Bei unseren Radio-Maria-Sendungen ist immer jemand für die Sendebegleitung verantwortlich. Eines Tages im Herbst 2010 taucht da ein neues, hübsches Gesicht auf. Alles, was ich damals in Erfahrung brachte, war: Es ist eine Theologiestudentin. Bei einer anderen Sendung, einem in mehreren Sprachen gebeteten Rosenkranz, stellten wir fest: Die junge Dame konnte jeweils ein Gesätzchen auf Polnisch, auf Englisch und in einer afrikanischen Sprache beten. Sehr interessant, fand ich.
Ja und so kam eines zum anderen. Der Tipp einer Mitarbeiterin, die die Geschichte der Bekehrung der jungen Frau kannte, gab dann den Ausschlag, ein Portrait über sie zu schreiben. Justyna – mittlerweile Studiokoordinatorin bei Radio Maria – war einverstanden, da ihr bewusst ist, ihre Geschichte könnte anderen Menschen helfen. Das Interview machten wir dann ganz zwanglos in der uns beiden vertrauten Umgebung des Studios von Radio Maria in Wien. Justyna habe ich noch nie hektisch oder gereizt erlebt, obwohl der Zeitdruck beim Radio das 24 Stunden lang Programm sendet, oft enorm ist. Ich würde sie als engagiert und zielstrebig beschreiben. Sie strahlt Zufriedenheit aus, wirkt ausgeglichen.
Justyna kommt im Oktober 1982 als einziges Kind einer aus Polen stammenden Familie in Wien zur Welt. Sie wächst zweisprachig auf, denn spätestens im Kindergarten hört sie nur Deutsch. Da die Eltern aus einem katholischen Land, sind, wird Justyna wohl religiös erzogen worden sein, vermute ich. Dem ist aber gar nicht so. Ihre Eltern können mit Glauben nicht so viel anfangen, er ist zu Hause kein Thema. Nur um dem Kind eine gute Bildung zu vermitteln, wird Justyna in eine katholische Privatschule geschickt.
An die Religionslehrerin der Volksschule erinnert sie sich gern. Auch die Vorbereitung auf die Erstkommunion tut ihr gut. Der Mutter erklärt sie, bis zur Erstkommunion müsse sie jeden Sonntag die Hl. Messe besuchen. Also gehen Mutter und Tochter die nächsten fünf Sonntage – stets ganz hinten stehend – in die Kirche. Die erste Hl. Kommunion berührt Justyna und so wird Jesus, für eine Zeit der einzige Freund, dem sie, neben ihren Stofftieren, ihren Kummer anvertraut.
Kummer hat sie vor allem mit den Eltern. Diese laden der Tochter die Probleme auf, die sie miteinander haben. Leider gibt es recht viele Konflikte in der Familie. Ohne die Umstände näher zu beschreiben, eines steht fest: Das Mädchen hatte keine besonders schöne Kindheit.
Die Eltern trennen sich, als Justyna 14 ist. Damals spielt Jesus schon längst keine Rolle mehr in ihrem Leben. Religionsunterricht? „Ich wusste mehr über Hinduismus und Buddhismus als über das Christentum. Ach ja, wir debattierten auch viel über die Todesstrafe,“ beschreibt sie den Unterricht im Gymnasium. (Leider eine gängige Praxis, denke ich.)
Justyna leidet unter dem Verlust des Vaters, der wieder in einer Beziehung lebt. Die Eltern bekriegen sich und für die Tochter, wird das Leben noch schwieriger, noch orientierungsloser. Wo gehört sie eigentlich hin? Wer will sie? Beim Vater und seiner Lebensgefährtin mit zu leben, erweist sich als unmöglich. Diese verkorkste Situation hat natürlich Folgen auf ihr eigenes Verhalten zu den Mitmenschen: „Ich hatte eine eher aggressive Sprache – in der Wortwahl und den Kommentaren –, war nicht fähig, auf andere einzugehen,“ gibt sie offen zu. Bei Mitschülern und Lehrer gilt sie zwar als gesprächig, ihre Probleme und Schwierigkeiten bleiben aber tief in ihrem Herzen verschlossen. Einem einzigen Menschen vertraut sie, auf ihn kann sie zählen – auf sich selbst.
