VISION 20002/2001
« zum Inhalt Zeitgeschehen

Pressesplitter kommentiert

Artikel drucken

Hirntod: ein Skandal

Das historische Novum der Hirntoddefinition ist, daß einige wenige Spezialisten behaupten, sie könnten das Sterben und den Tod auf einen minimalen Zeitpunkt fixieren und rational erfassen. Da die Hirntoddefinition auf technisch abstrakten Kriterien beruht und die sinnliche Wahrnehmung von Todeszeichen - wie Aussetzen des Herzschlags, Leichenblässe, Erstarrung, Verwesungsprozesse - aufgegeben hat, haben sich in verschiedenen Ländern unterschiedliche Todesdefinitionen entwickelt, sodaß die neue Todesvorstellung flexibel geworden ist. Denn während in der Bundesrepublik Deutschland der Ganzhirntod, also der Ausfall der gesamten Hirntätigkeit, Voraussetzung für die Organentnahme ist, untersucht man beispielsweise in England nur die Funktionen des Hirnstamms und verzichtet auf die Darstellung der Hirnströme. ... Alle bei einem Hirntoten noch wahrnehmbaren Zeichen des Lebendigen werden als Reflexe betrachtet und im Rückenmark lokalisiert. In dieser Hirntodvorstellung wird das Rückenmark vom Gehirn vollständig abgetrennt. Dagegen ordnete man in der Harvard-Hirntoddefinition von 1968 - einem der ersten Kodizes für die Kriterien des Hirntodes - das Rückenmark als Teil des zentralen Nervensystems morphologisch noch dem Gehirn zu. Was die Spender tatsächlich empfinden, entzieht sich dem Wissen aller, aber auf jeden Fall deuten normalerweise in der Medizin die eben beschriebenen Reaktionen auf ein schmerzstimulationsbezogenes Verhalten hin. Und selbst wenn Bewegungen oder Blutdruckanstieg bei Hirntoten “reine" Rückenmarkphänomene sind, ist das kein Beweis für den behaupteten endgültigen Tod. Warum werden Narkotika (z.B. Fentanyl) und muskelentspannende Mittel während der Organentnahme verabreicht, wenn es sich um einen wirklich toten Menschen handelt? Daß hirnsterbende Menschen nichts mehr fühlen, ist bisher von niemandem bewiesen worden.

... Wenn wir Hardliner interviewt hatten, die uns - ohne es zu merken - mit schrecklichsten Zynismen konfrontierten, ist es uns danach immer sehr schlecht gegangen. ... Wenn etwa kalt und abgespalten über die hirnsterbenden Patienten als “Organangebote" gesprochen wurde; oder die Art, wie uns der Hirntod vermittelt wurde - siehe “Herz-Lungen-Pakte" - oder uns in der Deutschen Stiftung Organtransplantation die Organbehälter aus Styropor wie Werbeprodukte vorgeführt wurden. Es gab viele Situationen, in denen wir mit offenen Mündern dastanden und dachten, das kann doch alles nicht wahr sein. Wie geht unsere Kultur mit ihren Sterbenden und Toten um?

Der Standard v. 25.11.00

Soweit Anna Bergmann, Co-Autorin von “Herzloser Tod". Und tatsächlich spricht sehr viel dafür, daß ein Hirntoter eben nicht tot, sondern sterbend ist. Ihm Organe zu entnehmen - in Österreich darf dies sogar ohne Zustimmung geschehen - bleibt ein äußerst fragwürdiges Vorgehen.


Sich kränken macht krank

Siegfried Geyer (“Macht Unglück krank?" Juventa Verlag, Weinheim u. München 1999) hat drei Krankheiten genau daraufhin untersucht, ob ihnen bestimmte belastende Ereignisse vorausgingen: Depression, Mammakarzinome (Brustkrebs) und Herzinfarkt. Er kam zu dem Schluß: Lebensverändernde Ereignisse können in unterschiedlicher Weise an der Entwicklung und dem Ausbruch von Erkrankungen beteiligt sein.

