Elternliebe ist nur dann christlich wahr, wenn sie aus der “Agape" lebt, der Liebe, die weh tut. Wenn sie nicht bloß aus einer affektiven, natürlichen Zuwendung zum Kind kommt.
Wir erleben zur Zeit das Phänomen, das man fast die Vergötzung des Kindes nennen könnte. Da die Zeugung zur planbaren Produktion geworden ist, darf es nicht wundern, daß Eltern auch ihr geborenes Kind als ein solches Produkt ihrer selbst behandeln. Man macht Kinder. Und durch Erziehung und Verwöhnung soll auch das geborene Kind gemacht werden - zu einem Abbild der eigenen elterlichen Fähigkeiten.
Mag sein, daß dies etwas plakativ ist, aber ich habe oft den Eindruck, daß die Liebe zum Kind oft nicht die Liebe zu einem neuen unverfügbaren Geschöpf, sondern eine subtile Form von Eigenliebe ist.
Kinder und Jugendliche sind aber der Frühling der Kirche und der ganzen Gesellschaft. Viele Jugendliche sind jedoch durch eine falsche Erziehung schon in der Adoleszenz vergreist, verwintert. Sie haben schon alles an Angeboten genossen und sind nicht wirklich mehr bereit, Großes vom Leben zu erwarten.
Die Erziehung, die sich so sehr um Ballettkurse und Judoschulung der Kinder sorgte, hat sie in einem dumpfen Materialismus gelassen, ohne ihnen die Augen für das geistige Leben zu öffnen.
Wenn die Ehe aber Sakrament ist, also Gnadenwirklichkeit, und nicht nur bloß Schöpfungswirklichkeit, dann ist sie eben in den Raum des übernatürlichen Lebens gestellt und hat die Aufgabe, die Augen der Kinder für dieses göttliche Leben zu öffnen. Die religiösen Vollzüge in der Familie sind dabei priesterlicher Art.
Ihre Wurzel ist freilich nicht das Dienstpriestertum, sondern das allgemeine Priestertum von Ehemann und -frau, von dem das Konzil es wagt, es in die Ebene einer Weihe zu stellen. Die Mutter ist folglich Priesterin in Bezug auf Ehemann und Kinder, dasselbe gilt für den Ehemann.
Vielleicht gilt es auch für die Kinder, da wir oft erleben, daß Kinder ihre Eltern wieder in die Kirche ziehen und damit unbewußt eine priesterliche Funktion gegenüber ihren nicht so gläubigen Eltern ausüben. Jedenfalls betont die Kirche, daß die erste Pflicht der Eltern darin besteht, ihr Kind in die grundlegenden Wahrheiten des christlichen Lebens einzuführen.
Natürlich spielt hier das gute Beispiel eine Rolle und das Gebet für die Kinder. Aber das wäre der Kirche noch zu wenig. Nur stillschweigend Beispiel geben und stillschweigend beten - das reicht gerade heute durchaus nicht, wo es so viele laut schreiende Miterzieher gibt.
Hier müssen die Eltern klug sein, sie müssen mit Klugheit wachen, sie müssen Literatur lesen, um auch argumentieren zu können. Hier müssen sie eben vieles durch ihre konkrete, kluge, vom Heiligen Geist letztlich mitgewirkte Unterweisung neutralisieren, was ihren Kindern schaden könnte.
P. Karl Wallner OCist
Aus seinem Vortrag beim “Symposium Hauskirche".