“Wollt auch ihr weggehen?" (Joh 6,67).
Auch ihr?" Die Frage Jesu durchzieht die Jahrhunderte bis in unsere Zeit. Sie berührt uns persönlich und ruft zur Entscheidung heraus. Was antworten wir?
Liebe Jugendliche, wir sind heute hier, weil wir uns wiederfinden in den Worten, die der Apostel Petrus bekräftigt hat: “Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens" (Joh 6,68).
Um euch herum werden viele Worte gemacht, aber Christus allein hat Worte, die der Abnutzung durch die Zeit standhalten und bleiben für die Ewigkeit.
Die Jahreszeit, die ihr durchlebt, stellt euch vor einige wichtige Entscheidungen: die Spezialisierung im Studium, die Ausrichtung des Berufsweges, die Aufgabe, in der ihr euch in Gesellschaft und Kirche engagieren sollt. Es ist wichtig, daß ihr euch darüber klar werdet: Unter den vielen Fragen, die sich vor eurem Geist auftun, berühren die entscheidenden nicht das “Was" (eine Sache).
Die Grundfrage geht auf das “Wer" (eine Person): Zu “wem" sollen wir gehen? “Wem" sollen wir folgen? “Wem" sollen wir unser Leben anvertrauen?
Ihr denkt dabei an die Entscheidung, die aus eurem Gefühl kommt, und ich kann mir vorstellen, daß ihr mir zustimmt: Was im Leben wirklich zählt, ist die Person, mit der man sich entschließt, das Leben zu teilen. Doch Vorsicht! Jede menschliche Person hat unweigerlich ihre Grenzen: auch in der glücklichsten Ehe muß man ein gewisses Maß an Enttäuschung einkalkulieren.
Also, liebe Freunde! Ist das nicht die Bestätigung dessen, was wir vom Apostel Petrus gehört haben? Früher oder später ruft jeder Mensch mit ihm aus: “Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens" (Joh 6,68). Jesus von Nazaret, Gottes und Mariens Sohn, das ewige Wort des Vaters, geboren vor zweitausend Jahren zu Betlehem in Judäa, er allein kann die tiefsten Sehnsüchte des menschlichen Herzens stillen.
In der Frage des Petrus: “Zu wem sollen wir gehen?" liegt schon die Antwort über den Weg, den es zurückzulegen gilt. Es ist der Weg, der zu Christus führt. Der göttliche Meister ist persönlich erreichbar: Denn er ist gegenwärtig auf dem Altar in der Wirklichkeit seines Leibes und Blutes. Im eucharistischen Opfer können wir auf geheimnisvolle, aber wirkliche Weise mit seiner Person in Kontakt treten und so zur unausschöpflichen Quelle seines Lebens als Auferstandener gelangen.
Liebe Freunde, das ist die wunderbare Wahrheit: Das Wort, das vor 2000 Jahren Fleisch wurde, ist heute in der Eucharistie gegenwärtig. Daher mußte das Große Jubiläumsjahr, in dem wir das Geheimnis der Menschwerdung feiern, ein “intensiv eucharistisches Jahr" sein.
Auszug aus der Predigt am 20. August 2000