Wenn man mich fragt, was für mich beim Gebet besonders wichtig geworden ist, dann muß ich sagen, es ist vor allem die Haltung und der Wille, Gott meine Zeit und Aufmerksamkeit, genauer gesagt einen bestimmten Zeitabschnitt, ausdrücklich und ohne sonstige Nebenabsichten, zu schenken. Das heißt, etwas zu tun, das - würde es keinen Gott geben - überhaupt keinen Sinn hätte. Dieser Zeitabschnitt des strukturierten oder einfachen Gebetes ist nach weltlichen Maßstäben gemessen, verlorene Zeit.
Die Form, die ich dafür bevorzuge, ist die Meditation oder Betrachtung. Diese Betrachtung eines Bibelverses oder einer Begebenheit aus dem Evangelium läßt sich am besten im eigenen Zimmer machen. Mein geistlicher Begleiter (ohne den ich nicht weit gekommen wäre) hat mir geholfen, das (theoretische) Wissen um das Gebet in die Wirklichkeit umzusetzen.
Es ging zunächst einmal darum zu lernen, daß nicht schöne, berauschende oder erhabene Gefühle das Wichtigste sind, schon gar nicht das, was man direkt anstreben soll. Das Wichtigste ist, daß man um die richtige Gesinnung bittet und seinen Teil zu ihr beiträgt.
Wenn dann auch Gebet und Betrachtung, etwa im Rahmen von Exerzitien, manchmal trocken und langweilig sind, im nachhinein geht mir meistens auf, wozu das alles gut sein soll, bzw. daß der Wert des Betens nicht davon abhängt, welche schönen Gefühle sich dabei einstellen. Und das ist dann eine sehr erfreuliche Erkenntnis. Diese Freude ist nicht machbar, sie ist reines Geschenk, Antwort von oben und Bestätigung des Weges.
N.N.