sagte er ihnen.

Dann badete Luis, rasierte sich und zog einen neuen Anzug an. In aller Ruhe nahm er das Mittagessen mit seiner schwangeren Frau und seinem Sohn ein. Als er fertig war, kniete er vor seinen Eltern nieder und bat sie um ihren Segen. Dann umarmte er alle, küßte seinen Sohn und verließ das Haus. Als Magan die Straße hinunterging, sah ihn ein Freund und fragte ihn, warum er so fein gekleidet war. Als Luis ihn aufklärte, warnte ihn der Freund: “Geh nicht, sie werden dich erschießen!" Mit einem Blick zum Himmel und geöffneten Armen bekam er zur Antwort: “Was für eine Freude! In einer Stunde ruhe ich in Gottes Armen."

Magana gelangte zum militärischen Quartier, fragte nach General Martinez und wurde sofort verhaftet. Man brachte ihn zum Hotel, in dem sich der General aufhielt. Als er ins Zimmer trat, fragte ihn der General: “Wer sind Sie?"

“Herr General, ich bin Luis Magana, den Sie suchen," erklang die Antwort ohne irgendein Anzeichen von Unbehagen. Er blickte dem General gerade ins Gesicht: “Den Sie gefangenhalten, das ist mein Bruder. Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Da Sie ja jetzt mich haben, lassen Sie ihn frei."

General Martinez hatte da einen tapferen Mann als Gegenüber, festlich gekleidet, ruhig und gelassen, als würde ihm ein Orden verliehen. “Gut, junger Mann, wir werden ja sehen, ob Sie wirklich so tapfer sind, wie Sie wirken." Dann befahl er: “Laßt den anderen gehen und erschießt diesen sofort auf dem Kirchenaufgang."

Vor der Kirche verweigerte Luis die übliche Augenbinde und bat, ein paar Worte sagen zu dürfen. Zwei Zeugen des Geschehens berichteten seine letzten Worte: “Ich bin weder ein Cristero, noch ein Rebell. Wenn man mich aber anklagt, Christ zu sein - das trifft zu. Ihr Soldaten, die ihr mich erschießen werdet, ich möchte Euch sagen, daß ich Euch jetzt schon vergebe und Euch verspreche, daß ich, sobald ich vor Gottes Antlitz trete, als erstes für Euch eintreten werde. Viva Cristo Rey! Viva Santa Maria de Guadalupe!"

Ann Ball

Auszug aus “The Catholic World Report" Juli 2000

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