Kinder sind ein “Frühling". Welche Bedeutung hat diese Metapher, die ihr für euer Jubiläum ausgesucht habt? Die Metapher führt uns zu jenem Horizont des Lebens, der Farben, des Lichts und Gesangs, der auch dem Frühling zu eigen ist. Die Kinder sind all dies auf ganz natürliche Weise. Sie sind die Hoffnung, die beständig aufblüht, ein Projekt, das stets neu vorangetrieben wird, die Zukunft, die sich uns rastlos eröffnet.
Sie sind die Blüte der ehelichen Liebe, die sich in ihnen wiederfindet und festigt. Wenn sie das Licht erblicken, tragen sie in sich eine Botschaft des Lebens, die letztendlich auf den Schöpfer des Lebens selbst hinweist. Besonders in den ersten Phasen ihrer Existenz benötigen sie alles von uns und sind somit ein natürlicher Ruf zur Solidarität.
Nicht zufällig lud Jesus seine Apostel dazu ein, das Herz eines Kindes zu haben. Heute möchtet ihr, liebe Familien, danksagen für das Geschenk der Kinder, und zugleich die Botschaft annehmen, die Gott euch durch ihr Leben schickt.
... Vergeßt jedoch nicht, euch zugleich Fragen zu stellen hinsichtlich eurer Rolle als Erzieher. Da ihr euren Kindern das Leben geschenkt habt, seid ihr auch beauftragt, sie ihrem Alter, ihren Interessen und Lebensentscheidungen entsprechend zu begleiten und für ihre Rechte einzustehen.
In unserer Zeit hat die Anerkennung der Rechte der Kinder zweifelsohne Fortschritte gemacht. Ein Grund zur Betrübnis liegt jedoch in der praktischen Mißachtung dieser Rechte, die sich in vielen und furchtbaren Angriffen auf die Würde der Kinder richtet. Wir müssen wachsam sein, damit das Wohl der Kinder stets an erster Stelle stehe, und zwar vom Augenblick an, in dem der Wunsch nach einem Kind entsteht.
Die Tendenz, bei der Zeugung zu moralisch unzulässigen Praktiken zu greifen, versinnbildlicht jene absurde Mentalität, die das “Recht auf ein Kind" einfordert, anstelle der rechtmäßigen Anerkennung des “Rechtes des Kindes", geboren zu werden und dann in ganz und gar menschlicher Weise aufwachsen zu können.
Wie andersartig und wie lobenswert ist hingegen die Praxis der Adoption! Sie ist ein Zeichen der Liebe, die zuerst das Wohl der Kinder und dann die Bedürfnisse der Eltern im Blickfeld hat.
... Euch, liebe Mütter, die ihr in euch den unbezwingbaren Drang zum Schutz des Lebens tragt, rufe ich auf: Seid immer Quelle des Lebens und nie des Todes!
An euch beide gerichtet, Väter und Mütter, sage ich: Ihr seid zu der hohen Aufgabe berufen, mit dem Schöpfer zusammenzuarbeiten, um das Leben weiterzugeben. Habt keine Angst vor dem Leben! Verkündet gemeinsam den Wert der Familie und den Wert des Lebens. Ohne diese Werte gibt es kein menschenwürdiges Leben!
Ansprache bei der Audienz zur Heiligjahrfeier der Familien am 14. Oktober 2000 am Petersplatz vor 250.000 Gläubigen aus aller Welt.