Schweren Herzens begab ich mich am 22. Oktober auf den Heimweg. Ich hatte in Münster an einer Messe für die ungeborenen Kinder teilgenommen.
Doch der Zelebrant benutzte die Predigt dazu, den “Schein", der Straffreiheit bewirkt, wenn eine Beratung der Abtreibung des ungeborenen Kindes vorausgegangen ist, zu verteidigen. Damit stellte er sich offen gegen die Entscheidung des Papstes und griff insbesondere Erzbischof Dyba an.
Einige verließen wie ich aus Protest den Kirchenraum. Erst nach der Predigt gingen wir wieder hinein.
Als ich bei der Bushaltestelle ankam, saß dort ein elfjähriges Mädchen. Sie erzählte, sie habe ihre Mutter im Krankenhaus besucht, sie bekomme nämlich ein Brüderchen (bisher war sie Einzelkind).
Im Bus setzte sie sich neben mich und berichtete, ihre Mutter habe Krebs, und man habe die ganze Gebärmutter mit dem Baby herausnehmen wollen.
Sie habe zu ihrer Mutter gesagt: “Mutter, der liebe Gott schenkt uns das Baby, es darf nicht sterben." Ihre Mutter habe geantwortet: “Wenn es so ist, will ich es auch behalten." Und nun sei der Krebs zurückgegangen, es seien nur noch ganz kleine Perlen da. Das läge an den Hormonen.
Dann zog sie Ultraschallaufnahmen von dem Baby aus der Tasche und erklärte mir: “Da beginnt das Baby zu gähnen, nun hat es den Mund ganz weit auf, und jetzt schließt es ihn wieder."
Sie zog noch eine Aufnahme hervor und sagte: “Die gehört mir. Ich nenne ihn Dicker, mein Vater nennt ihn Hopps, weil er immer kleine Berge und Kuhlen auf Mutters Bauch macht. Mein Vater hat schon eine Carrera-Autobhan und andere Spielsachen für den Jungen gekauft."
Dabei lachte sie mütterlich verständnisvoll über das Kind im Vater, weil doch Hopps noch lange nicht damit spielen könne.
Kurz vor dem Aussteigen vertraute sie mir an: “Ich bete jeden Tag für meine Mutter und meinen Bruder, immer abends." Ich konnte vor Rührung die Tränen nicht zurückhalten. Ich wünschte ihr und ihrer Familie Gottes Segen.
Elisabeth Backhaus
Aus: “Medizin und Ideologie" Dez. 99