Flughafen von Montreal: Fröhlich klingt eine Gitarre durch die Ankunftshalle. So begrüßen wir, eine Gruppe Jugendlicher, mit frohem Gesang ein Mädchen aus Österreich...
Vom Flughafen geht es dann heim in ein großes Haus, das der Bischof zur Verfügung gestellt hat. Für sieben Monate wird es eine Gemeinschaft junger Leute beherbergen, die diese Zeit ganz Gott schenken wollen: Die Rede ist von “Youth Blaze", einer Schule des Gebets und der Evangelisation, eine Gründung von Randa Malaty.
1994/95 hatte sich die junge Kanadierin auf den Weg nach Frankreich gemacht, um dort an einer von P. Daniel Ange gegründeten Evangelisationsschule teilzunehmen. Und sie kehrte so begeistert von ihren Erfahrungen dort zurück, daß sie dasselbe Projekt in Kanada startete. Bald schlossen sich ihr Laien und Priester an. Die ersten Studenten fanden sich ein. Und jetzt gibt es die Schule schon seit einigen Jahren für junge Leute von 18-30 Jahren. Das Programm der Schule umfaßt vier Schwerpunkte.
Leben in Gemeinschaft: Junge Leute aus der ganzen Welt, Burschen und Mädchen, leben 24 Stunden am Tag zusammen und machen alle anfallenden Arbeiten selbst. Obwohl wir alle dasselbe Anliegen haben, ist so ein intensives Gemeinschaftsleben nicht einfach. Darum versuchen wir den Tag nie zu beenden, ohne einander um Verzeihung zu bitten, falls während des Tages etwas vorgefallen sein sollte, wo wir uns gegenseitig verletzt haben.
Das Ziel ist es, eine gute Freundschaft mit jedem zu entwickeln. Auch versuchen wir, alle unsere Dienste aus Liebe zu Gott und den Nächsten zu tun, wie es die heilige Therese von Lisieux, eine Patronin der Schule, in ihrem “kleinen Weg" zur Heiligkeit lehrt.
Das ist allerdings nur durch das Gebet - ein weiterer Schwerpunkt der Schule - möglich: Jeder Tag wird mit gemeinsamem Gebet begonnen, an das sich eine Zeit für persönliches Gebet anschließt. Täglich wird auch die Heilige Messe gefeiert. Während des Tages gibt es außerdem eine Zeit des Lobpreises, der Anbetung und vor dem Schlafengehen beten wir den Rosenkranz. Durch das Gebet lassen wir uns von der Liebe Gottes erfüllen, machen Erfahrungen mit dem lebendigen Gott, von dem wir dann auf Mission anderen Leuten erzählen.
Doch halt, da fehlt noch was: Um von Gott reden zu können, müssen wir auch etwas von Ihm wissen! Obwohl wir vorher gemeint hatten, wir wüßten schon genug von Gott, werden wir beim Unterricht, der ein weiterer Schwerpunkt der Schule ist, eines Besseren belehrt.
Von Lehrern, die aus ganz Amerika, aber auch aus Europa zu uns kommen, erfahren wir, daß Gott viel größer ist, als wir uns das je hätten vorstellen können. So erkennen wir das Wirken Gottes in den Heiligen, in Geschichte und Gegenwart, wir tauchen ein in die wunderbare Lehre der Kirche. Geübt wird auch, wie man auf Fragen nach unserem Glauben antwortet. So bereiten wir uns auf die Mission vor, besonders unter Jugendlichen, die sich oft brennend für das interessieren, was wir ihnen zu sagen haben.
Damit sind wir auch schon beim wichtigsten Anliegen der Schule, der Mission, dem vierten Schwerpunkt: der Mission in Schulen, auf den Straßen, in Jugendgruppen, Pfarren, aber auch in Gefängnissen, Altersheimen und Krankenhäusern. Überall dort besuchen wir die Leute einfach nur, dienen ihnen und erzählen ihnen von Gott. Dabei verstehen wir uns aber nicht als Prediger, sondern als Zeugen der Liebe Gottes. Mit Liedern, kurzen Sketches und persönlichen Zeugnissen berichten wir von Gottes Wirken in unserem Leben. Oft erleben wir dann, wie Menschen von Gott berührt werden.
Aus den vielen Erlebnissen seien zwei herausgegriffen.
Vor unserer ersten Mission war ich, Roland, ganz schön mutlos. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß wir, ganz normale Leute mit all unseren Fehlern und Ängsten, etwas bewirken könnten. Eines Abends sprach ich mit meinem geistlichen Begleiter darüber. Er gab mir zur Antwort: “Roland, Ihr tut Gottes Arbeit. Darum wird Er euch schon beistehen und Seine Wunder zeigen."
Mit zitternden Knien gingen wir dann am ersten Tag der Mission in ein Gefängnis. Hinter uns fielen die Türen zu. Wir begannen mit unserem Programm vor einer Gruppe von acht jungen Frauen. Bei einem Lied, das von der Liebe Gottes sprach, fingen zwei von ihnen zu weinen an - und plötzlich war Gottes Gegenwart spürbar. Später erfuhren wir, daß die Mädchen Prostituierte und die meisten von ihnen HIV-positiv waren. Das war das erste kleine Wunder Gottes schon am ersten Tag. So habe ich erkannt, daß wir nicht auf unsere eigene Stärken zählen dürfen, sondern daß wirklich Gott in unserer Schwachheit wirkt.
Ein anderes Mal habe ich, Franz, an Einkehrtagen für eine Gruppe von 14- bis 16jährigen in einer Pfarre mitgewirkt. Viele von ihnen hatten eigentlich kein Interesse am Pfarrleben, gingen nicht zur Kirche. Weil es aber eine Schulveranstaltung war, nahmen nun doch 40 Jugendliche an der Einkehr teil.
Wir haben viele Lieder gesungen, einige Szenen gespielt und ein paar Impulsreferate über den Glauben gehalten. Am Abend stand eine eucharistische Anbetung mit Möglichkeit zur Beichte auf dem Programm. Würde jemand dieses Angebot annehmen?
Wir baten Jesus, Er möge viele Herzen berühren. Und siehe da: Mehr als die Hälfte der Teilnehmer gingen zur Beichte! So waren am nächsten Tag viele von ihnen schon offen für das, was wir über Jesus erzählten. Alle zwei Tage hindurch haben wir natürlich das Geschehen immer auch mit Spaß und Spielen aufgelockert.
Als wir in der folgenden Woche den Pfarrer besuchten, erzählte er uns, daß die Beichten seiner Pfarrjugendlichen für ihn wie ein Wunder gewesen wären. Viele hätten Jesus in ihr Herz gelassen. Welche Freude, als wir da hörten, was Jesus in den Tagen gewirkt hatte!
Im Rückblick auf unsere sieben Monate in Kanada müssen wir feststellen: Es war eine gnadenreiche Zeit, in der wir viel erlebt haben und tiefe Erfahrungen für unser ganzes Leben machen durften. Danke Jesus.