VISION 20002/2001
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Gesundheit ist nicht alles

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In einem Interview für den “Rheinischen Merkur", zitiert auf der empfehlenswerte Homepage von “www.kath.net", wurde Kardinal Joachim Meisner unter anderem zum Thema “therapeutisches Klonen" befragt. Er gab zur Antwort:

Das Leben eines Menschen darf nicht Mittel zum Zweck werden. Zwar ist Organspende möglich, aber man darf nicht menschliches Leben vernichten, um anderes krank gewordenes oder alt gewordenes Leben zu reparieren. Denn die Philosophie hinter einem solchen Denksystem ist die Auffassung, das irdische Leben sei das einzige.

Es ist verräterisch, daß wir bei allen Glückwünschen immer sagen: Hauptsache gesund. Wieso ist denn die Gesundheit Hauptsache? Gesundheit ist ein sehr hohes Gut, aber sie ist nicht die Hauptsache. Das liegt darin, daß wir die ewige Seligkeit vertauscht haben mit irdischer Wohligkeit. Und unter den irdischen Wohligkeiten nimmt tatsächlich die Gesundheit den ersten Platz ein. Und weil das so ist, hat das ganze Gesundheitswesen fast einen kirchenähnlichen sakralen Charakter bekommen. Vom Gesundheitswesen, vom Arzt wird letztlich das Heil erwartet. Hier liegt übrigens der Grund dafür, dass wir einen Ärzteüberschuss und einen Priestermangel haben. Wenn ich an das ewige Leben nicht mehr glaube, dann brauche ich keinen Priester. Und wenn für das ewige Leben das irdische Leben dann auf den Plan tritt, dann brauche ich aber Ärzte, die mir dieses irdische Leben garantieren.

Also, das irdische Leben ist ein ganz hohes Gut, das wir zu hegen und zu pflegen haben. Aber es ist nicht der höchste Wert. Und aus der Überzeugung, daß es der höchste Wert sei, entsteht dann eben die Perversion, ungeborene Kinder zu töten, um reparaturbedürftiges älteres Leben wieder zu reparieren. Da der Anteil älterer Menschen also steigt, werden dann immer mehr Kinder, die an die Tür des Daseins klopfen, verjagt und abgetrieben.

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