So waren es bei Depression Verlustereignisse unterschiedlicher Art, bei Mammakarzinom waren es besonders schwere Verluste, vor allem Todesfälle - oder auch ein nicht so “schwerer" Verlust, aber gepaart mit niedriger oder keiner sozialen Unterstützung. ... Besonderes Gewicht hatte es z.B., wenn mit dem Todesfall der wichtigste Ansprechpartner und damit soziale Unterstützung auf (zumindest längere) Dauer abhanden kam. Für Herzinfarkt hingegen hatte die Dimension “Verlust" keine Bedeutung. Hier standen Ereignisse im Vordergrund, die mit Fehlschlägen beim Anstreben wichtiger Ziele verbunden sind, also Mißerfolg oder Enttäuschungen. Außerdem ging es hier im Unterschied zu Depression und Brustkrebs um chronische Bedingungen - wie z.B. eine ständige starke Arbeitsbelastung....

Unterschiedlich sind nach dieser Studie auch die “Vulnerabilitätsfaktoren": Depressionen z.B. nach dem Verlust des Arbeitsplatzes traten dann eher auf, wenn der Betreffende schon früher Verlustereignisse (mit ihren Auswirkungen auf die Persönlichkeit) hatte und sozial nicht oder wenig unterstützt wurde. Beim Brustkrebs waren es erbliche Veranlagung und fehlende Unterstützung. Das Herzinfarktrisiko wird, wie bekannt, durch Rauchen und Alkoholkonsum erhöht.

Ein Schluß, den Geyer aus seinen Studien zieht, ist: Für Entwicklung und Ausbruch von Erkrankungen haben chronische Schwierigkeiten eine wesentlich geringere Bedeutung als bedrohliche Ereignisse.

beziehungsweise 22/00


Kränkungen finden auch in der Selbstmordstatistik ihren Niederschlag:

Führend bei Selbstmorden

Statistisch gesehen nehmen sich in Österreich jeden Tag zwischen vier und fünf Menschen das Leben. Das macht im Jahr an die 1.600 Suizide. ... Damit ist Österreich zwar im internationalen Suizidraten-Spitzenfeld, wird aber immer noch etwa von den Ungarn, den Finnen, den Esten, den Letten oder den Litauern übertroffen, die mit über 30 Suiziden auf 100.000 Einwohner das düstere Ranking anführen... Bezogen auf den Familienstand sind Geschiedene beiderlei Geschlechts am stärksten suizidgefährdet: wobei geschiedene Männer auf die extreme Rate von 120 kommen, geschiedene Frauen auf 26. Die Ehe scheint präventive Wirkung zu haben, denn die eindeutig geringste Suizidrate haben die Verheirateten vorzuweisen...

Der Standard v.. 25.1..00


Was macht Ehebeziehungen stabil ?

Warum funktionieren manche Ehen, warum werden andere geschieden? Auf Fragen wie diese versuchten die beiden US-Wissenschafter John Gottman und Robert Levenson in einer über vier Jahre reichenden Studie ... Antworten zu finden. Ihre Ergebnisse sind teils überraschend, teils bestätigen sie den “gesunden Menschenverstand". Ein interessantes Ergebnis ist: Für eine Beziehung ist es offenbar nicht so wichtig, daß Konflikte gelöst werden, sondern wie sie geführt werden.

Gottmans und Levensons Studien bestätigten auch ein “Stereotyp": Je nach Geschlecht bleiben unterschiedliche Affekte gegenüber dem Partner stabil - und zwar Streitlust, Dominanz, Verachtung und Angst bei den Männern, Abwehr und Jammern bei den Frauen. Unabhängig vom Geschlecht blieben defensives Verhalten, Rückmeldungssignale des Zuhörers und Humor über die Jahre erhalten. Untersucht haben die Wissenschafter das unter anderem dadurch, daß sie (via Video) den Eheleuten bei Gesprächen zusahen und ihren Gesichtsausdruck, ihre Körperhaltung bzw. Äußerungen deuteten.