In dieser schwierigen Zeit der Aggressionen in der Familie, beginnt sie Leistungssport zu betreiben: Da kann sie sich austoben. Kampfsport hat es ihr besonders angetan! Dadurch rutscht sie nicht – wie viele Jugendliche in ähnlicher Situation – in irgendeine Sucht ab, die das innere Chaos nur verschleiert und keinerlei Hilfe bringt. Um erfolgreich im Sport zu sein, muss sie auf ihre Ernährung und genügend Schlaf achten. „Ich durfte auch nie die Kontrolle verlieren, schließlich war ich ja die Einzige, auf die ich mich verlassen konnte. Niemand sonst hilft mir, niemand bringt mich im Leben weiter, so dachte ich.“.
Eine richtige Familie lernt sie beim ersten Freund kennen. Wie schön! Vor allem dessen religiöse Mutter tut ihr gut. Aus Medjugorje, dem bosnischen Ort mit kirchlich noch nicht anerkannten Marienerscheinungen, bringt ihr die Frau eine Muttergottesmedaille mit.
Trotz ihrer Probleme zu Hause möchte Justyna von klein auf etwas für andere Menschen tun. Vielleicht Medizin studieren? Da sie aber naturwissenschaftlich begabt ist – Mathe, Chemie, Physik sind ihre Lieblingsfächer! – entscheidet sie sich nach der Matura für die Montanuniversität Leoben: weit weg von zu Hause und renommiert. Dort belegt sie das Fach „Industrieller Umweltschutz“. Für weniger Umweltbelastung zu sorgen, nützt den Menschen schließlich auch.
Etwas für den Menschen tun – was meinst Du da? frage ich: „Das war mehr auf intellektueller Ebene zu sehen. Ich wollte nicht den unmittelbaren Kontakt, wie ihn z.B. die Krankenschwester hat. Also für die Menschen, aber nicht unbedingt mit ihnen.“ Auf der Montan-Uni gerät sie schnell in das Karriere- und Elitedenken. „Wir sind die Besten,“ war die Überzeugung der Studenten dort, erzählt sie lächelnd. Da sie zu den Besten gehört, muss sie sich im Studium wenig anstrengen. Sie fühlt sich in ihrer Überzeugung bestätigt: Es kommt nur auf den eigenen Willen, die eigene Anstrengung an, um angestrebte Ziele zu erreichen. Schon ihre sportlichen Leistungen, ihre Noten in der Oberstufe („Deutsch und Englisch waren ein bisserl unberrechenbar“, räumt sie lachend ein) sowie ihre Erfolge bei der Physik-Olympiade hatten sie in dieser Sicht bestärkt.
Der Glaube wird an der Montanuniversität restlos ruiniert: Alles lasse sich naturwissenschaftlich erklären. „Der Mensch ist sich selbst Ziel, ist das, was er aus sich macht. Ganz nach Jean Paul Sartre,“ fasst sie die damalige Haltung der Studenten in Leoben – und ihre eigene – zusammen.
Während des Studiums macht sie ein Forschungsprojekt in der Schweiz und zwei Semester an der TU in Warschau. „Wo komme ich her, wie ist das Land, aus dem die Eltern kommen, wie die Familie, von der ich abstamme?“ Diese Fragen waren mitbestimmend für die Wahl des Studienortes. Es ist eine gute Zeit. Allerdings nicht für die katholische Welt, denn 2005 stirbt Papst Johannes Paul II. Die Katholiken sind erschüttert, auch die weltlichen Medien „rotieren“ nach dem Tod des großen Mannes. Justyna berührt das gar nicht. Am Tag des Begräbnisses verbringt sie bewusst keine Sekunde vor dem Fernseher, macht mit Kollegen einen „Roadtrip“: „Mir war es recht, dass die Straßen wie leergefegt waren.“
Aus Polen heimgekehrt und vor Beendigung ihres Studium, sie ist Mitte 23 und hat ihre Diplomarbeit fertig, bewirbt sie sich um einen Auslandsaufenthalt in Bulgarien. Vergebens, dafür gibt es eine Möglichkeit in Banja Luka, Bosnien: „Das hat mich zwar null interessiert, aber ich hatte Zeit und es war Ausland, also bin ich hingefahren.“ Das Praktikum ist gut, sie beschäftigt sich mit Qualitätsmanagement und ist recht zufrieden, denn dort hat sich eine internationale Gruppe von Praktikanten zusammengefunden. Mit einem irischen Kollegen beschließt sie, nach dem Praktikum noch an den Strand in Kroatien zu fahren.
Sie wollen sich vorher noch ein wenig im Land umsehen. Justyna ist für Sarajewo, der junge Mann zieht Medjugorje vor. Seine Mutter habe so davon geschwärmt. Justyna hat für den „Kirchen-Schnickschnack“ wirklich nichts übrig: Religion sei nur etwas für „Looser und Schwächlinge, Menschen ohne Willensstärke.“ Mit solchen Leuten will sie sich nicht abgeben. Schon gar nicht mit Priestern oder Ordensleuten, „Mega-Außenseiter, die nichts anderes machen können und auf diesem Weg etwas an Ansehen gewinnen wollen.“ So beschreibt sie ihre damalige Haltung.
Trotzdem begleitet sie den jungen Mann. In Medjugorje sucht sie nach Sehenswürdigkeiten: „Gibt es nicht wenigstens eine barocke Kirche, die man besichtigen kann?“ Nebenbei bemerkt: In der Brieftasche („Bei den Frauen ja meist wie eine Feuerwaffe, so vollgepackt, dass man damit jemanden erschlagen könnte“) befindet sich seit Jahren die kleine Marien-Medaille, die ihr die Mutter des Freundes aus Medjugorje mitgebracht hatte.
In der Nähe der Kirche spricht eine Pilgerin sie an, erzählt von ihrer Bekehrung in Lourdes. Justyna übt sich in Toleranz und hört zu. „Nein in die Messe, die jetzt beginnt, gehe ich auf keinen Fall,“ erklärt sie der jungen Frau, die sie überreden möchte. Sie bleibe draußen beim Gepäck, erklärt sie.
Für Gott ist das aber kein Hindernis: Dann kommt die Messe eben zu ihr. Wegen des großen Ansturms von Pilgern findet sie nämlich im Freien statt. Justyna hat null Interesse an der in kroatischer Sprache gehaltenen Feier. Als der Leib Christi bei der Wandlung hochgehoben wird, schaut sie kurz auf, um zu sehen, wie lange es noch dauert. Und mit einem Schlag trifft sie die Erkenntnis: Das hier ist alles wahr. Das da vorne, ist das eigentliche Leben – mein eigenes Leben aber führt mich auf einen Abgrund zu: „Ich erkannte plötzlich die Richtung, die mein Leben nehmen müsste und merkte, dass ich mich davon immer mehr fortbewegte. Für einen Moment spürte ich das starke Bedürfnis – das ich noch für recht suspekt hielt –, mit einem Priester zu reden.“
Am nächsten Morgen besucht sie die deutschsprachige Messe. Einen Priester anzusprechen, traut sie sich – die sonst nicht auf den Mund gefallen ist – erst acht Stunden später – den Erstbesten, der ihr über den Weg läuft. Ihr Gestammel versteht P. Stanislaus – er ist übermüdet und sehnt sich nach Ruhe – nicht recht, merkt aber, dass hier Wichtiges geschieht. Mit dem Priester auf einer Bank sitzend, erzählt Justyna erstmals aus ihrem Leben, über ihre Kindheit, ihre Familie. Das Gespräch tut ihr gut.
Für den nächsten Tag ist ein Aufstieg mit dem irischen Kollegen auf den äußerst steinigen Kreuzberg geplant: barfuß soll es sein, wie andere das auch tun – wer schon auf dem Berg war, weiß, was das an Sohlenschmerzen bedeutet! Dabei, so hatte der Priester geraten, sollte sie mit Jesus so reden, wie sie mit ihm geredet hat. Das versucht sie beim Aufstieg, aber es fällt ihr schwer, denn bis jetzt war sie mit ihren Gedanken ja stets allein gewesen. Da gab es kein Du. Und nun sollte sie ihre Gedanken an Gott, richten?!
Beim Abstieg spürt sie wie eine Art physische Macht sie packt. Und schon kehren ihre Gedanken ins Negative: „Bist du jetzt ganz deppert. Führst jetzt Selbstgespräche?“ spricht sie erbost zu sich selbst. (Wir können uns vorstellen, wer da mit der Paulusartigen Bekehrung der Intellektuellen gar nicht einverstanden ist!)
Justyna hat nun genug von der Verwirrung, sie will ins Quartier, zusammenpacken und weg. Auf dem Weg dorthin begegnet ihr P. Stanislaus. Zufall? „Wie geht’s?“ „Gar nicht. Alles an der Kirche ist falsch,“ entgegnet sie aufgebracht und wirft dem Priester alle gängigen Vorwürfe gegen Glaube und Kirche an den Kopf: Sex und Verhütung, Homosexuelle, wiederverheiratete Geschiedene usw. Wieder nimmt sich der Pater ein paar Stunden Zeit für sie.