Aber überraschenderweise haben sich nicht nur die “Affekte" gegenüber dem Ehepartner erhalten, auch die Inhalte der Konflikte, also die Streitpunkte. Die Paare wurden zu Beginn der Studie und nach vier Jahren nochmals aufgefordert, sich über die wichtigsten Konfliktpunkte ihrer Beziehung zu unterhalten. Und die meisten Paare - die “glücklichen" wie die “unglücklichen" - sprachen zu beiden Zeitpunkten von denselben Themen. Offensichtlich sind die meisten Eheprobleme also “Dauerthemen", die nie gelöst werden.

Es scheint also, als käme es in einer Ehe nicht so sehr darauf an, daß Konflikte gelöst werden, sondern darauf, wie die Partner miteinander umgehen und sich fühlen, während sie über problematische Themen diskutieren. ...

Zuneigung, Bewunderung des Partners, Wir-Gefühl, wenig physiologische Aktivität, Ausgleich von negativen Emotionen durch Humor und Versöhnung sind Anzeichen für eine beständige Ehe. Verachtung, Verletzung, Rückzug, Verleugnung deuten auf den Niedergang der Beziehung hin.

beziehungsweise 23 / 00


Humor ist also wichtig - aber nicht nur für die Stabilität von Ehen, sondern auch für die Gesundheit:

Lach doch mal!

Wenn es nach dem geht, was Experten schon lange vermuten, dann haben fröhliche, positive Typen beispielsweise weniger Schnupfen und Husten, denn für das Immunsystem soll Lachen eine regelrechte Kraftnahrung sein. So hat schon vor Jahren eine amerikanische Studie ... ergeben, daß sich beim Lachen Immunstoffe erhöhen, die indirekt positiv auf die menschlichen Zellen und die Körpersäfte (Blut, Speichel...) wirken. ... Weltweit Schlagzeilen machte auch die Geschichte des Amerikaners Norman Cousins, der an einem schmerzhaften Knochenleiden erkrankte. Nachdem ihm die Ärzte wenig Hoffnung auf Heilung gaben, entwickelte er sein eigenes Konzept zur Verbesserung der Körperchemie durch positive Gefühle.

Unbeweglich geworden, schaute er sich vom Krankenbett aus komische Filme an. Es funktionierte, schrieb er in seinem Buch “Der Arzt in uns allen". Er machte die Entdeckung, daß schon nach zehn Minuten echtem, zwerchfellerschütterndem Lachen eine lindernde, fast anästhetische Wirkung eintrat und er zwei Stunden lang schmerzfrei schlafen konnte. Norman Cousins Zustand verbesserte sich nach und nach so weit, daß er wieder arbeiten und sogar reiten und Golf spielen konnte.

medizin populär 1/98

Und weil wir beim Lachen sind:

Tolle Werbung mit Kondomen

Im Auftrag vom “Kunstkatalog.at" und in Zusammenarbeit mit der Aids-Hilfe bieten wir Ihnen eine interessante Idee an, die für unsere Künstler sehr vielversprechend ist. Im Internet werden ... mittels einer künstlerisch gestalteten Postkarte als Gag gratis Kondome verschickt. So erklärt sich der Begriff “Kunst und Kondome". Auf der Postkarte sind Kunstwerke nationaler Künstler zu bewundern. Die Idee bekommt dabei einen Schneeballeffekt. Sobald die erste Karte mit dem Kunst-Kondom verschickt wurde, wird der Empfänger mit großer Wahrscheinlichkeit ins Internet einsteigen, um auch mehrere Kunst-Kondome als Gag weiterversenden zu können. ... So beginnt der Schneeballeffekt automatisch, und man unterstützt den Kunstverein und die Aids-Hilfe Austria mit einem lustigen Gag, der Kunden jeder Altersschicht anspricht. ...

“Licht & Kunst" info@kunstkatalog.at

Es müssen große Künstler sein, die sich so selbstlos für dieses geniale Projekt einsetzen. Und welch ausgeprägter Sinn für Humor! In den USA dürfte man in Sachen Umgang mit der Sexualität im Vergleich dazu doch schon einen Schritt weiter sein- obwohl es wahrscheinlich auch dort solche Spaßvögel wie bei uns gibt.


Wahre Liebe wartet

Amerikanische Teenager, die sich verpflichten, bis zur Ehe keinen Sex zu haben, halten sich tatsächlich eine ganze Weil an ihr Gelübde: Amerikanische Untersuchungen zeigen, daß diese Jugendlichen ihren ersten Sex wesentlich später erleben als ihre Altersgenosse - und zwar 18 Monate später. Prof. Peter S. Bearman von der Columbia Universität, der eine Studie mit über 90.000 Mädchen und Jungen durchgeführt hatte, berichtet, daß sich seit 1993 etwa drei Millionen Teenager in den USA in Kampagnen wie “Wahre Liebe wartet" verpflichtet haben, jungfräulich in die Ehe zu gehen. In den USA wird sei einigen Jahren ... verstärkt für sexuelle Enthaltsamkeit geworben. Dafür stehen annähernd 900 Millionen Mark aus staatlichen Mitteln zur Verfügung. Fast ein Viertel der an den High Schools tätigen Sekundarstufenlehrer geben an, Abstinenz als einzig wirksame Methode der Empfängnisverhütung zu lehren. PURmagazin 2/01


Y2K - eine Jahrhundertidee

Weltweit wurden geschätzte 600 Milliarden Dollar in die Rettung der Computer-Systeme investiert. Wir erinnern uns an die Gänsehaut-Szenarien. Aufgrund von Software-Fehlern können beim Datumssprung von 1999 auf 2000 Flugzeuge abstürzen, Lifte stecken bleiben, Steuerungsanlagen kollabieren oder ähnlich Schlimmes passieren. Das befürchtete Chaos bei den elektronischen Rechenknechten blieb aus. Es ist auch nicht bekannt, daß ein heimisches Unternehmen durch den sogenannten Millenniumsbug in eine Existenzkrise geriet. Geschweige denn, Konkurs anmelden mußte.

KSV-Aussendung v. 17.1.01

Was für ein genialer Einfall, weltweit den Umsatz einer Brachen zu steigern - und wie!


Fernsehen über alles

Die Kinder in Deutschland sitzen im internationalen Vergleich nicht ganz so lange vor dem Fernseher. Pro Tag verbringen sie rund 1,5 Stunden mit Fernsehen und liegen damit auf Platz zwölf im Vergleich von mehr als 50 Ländern. Dies ergab die Studie Television 2000 des Kölner TV-Vermarkters IP Deutschland... Weltmeister sind in der Rangliste die Kinder in Mexiko. Sie schaffen es durchschnittlich auf etwa 175 Minuten. Auf Platz zwei folgen die Kinder in den USA mit circa 170 Minuten und die in Polen mit rund 160 Minuten. ... Fernsehen sei nach wie vor für die Werbewirtschaft das reichweitenstärkste Medium. In den untersuchten 40 Ländern mit 1,4 Milliarden Fernsehzuschauern ... wurden 1999 etwa 120 Milliarden Euro in die TV-Werbung investiert.

Die 29 Jahre alte Lebensmittelkontrolleurin Coby Bos hat bei einer niederländischen Fernsehshow den 33 Jahre alten belgischen Multimillionär Stefan Kerkhofs als “Hauptpreis" gewonnen. Vor laufenden Kameras gaben sich die beiden in der Sendung “Ja, ich will einen Millionär" bei Privatsender RTL4 am Sonntagabend das Eheversprechen. Es war die erste TV-Hochzeit in Europa, bei der sich das Paar vorher nicht kannte. ... Vor einer Woche hatten 46 Frauen um den unbekannten Millionär in der TV-Show geworben. Er hatte dann fünf ausgewählt. Diese wurden in der vergangenen Woche in täglichen Sendungen den Zuschauern vorgestellt. Aus den drei letzten Brautkandidatinnen wählte Kerkhofs nun seine Braut.

Tagespost v. 12.10.00

Das Fernsehen ist zu einer Schlüsselstelle der Gesellschaft geworden. Immer weniger begnügt es sich nun mit seiner bewußtseinsbildenden Funktion. Immer mehr wird versucht, aktiv Geschichte zu gestalten.

© 1999-2024 Vision2000 | Sitz: Hohe Wand-Straße 28/6, 2344 Maria Enzersdorf, Österreich | Mail: vision2000@aon.at | Tel: +43 (0) 1 586 94 11