Der „Mega-Außenseiter“ tut es nicht nur an diesem Abend sondern an jedem der nächsten fünf Tage, die Justyna in Medjugorje verbringt. Fragen über das Leben, den Glauben, die Kirche, vieles kommt zur Sprache. Lächelnd und dankbar erinnert sie sich: „Er war eigentlich cool, hat sehr praktisch gesprochen, mich nicht überfordert. Die Liebe, die er mir entgegengebrachte, die Zeit, die er mir schenkte, ohne auf die Uhr zu schauen… Ein großes Zeugnis für mich: Ich habe gemerkt, dass er das lebt, wovon er spricht, dass das, wofür er sich entschieden hatte, richtig – im Sinne von wahr – ist. Er war der Wahrheit gefolgt. Die Liebe Christi ist für mich durch ihn gegenwärtig geworden,“ freut sich Justyna, die damals ihre Meinung über die Priester revidiert hat.
In Medjugorje geht sie nun jeden Tag in die Messe, jedoch nicht zur Kommunion. „Davor hatte ich zu großen Respekt.“ Sie hatte nämlich das große Problem, einer Person, die sie sehr verletzt hatte, nicht vergeben zu können, wie sie es aber im Vaterunser betet. Ohne Vergebung jedoch, sagt sie zum Priester, sei es wohl nicht weit her mit ihrer „christlichen Karriere“. Versuche für die Person zu beten, schlägt ihr der Pater vor. Nein, auch das könne sie nicht.
„Dann bitte doch Jesus, statt dir zu beten“, rät der Priester. Also gut, das will sie versuchen. Am letzten Tag geht sie noch einmal auf den Kreuzberg. Es schüttet. Oben ist sie allein. Ohne recht zu wissen warum, hat sie nur eines im Herzen: „Einen Bund mit Ihm, dem unbekannten Gott, zu schließen: Okay, Du hast mir mein Leben gegeben, ich gebe es Dir zurück, ich schenke es Dir heute.“ So einfach ist das!
Nach der Messe am Abend macht sie sich wieder auf den Weg zu P. Stanislaus. Da kommt sie bei der Anbetung vorbei. Eigentlich weiß sie noch gar nicht, dass Christus hier in der Eucharistie gegenwärtig ist. Sie wirft also einen Blick auf diese weiße Scheibe – und wieder geschieht Wunderbares: Plötzlich ist all der Hass, der Groll wie weggefegt. „Alles Negative war weg. Es war fast so etwas wie Liebe, jedenfalls Wohlwollen da.“ Die Erschütterung, die Verwunderung über diese tiefe Wandlung der Gefühle – sie hat sich bis heute erhalten – ist Justynas Stimme auch jetzt noch anzumerken.
P. Stanislaus, dem sie bald darauf alles erzählt, ist beeindruckt: Justyna ist nun endlich reif für eine Beichte. „Ich denke, es war eine gute Beichte,“ erinnert sie sich froh. Am nächsten Tag fährt sie, sehr erleichtert, mit einem Rosenkranz und dem Neuen Testament – Geschenke des Priesters – direkt nach Hause. P. Stanislaus begleitet seither – wenn auch meist aus der Ferne – ihren Lebensweg.
In Wien hat sich scheinbar nichts verändert und doch ist für sie nichts mehr, wie es war. Wo findet sie eine katholische Gruppe? Das hatte ihr der Priester geraten. Die Kirche Maria vom Siege mit dem riesengroßen Plakat: „Es gibt einen, der Dich liebt: Jesus Christus“ ist ihr ein Begriff. Also geht sie dorthin.
Am Samstag war sie heimgekehrt und ab Donnerstag findet sie bei der Jüngergemeinschaft der Kalasantiner ein geistiges Zuhause. Von da an feiert sie dort regelmäßig die Hl. Messe und begegnet dabei der Mutter ihres ehemaligen Freundes. Diese erzählt ihr einmal, dass sie damals die Wallfahrt nach Medjugorje für sie gemacht hatte. „Das habe ich sehr schön gefunden,“ Justyna strahlt.
Die Diplomprüfung in Leoben schafft sie mit Auszeichnung. Schon vor ihrer Reise nach Medjugorje hatte die begabte Studentin sehr interessante Job?angebote gehabt. Doch, was sie vorher als lukrativ und attraktiv angesehen hatte, findet nun kaum mehr Anklang. Sie hatte das Wertvollste für ihr Leben erfahren. Darauf wollte sie aufbauen, auch wenn sie nicht weiß, wie es weitergeht.
Innerlich spürt sie: Sie soll Theologie studieren, aber da gibt es Widerstände. So betet sie: „Jesus, nach der jahrelangen Abneigung gegen alles, was mit Glauben und Kirche zu tun hat –alle wissen das ja – schaffe ich diesen gewaltigen Sprung nicht.“ Was also tun? Eltern, Kommilitonen und Professoren erwarteten, dass sie einen Super-Job annimmt.
Da ergibt sich die Gelegenheit an der Wirtschaftsuniversität in Wien einen Lehrgang für Strategisches Management zu belegen. Das setzt einerseits ihre Spezialisierung fort und klingt gut. Und so kann sie heimlich, nebenbei, Theologie inskribieren. Nach sechs Monaten erfährt ihr Vater davon: „Du wirfst dein Leben weg, machst den größten Fehler deines Lebens,“ ist nicht nur seine, sondern auch die Meinung der Mutter, als sie von der Entscheidung der Tochter hört.
Auch bei den Kalasantinern versucht man die Frischbekehrte zu bremsen. Justyna lacht: „Ich glaube, heute würde auch ich eine, die erst vor wenigen Wochen zum Glauben gefunden hat, bremsen. Wart ab, würde ich wohl sagen.“ Doch Justyna bleibt konsequent. Nach einem Jahr ist der WU-Lehrgang zu Ende. Nun ist für alle sonnenklar: Die überzeugte Glaubensgegnerin studiert Theologie. „Der tiefste Grund für dieses Studium war der Wunsch, das, was mir in Medjugorje geschenkt wurde, möglichst authentisch anderen Menschen weitergeben zu können.“
Eines merkt sie jedenfalls schnell: dass es wichtig ist, den neuen Weg nicht allein zu gehen. Die Gebetsgruppe der Jüngergemeinschaft, bei der sie bald Anschluss findet, ist da ganz wichtig: „Die Läuterung, die ich hier erfahren habe, hatte ich auch wirklich nötig,“ lächelt sie. Hier muss sie niemandem etwas vormachen: Sie wird angenommen, wie sie ist, samt ihren Schwächen, die sie erkennen lernt. Sie wird von den anderen getragen und auf die Talente, die Gott ihr mitgegeben hat, aufmerksam gemacht. Dadurch wird sie offener, lernt anderen zu vertrauen, andrerseits aber auch andere so anzunehmen, wie sie sind, ohne sie ändern zu wollen. Hatte sie früher allein auf sich selbst gebaut, so bietet ihr neues Fundament ungeahnte Möglichkeiten bei der Lebensgestaltung.
Nach drei Jahren in der Jüngergemeinschaft geht sie für ein Jahr als Missionarin nach Tansania: Bis August 2010 lebt sie mit einer Ordensgemeinschaft, unterrichtet Kinder in Englisch, hilft auf der Krankenstation, fährt kreuz und quer durch das Land, um Menschen zu begegnen. Deren Offenheit und Lebensfreude – trotz der großen Armut – beeindruckt sie tief. Sie lernt, besser auf Menschen zuzugehen, sich auf sie einzulassen, den Wunsch nach Zurückgezogenheit aus Liebe hintan zu stellen, um sich der Kultur des intensiven Miteinanders dort unterzuordnen.
Wieder zurück in Wien, lädt sie der Programmdirektor von Radio Maria zur Mitarbeit ein. Nachdem sie das Programm kennengelernt hat, beginnt sie im September 2010, sich mit den verschiedenen Diensten des Radios vertraut zu machen. Damals lernen auch wir sie kennen und schätzen. Als die bisherige Studiokoordinatorin sich ins Familienleben zurückzieht, übernimmt sie deren Arbeit und wächst erstaunlich rasch in die neue Aufgabe hinein.
Was verbindet Justyna sonst noch mit der Muttergottes? Da ist ihre Taufe in einer der Muttergottes von Tschenstochau geweihten Kapelle in Polen. An deren Gedenktag, dem 26. August, fand Justynas wunderbare Bekehrung statt. Auch der Tag ihrer Firmung, der 26. Mai, 9(!) Monate später, steht mit Maria in Verbindung: Da erschien die Gottesmutter einem Mädchen in Caravaggio und bat es, für den Frieden zwischen Ost und West zu beten. Im Rückblick erkennt Justyna, dass Jesus und Seine Mutter ihr Leben immer begleitet hatten. Die deutlichsten Zeichen dieser Gegenwart sind der Friede des Herzens zu dem sie seit ihrer Bekehrung gefunden hat und der sie nie wieder verlassen hat, und die Gnade, die ihr zuteil wurde, vergeben zu können, wo sie selbst dazu nicht fähig war. Diese wunderbaren Erfahrungen von Gottes Eingreifen möchte sie nun mit vielen teilen, um zu bezeugen: Für Gott – und das hat sie deutlich erfahren – ist nichts unmöglich.